Jon & Jenny. Arndt Mauer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arndt Mauer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960742043
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den wir auf dem Camp gebaut haben. Da entspannen wir uns oft in der Mittagspause. Oder auch zwischendurch, das ist gut, um neue Ideen zu bekommen.“

      „Minigolf?“, fragte Tim und hüpfte auf seinem Sitz auf und ab. „Super, da werde ich jeden Tag üben!“

      Bryan Daley nickte und fuhr fort: „Außerdem haben wir im Camp einen Fitnessraum, wo ihr euch austoben könnt, wenn ihr Lust habt. Direkt daneben befindet sich der Pool. Und es gibt ein Spielzimmer mit einem Flipper, Billard, Tischfußball und ein paar coolen Videospielen für die neue Playbox.“

      Jetzt war es Adam, dessen Stimme sich fast überschlug. „Stark! Ich hätte nie gedacht, dass Wissenschaftler zocken würden!“

      „Na, wir wollen ja auch ein bisschen Spaß haben. Wenn man nur über der Arbeit sitzt, kann man sich irgendwann gar nicht mehr konzentrieren“, antwortete Daley. „Ich mag vor allem die Mountainbikes. Super, um durch die Wüste zu fahren. Aber wisst ihr, was noch viel besser ist?“ Er machte eine Pause. „Ich weiß nicht, ob ich es schon verraten soll, ich glaube, euer Vater hatte es als Überraschung geplant.“

      Wie aus einer Kehle riefen Adam und Tim: „Was ist es?“ Jenny und Jon stimmten mit ein.

      Daley lachte. „Na gut, ich werd’s euch sagen. Aber tut so, als ob ihr überrascht wärt, wenn ihr die Dinger seht. Dr. Kolla hat Karts gekauft. Mit denen macht es richtig Spaß, über Sand zu fahren, glaubt mir!“

      Diese Neuigkeit löste sofort eine Diskussion unter den vier aus, bei der alle vor Aufregung durcheinanderredeten. Sie zogen sogar in Erwägung, Bryan zu fragen, ob er sie zurückfahren könnte, verwarfen den Gedanken aber. Wenn er sich die Mühe machte, ihnen die Gegend zu zeigen, wäre das undankbar. Sie würden noch genug Zeit haben, die Karts auszuprobieren. Und dieser Tag versprach auch einiges. Die Freunde überlegten, wo es hinging.

      Jenny beugte sich nach vorn, um zu fragen.

      „Ich möchte euch ein kleines Kunstwerk der Natur zeigen. Eine Felsformation“, antwortete der Forscher. „Sie ist beeindruckend. Lasst euch einfach überraschen.“

      Beeindruckend war sie wirklich, diese Felsformation.

      Sie standen vor einer Art Tor – nicht von Menschenhand gebaut, die Natur hatte es so geformt. Etwa zwanzig Meter türmte sich der rötliche Stein über sie hoch und schlug einen flachen, halb so breiten Bogen. Viele weitere Felsen drängten sich neben dem Tor zu einer zerklüfteten Wand zusammen. Bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, dass das Tor selbst nicht aus einem Stück, sondern aus drei Brocken bestand.

      „Na, wie gefällt es euch?“, fragte Bryan Daley. Und in ihr Staunen hinein fuhr er fort: „Das ist noch nicht alles. Kommt mit!“ Er deutete nach vorne und ging durch das Tor.

      Tim entfuhr ein „Wow“, als er zusammen mit den anderen sah, was Bryan ihnen zeigen wollte. Wenige Meter hinter dem Tor fiel der Boden steil ab. Sie standen auf einer Anhöhe, darunter erstreckte sich bis zum Horizont die Wüste.

      Jennys Stimme war etwas leiser als üblich. „Das hat sich ja wirklich gelohnt, hierhin zu fahren. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Gegend so schön aussehen kann …“

      Bryan breitete die Arme aus. „Es ist ein erhebendes Gefühl, nicht wahr? Ich liebe den Ort hier. Er wird Himmelspforte genannt. Oder auch Höllentor. Je nachdem.“ Er lachte.

      Jon packte das Minilab aus der Tasche und wählte die Fotofunktion aus. „Das wird das erste schöne Bild dieses Urlaubs“, sagte er.

      „Hey, du hast doch eins von uns drei am Flughafen gemacht!“, erinnerte Adam ihn.

      „Ich weiß“, entgegnete Jon, während er sich auf die Fotoeinstellungen konzentrierte, „ich weiß.“

      Bevor Adam darauf etwas erwidern konnte, ertönte ein lauter werdendes Piepen. Es war das Smartphone von Bryan.

      Als er das Telefon vom Ohr sinken ließ, zuckte sein Mundwinkel leicht. „Schlechte Neuigkeiten, Leute: Wir müssen zurückfahren. Ich werde im Labor gebraucht.“

      *

      10

      Die Rückfahrt dauerte deutlich kürzer als die Hinfahrt, was daran lag, dass Bryan vorher extra einen Umweg genommen hatte, damit sie den Steilhang nicht vom Auto aus sehen würden. Vom Camp ließ er sich zu Fuß vermutlich in einer guten halben Stunde erreichen.

      Bryan stellte den Wagen auf dem Parkplatz zu den anderen Camp-Fahrzeugen und lief zum Labor, nachdem er sich für das abrupte Ende ihres gemeinsamen Tages entschuldigt hatte. Genaue Auskunft, warum er gebraucht wurde, hatte er nicht gegeben. „Mir kommt das komisch vor“, überlegte Jenny laut. „Was kann denn so wichtig sein, dass sie nicht noch ein paar Stunden auf einen ihrer Assistenten verzichten können?“

      „Einiges“, bemerkte Jon. „Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter führt vielleicht Tests durch oder so. Die sind die Hände, ihre Chefs das Hirn. So ungefähr jedenfalls.“

      Adam drängte sich zwischen sie. „Dann stellt sich aber die Frage, Stephen Jonking, wieso sie nicht irgendjemand anderen nehmen konnten. Hier gibt’s doch genug Forschervolk. Erst degradieren sie Bryan zum Kindermädchen und kurz danach lassen sie ihn wieder antanzen?“

      „Vielleicht, weil sie einfach jeden brauchen“, meinte Jon nachdenklich. „So langsam möchte ich wirklich wissen, was hier im Gange ist.“

      Sie schwiegen eine Zeit lang. Plötzlich hüpfte Tim nach vorne. „Hey, wir könnten uns doch jetzt mal die Karts ansehen! Was haltet ihr davon?“

      Adam schlug die Hände zusammen und rief: „Stimmt ja! Die haben wir total vergessen! Unglaublich! Wo sind die?“

      „Mist, wir hätten Bryan fragen sollen“, stellte Jon fest.

      „Ist doch egal“, sagte Jenny, „so viele Möglichkeiten kann’s hier ja nicht geben. Fragen wir einfach jemand anderen.“

      „Stimmt“, nickte Jon, „lasst uns zu der Sekretärin gehen. Die wird das wissen.“

      Mrs Sanders war eine füllige Frau, an der die vorherrschende Hektik abzuperlen schien. Sie hatte die vier deutschen Jugendlichen nach ihrer Ankunft mit Plätzchen und Getränken versorgt und war damit auf deren Sympathieskala weit nach oben geschossen.

      Als Jenny, Jon, Adam und Tim das Büro von Mrs Sanders betraten, telefonierte die Sekretärin. In einer Reihe warteten sie nebeneinander vor dem Tresen. Jenny rechts außen ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Da hingen ein paar Dokumente an der linken Wand, Urkunden wahrscheinlich. Auf dem Schreibtisch standen drei Fotos, von denen Jenny nur eines halbwegs erkennen konnte. Darauf war ein Mann mit zwei Kindern, alle hatten einen Fisch in der Hand, den sie dem Fotografen präsentierten. Ihr Blick glitt weiter über den modernen Computer, die Aktenschränke und die rechte Wand auf den Tresen vor sich. Direkt daneben nahm sie eine Bewegung am Boden wahr. Als Jenny genauer hinsah, schrie sie auf. Schamesröte stieg ihr ins Gesicht, aber sie musste einfach schnellstmöglich zurückweichen: Kakerlaken. Sie krabbelten an der Wand entlang auf den Tresen zu, krabbelten wieder zurück, krabbelten erneut zum Tresen und diesen hinauf.

      Mrs Sanders hatte ihr Telefonat unterbrochen und hielt den Hörer mit der Hand zu. Als sie nach vorne kam und die Kakerlaken sah, zog sie erstaunt die Augenbrauen hoch.

      Jon und Adam blieben auf der anderen Seite des Zimmers stehen, nur Tim kam näher und suchte offenbar das Gespräch mit den Insekten.

      Nachdem sie den Anrufer verabschiedet hatte, ging Mrs Sanders am linken Ende des Tresens vorbei zu den vier Jugendlichen. „Tut mir leid, meine Lieben“, sagte sie an die Kakerlaken adressiert, „aber ihr habt euch den falschen Ort zum Klettern ausgesucht!“ Sie drehte sich zu Jenny und den Jungs und lachte: „Keine Sorge, mit denen werde ich schon fertig! Im Schrank steht ein Spray, das Ungeziefer vertreibt. Die müssen sich wohl verlaufen haben!“ Mit einem Kopfschütteln fügte sie an: „Mir sind hier jedenfalls sonst noch