Die Absicht dahinter ist, die Maschinen in jedem niedergelassenen Wahlvorstand zu platzieren und durch die Bürgerkomitees und ihre Berichterstattung (durch Personen, die im Voraus für dieses Manöver geschult wurden) während des gesamten Wahltages die Medienberichterstattung zu organisieren. Die Bevölkerung sollte aufgefordert werden, dieses System der Stimmenauszählung als Möglichkeit zur Überwachung der Ergebnisse anzuerkennen, ohne das Oberste Wahlgericht einzuschalten.
In dieser Phase wird die „Union Juvenil Cruceista“ (Anm. d. Übers.: eine militante, rechtsextremistische Gruppierung aus Santa Cruz) eine Schlüsselrolle spielen, die Kriminelle rekrutiert hatte, um nach der Veröffentlichung der endgültigen Wahlergebnisse als Speerspitze eine grundlegende Rolle bei Konfrontationen und gewalttätigen Aktionen gegen die staatlichen Institutionen zu spielen.
Juan Martin Delgado, Mitglied dieser Jugendorganisation, ist für die Organisation der gewalttätigen Aktivitäten verantwortlich. Er zählt auch auf die Unterstützung des Bolivianers Luis Fernando Camacho, Präsident des Bürgerkomitees von Santa Cruz, der wiederum Hinweise und Ratschläge von US-Regierungsmitarbeiter Rolf A. Olson erhält.
(…)
Diese Strategie, die von der US-Botschaft in Bolivien geleitet und finanziert wird, sieht auch den Aufruf zu einem unbefristeten Generalstreik vor dem Wahltag, verdeckte Operationen, Diskreditierungs- und Desinformationskampagnen und andere Arten von Sabotage vor, um Gewalt zu erzeugen und den Wahlprozess zu delegitimieren.
Ende der Übersetzung
Wenn also tatsächlich kurzfristig Hardware für die Stimmenauszählung mit westlichem Geld im Westen angeschafft worden ist, muss man kein Hellseher sein, um zu vermuten, dass dabei auch Schadprogramme installiert wurden, die bei der Auszählung für das Chaos sorgen konnten, das es dann ja tatsächlich am Wahltag gegeben hat.
Das ist der neue Trick der Regime-Change-Spezialisten in Washington: Sie behaupten nicht nur, es habe eine Wahlfälschung gegeben, sie organisieren sie zur Sicherheit gleich selbst, um sie der Regierung in die Schuhe schieben zu können.
Übrigens gab es schon drei Tage nach der Wahl Meldungen darüber, dass die „Union Juvenil Cruceista“ den von ihr mobilisierten Demonstranten ein Handgeld für die Teilnahme an Demonstrationen gegeben hatte, und denen, die ein Wahllokal in Santa Cruz angezündet haben, wurden sogar fast 200 Dollar pro Nase bezahlt9. Im Entwicklungsland Bolivien ist das fast ein Drittel eines Monatslohns. Sie können ja einmal raten, wo das Geld dafür wohl hergekommen sein mag.
Morales hatte versucht, mit der Opposition zu verhandeln und sogar Neuwahlen angeboten. Doch die Opposition handelte exakt so, wie im „prophetischen“ Artikel vom 8. Oktober vorhergesagt, indem sie jeden Kompromiss ablehnte, und auch die „Bürgerkomitees“ spielten ihre Rolle. Im Spiegel konnte man lesen10:
„Die Opposition wies unterdessen einen Aufruf von Amtsinhaber Evo Morales zum Dialog zurück. Sein Rivale bei der Präsidentschaftswahl, Carlos Mesa, sagte mit Blick auf Morales und dessen Regierung, es gebe ‚nichts zu verhandeln‘. Auch eine weitere Oppositionspartei schlug das Gesprächsangebot aus. Die einflussreichen Bürgerkomitees, die die Proteste maßgeblich organisieren, schloss der Präsident zuvor ausdrücklich von seinem Angebot aus.“
Als Morales dann am 10. November unter dem enormen Druck von Militär und Polizei seinen Rücktritt verkündete, stürmten die Demonstranten auch gleich die Staatssender, die pro-Morales waren, woraufhin diese den Sendebetrieb für Tage einstellten. Die Massenmedien waren damit in der Hand der Putschisten, die von den verbliebenen privaten Medien unterstützt werden.
Der Spiegel machte nach dem Rücktritt von Morales seiner Aufgabe als Verkünder der US-Propaganda dann auch alle Ehre und erklärte seinen Lesern, warum der Rücktritt eines Staatspräsidenten nach Drohungen des Militärs trotzdem kein Putsch sei11.
„Wenn das Militär einen demokratisch gewählten Präsidenten vorzeitig zum Rücktritt drängt wie jetzt in Bolivien, nennt man das normalerweise einen Putsch. Doch was ist, wenn eine Volksbewegung den Sturz des Präsidenten unterstützt, weil er seine jüngste Wiederwahl einer Manipulation an den Urnen verdankt?“
Morales, der ein Vertreter der indianischen Ureinwohner ist, fand Schutz bei den Koka-Bauern, die seine wichtigsten Unterstützer sind, bevor er schließlich nach einigem Hin und Her nach Mexiko ausgeflogen werden konnte. Mexiko hatte sich bereiterklärt, ihn aufzunehmen, was sich jedoch schwierig gestaltete, da einige Länder das Auftanken oder auch den Überflug des Flugzeuges untersagten. Spätestens hier ist der Druck zu sehen, den die USA ganz offen in der Sache ausgeübt haben. Man wollte Morales nicht nur absetzen – im „Idealfall“ wäre er auch gelyncht worden, um seine Rückkehr ein für alle Mal zu verhindern.
Morales gab danach Reuters ein Interview, in dem er berichtete, dass die USA angeboten hätten, ihn auszufliegen12. Doch er vermutete, dass er von den USA in diesem Fall direkt nach Guantanamo transportiert worden wäre.
Nachdem Morales außer Landes war, arbeiteten die USA nach dem üblichen Schema. In Bolivien eskalierte die Gewalt weiter, und wer war laut Washington daran schuld? Natürlich die Russen!
Senator Marco Rubio, der auch in den veröffentlichten Gesprächen zur Vorbereitung des Putsches immer wieder als führender Strippenzieher erwähnt wird, twitterte13:
„Wer sich dafür interessiert, wie Putin Desinformation als Instrument der Außenpolitik einsetzt, sollte die aktuelle Berichterstattung über Bolivien anschauen
1. Sie erstellen Fake News
2. Sie verbreiten es über ein riesiges Netzwerk von Outlets & Social-Media-Akteuren
3. Desinformation wird in den Mainstream-Medien widergespiegelt“
Interessanterweise gab es den Hinweis auf die bösen Russen nicht einmal in Bolivien selbst, aber in Washington ist es wohl ein Reflex, Russland für alles verantwortlich machen zu wollen. Dabei haben wir gesehen, dass es genau umgekehrt ist und dass eine Bot-Armee der Putschisten in sozialen Netzwerken aktiv werden sollte. Und tatsächlich gab es keine massive Kampagne für Morales im Netz, sondern gegen ihn. Der Journalist Ben Norton hat wohl als Erster darauf aufmerksam gemacht14:
„Es gibt Tausende offensichtlicher Bot-Konten, die jeden trollen, der über den rechten Putsch in Bolivien twittert
Sie verbreiten Propaganda auf Englisch, ihre Kontonamen sind oft nur Namen und Nummern und sie wurden erst im November erstellt
Hier läuft eine große Operation“
Und er wurde getrollt, woraufhin er schrieb15:
„Dieses Gefühl, wenn man über die rechten Bolivien-Putsch-Bots twittert … und einige derselben Bots, deren gefälschte Konten buchstäblich gestern eingerichtet wurden, ankommen und behaupten, dass sie keine Bots sind.“
Und es ging weiter16:
„Hahaha noch ein weiterer bolivianischer Putsch-Bot-Account, der nur 4 Tweets hat, greift mich an.
Er wurde vor 3 Stunden eingerichtet und er folgt 1 Person: dem rechtsextremen bolivianischen Putschführer Camacho.
Die Pro-Putsch-Bot-Desinformationskampagne ist so offensichtlich.“
Das Medienunternehmen Redfish fasste Beispiele dafür in einem Videoclip zusammen17:
„Warum versuchen Bots, die Leute davon zu überzeugen, dass es in Bolivien keinen Putsch gibt?
Wenn Sie ‚An die Freunde überall, in Bolivien gab es KEINEN PUTSCH‘ in die Suchleiste eingeben, gibt es Hunderte von gefälschten Konten, die die gleiche Nachricht auf Englisch verfassen.“
Während also Bots in sozialen