Waldlichter. A. V. Frank. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. V. Frank
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960741800
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sie sich wieder auf das Gespräch konzentrierte, waren die anderen gerade bei Wanderwegen und Trips durch den Wald. Sie schienen zu überlegen, was sie heute tun sollten.

      Bald sagte Tran laut: „Heute sollten wir nicht in den Wald gehen, lasst uns doch nach Rosroe fahren.“

      Caroline schien frustriert zu sein, aber auch sie plädierte für die Stadt ein. Ana überlegte kurz. In einem Wald gab es Tiere und Dreck. Beidem traute sie nicht über den Weg. Also war es klar, was sie wählte. So wurde beschlossen, den Tag in Rosroe zu verbringen. Die Stadt war schön, aber der Tag ziemlich ereignislos.

      Als sie am Abend zurückkamen, wurden sie von einem wütenden Eric empfangen. „Ihr habt mich mit Kath und Philipp alleine gelassen und ihr könnt euch ja denken, wie das war. Ich habe mir den Tag mit Aufräumen vertrieben, sowohl bei euch als auch bei mir.“ Die Mädchen brachen in schallendes Gelächter aus. Eric grinste hämisch. „Zu früh gefreut. Lilly hat das Ganze mitbekommen und musste mir etwas versprechen, womit sie keine Probleme hatte.“ Nun herrschte Stille und jeder starrte ihn an. „Sie hat mir versprochen, dass jeder von euch ein Solo singen muss heute Abend im Pub.“

      Daraufhin brach die Hölle aus.

      „WAAAS?“, schrien Vici und Ana zusammen. Sie sahen einander an und entdeckten ihre eigene entsetzte Miene im Gesicht der jeweils anderen.

      Tran und Caroline waren in Lachen ausgebrochen und machten sich offenbar über ihre fassungslosen Freunde lustig, denn Melissa, Lisa und Marina waren auf Eric zugetreten und fragten: „Das hast du nicht wirklich gemacht, oder? Du hast nicht ernsthaft Lilly gesagt, dass wir alle ein Solo singen sollen?“ Sie starrten ihn mit zornfunkelnden Augen an, und als er vorsichtig nickte, bekam er eine dreifache Ohrfeige.

      Ana hingegen war schockgelähmt, sie setzte sich auf eine niedrige Mauer und starrte vor sich hin. Aus und vorbei der Traum vom Eingewöhnen und Akzeptiertwerden. Wenn sie sang, dann wurde sie nämlich immer gefeiert wie ein Superstar, da sie richtig genial singen konnte, egal, ob nüchtern oder nicht. Aber Bewunderung erzeugte sehr schnell Neid, der ihr normalerweise nichts ausmachte, den sie sogar anstrebte, der ihr aber hier zum Verhängnis werden konnte. Wenn die anderen auch noch neidisch auf sie waren, also noch mehr als ohnehin, dann würde sie noch weiter abseitsstehen.

      Da fiel ihr auf, dass Vici sich neben sie gesetzt hatte und ebenso geschockt war, noch immer.

      „Was hast du? Angst, mal einen richtigen Ton zu treffen so ganz aus Versehen?“ Sie konnte einfach nicht aus ihrer biestigen Haut.

      Doch Vici schien es kaum zu bemerken. Sie nickte nur langsam und vergrub dann ihr Gesicht in den Händen. Das machte Ana dann doch zu schaffen. Wenn sie wirklich so schlecht sang, dann würde auch sie abseitsstehen, verspottet und ausgelacht werden. Dann wäre Ana wenigstens nicht die einzige Außenstehende.

      Mit einem Mal verschob sich ihre Sichtweise auf die Dinge, sie sah, wie Vici und sie durch den heutigen Abend die Plätze tauschen konnten. Dann würde sie gefeiert und bewundert werden, und wenn niemand neidisch war, dann stand sie ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Und Vici, die dann alles versaut hätte, stünde nur daneben und würde sie unbemerkt aus wütenden Augen anblicken. Doch niemand würde auf sie achten.

      Ana grinste. Irgendwie mochte sie diese Vici ja schon, aber gerade deshalb musste sie sie in ihre Schranken weisen, sonst würde sie von ihr manipuliert werden. Also stand sie auf und begab sich zu den anderen, die fieberhaft überlegten, was sie singen sollten, konnten oder würden. Sie hörte aufmerksam zu und bekam nicht mit, wie sich Tran zu Vici gesellte. Erst als die beiden wieder zur Gruppe traten, wurde ihre Aufmerksamkeit gezwungenermaßen wieder auf Vici gelenkt.

      Sie sah wieder selbstbewusster aus und fragte: „Könnt ihr mal ein paar Titel aufzählen, die immer gespielt werden? Damit ich weiß, was auf mich zukommt.“

      Sofort wandten sich die anderen ihr zu und Ana wurde kaum beachtet. Es strömte eine Flut von Titeln auf Vici nieder und bei manchen schien sie sogar erfreut zu sein oder sagte, wie cool sie das Lied fände. Diese Heuchlerin!

      Der weiterhin unbeachteten Ana sagte keiner der Titel etwas, sie kannte nur die Musik, die im Radio lief. Sie achtete nicht mehr auf die anderen, bemerkte nur nebenbei, dass Melissa und Lisa sich aus dem Gespräch zurückgezogen hatten und heftig in der Ecke rumknutschten. Sie hatte die sogenannte Band gesichtet. Es waren vier Menschen, zwei Frauen, zwei Männer, die auf den Pub zusteuerten, und sie alle trugen kleinere und größere Koffer. Eine Frau fiel ihr besonders auf, sie hatte langes rotes Haar, das genial gelockt war, und trug ein schwarzes Kleid. Wenn sie lachte, schallte ihr Lachen bis zu ihnen herüber. Ihre eindrucksvolle Gestalt stellte die der anderen in den Schatten und das mochte schon etwas bedeuten, denn die Männer waren beide schlank, muskulös, wohlproportioniert und einfach nur heiß.

      Die andere Frau war zierlich, hatte dunkelbraunes Haar und eine schreckhafte Ader, so schien es Ana zumindest. Aber die Rothaarige war äußerst lebhaft und schien zugleich die Anführerin oder das Oberhaupt der Band zu sein. Alle schauten sie andauernd an, warteten auf ihr Einverständnis und auf ihr Kommando. Dann verschwand der eindrucksvolle Trupp im Pub und ließ eine überraschte Ana zurück. Die vier sahen nicht wie Musiker aus, sondern eher wie Schauspieler oder Models. Und dann spielten sie Musik in einem so entlegenen Örtchen wie Grettersane.

      „Hast du Geister gesehen, Ana, oder warum starrst du so zum Pub hin?“, fragte sie Marina, die sich zu ihr gesellt hatte.

      „Nein, ich habe nur unsere Musiker gesehen. Was kann man da anderes sagen als wow?“, gab sie zurück und vergaß komplett, böse und biestig zu sein.

      Marina schien es zu merken, denn ein leises Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Ja, hab ich mir auch gedacht, als ich Brina, Charles, Julia und Darragh das erste Mal gesehen habe. So geht es allen.“

      „Ist Brina die Rothaarige?“

      „Ja, sie ist das Bandoberhaupt und die Coolste von allen. Julia ist ziemlich scheu und schüchtern, aber eine richtig tolle Flötenspielerin. Wenn die anfängt zu spielen ... Charles und Darragh sind auch eher zurückhaltend, aber nicht ganz so sehr wie sie. Brina spielt Geige und Harfe, Julia wie gesagt Flöte und sie singt, Charles bedient Schlagzeug und Dudelsack und Darragh Akustikgitarre und Akkordeon.“

      Stirnrunzelnd fragte Ana: „Definiere bitte Schlagzeug, denn ich nehme an, du meinst etwas anderes als ich.“

      Marinas Grinsen wurde breiter. „Davon gehe ich aus. Er spielt verschiedene Trommeln, kümmert sich eben um den Beat und so.“

      Zum Zeichen, dass sie ihr „Und so“ verstanden hatte, nickte Lysana. „Die wirken echt cool, ich bin gespannt, was die draufhaben.“

      „Eine Menge!“, mischte sich von hinten Caroline ein. „Sie sind weltklasse.“

      „Und wieso spielen sie dann hier in diesem verstaubten Örtchen?“, fragte sie, ohne zu bedenken, dass auch Tran zuhörte.

      „Dieses verstaubte Örtchen ist eine Kleinstadt und eine Menge talentierter Menschen gehen nicht in die Großstädte, um berühmt zu werden. Eine Sichtweise, die ich dir jetzt nicht erklären werde, denn wir sollten losgehen, sonst bekommen wir keinen Sitzplatz mehr“, ereiferte sich Tran prompt und marschierte wütend voran zum tanzenden Kobold.

      Ana fragte sich, was sie ihr jetzt schon wieder getan hatte. Sie hatte diesen Ort doch nur als das bezeichnet, was er war. Wieso reagierte Transca so extrem darauf? Seufzend folgte sie den anderen, um nicht die Letzte zu sein. Wer verstand schon diese Wilden?

      Als die Clique den Pub betrat, war er schon gerammelt voll. Sie kämpften sich durch die Menge, bis sie einen guten Platz gefunden hatten. Die Band stand auf einem kleinen Podest und baute gerade ihre Instrumente und die Mikrofone auf.

      Da betrat Lilly den Pub, schnappte sich ein Mikro und rief: „Schön, dass so viele Leute hergekommen sind, um mit uns etwas Spaß zu haben. Die Teilnahme ist größtenteils freiwillig, doch wir haben ein paar Kandidatinnen, die auf alle Fälle singen müssen. Und zwar Soli.“ Lilly grinste ziemlich unverschämt und schien sich tierisch zu freuen. „Aber als Erstes spielt