Joe 9/11. Thomas Antonic. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Antonic
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783903005648
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Du musst wissen, dass Peter ein ziemlicher Hosenscheißer ist.«

      »Glaubst du, es ist möglich, das Bild noch vor der Ausstellung zu sehen? Ich werde vielleicht nach meiner Rückkehr in die Staaten nach San Francisco reisen. Ich war dort das letzte Mal vor fünfundzwanzig Jahren.«

      »Klar! Du musst uns unbedingt besuchen, Joe! Peter ist ein netter Kerl. Du wirst ihn mögen. Hier ist meine Karte. Ruf mich einfach an, wenn du in Kalifornien bist.«

      »Danke.«

      Er steckt die Karte in die Innentasche seines Sakkos.

      »Und wird er das Bild verkaufen?«

      »Ich weiß nicht. Vielleicht nach der Ausstellung.«

      »Um den Wert zu steigern.«

      »Genau.«

      »Nun, wenn das Bild so gut ist, wie du es beschrieben hast … Ich wäre durchaus bereit, einen angemessenen Preis dafür zu bezahlen.«

      »Im Ernst?«

      »Möglicherweise.«

      »Naja, ich … hicks … Ich werde das Peter … Ich muss ihm das erzählen! Er wird sich freuen, das zu hören … Jaaa! Joe, du musst uns besuchen … Du kannst dir Peters Studio ansehen. Du wirst ihn mögen …«

      »Das klingt gut. Ich freue mich schon.«

      »Hey, Peter … oh, entschuldige … Ich meine natürlich Joe … Du hast erzählt, dass du einige Jahre in Marokko warst.«

      »Das ist richtig.«

      »Sprichst du Arabisch? Kannst du Arabisch lesen?«

      »Nun ja, ein klein wenig. Die Sprache ist sehr schwierig zu erlernen. Zunächst musst du dir die Schrift aneignen, die um einiges schwieriger ist als Griechisch oder Kyrillisch …«

      Martty zieht den Ring aus seiner Hosentasche, während Joe spricht. Unnötig hart knallt er den Ring mit der flachen Hand vor Joseph auf den Tisch.

      »Kannst du lesen, was da innen drinnen steht?«

      Joseph betrachtet den Ring vor ihm. Das Lächeln ist abermals verschwunden, kommt nun aber nicht wieder. Er richtet den Blick auf Martty, dann wieder auf den Ring. Er nimmt das Schmuckstück mit zwei seiner langen Finger und betrachtet seine Innenseite, wo er die arabischsprachige Gravur entdeckt. Er starrt Martty wieder stichgerade an.

      »WO ZUM TEUFEL HAST DU DIESEN RING HER!!!???????«

      13

      Martty öffnet die Augen. Er liegt auf dem Boden. In seinem Hotelzimmer.

      »Oh, Mann … Aaahhh … Ooooohh … Wo bin ich? … Christus, was für Kopfschmerzen!«

      Er erhebt sich langsam und vorsichtig. Er torkelt ins Badezimmer und steckt seinen Kopf unter das fließende Wasser.

      »Aaaaaahh …«

      Er betupft sein Gesicht mit einem Handtuch und legt sich aufs Bett, versucht sich zu erinnern, was am Vorabend geschehen ist. Okay, ich war in diesem Café, mit Joe, Joseph. Okay, wir haben uns unterhalten, haben uns unterhalten und … Hab ich ihm vom Foto erzählt? Vielleicht … Scheiße. Ich hab ihm davon erzählt. Das ist nicht gut.

      Aber Joe scheint ein sympathischer Kerl zu sein. Vielleicht hat ihn das alles gar nicht so interessiert. Was hab ich noch erzählt? Gott, war ich besoffen. Zu besoffen. Natürlich interessiert er sich für das Foto. Wer würde sich nicht dafür interessieren? Mann, bin ich blöd!!! Wenn er schon Kontakt zu Peter aufgenommen hat? Habe ich Peter erwähnt? Seinen Namen? Hab ich ihm von der Hand erzählt? Meiner Entdeckung? Ich muss ihn sofort ausfindig machen und herausfinden, was er alles weiß und, und … Ahhh, mein Kopf! Ich brauche ein Bier. Wie spät ist es? Es ist heiß, es muss schon Mittag sein. Welchen Tag haben wir? Montag?? Vielleicht Montag …

      Martty steht auf und sucht sein Mobiltelefon, kann es nirgends finden.

      »Wo zum Teufel ist das Telefon?«

      Er sucht überall. Vergebens. Er zieht sich seine Hosen an und geht hinunter in die Lobby, fragt den Rezeptionisten nach der Uhrzeit.

      »Es ist 12 Uhr 38, Sir. Sir, geht es Ihnen gut?«

      »Was meinen Sie damit?«

      »Naja, Sie sind gestern Abend in einem ziemlich schlechten Zustand ins Hotel gekommen.«

      »Tatsächlich? Wie schlecht?«

      »Naja, Sie waren ziemlich betrunken, oder …«

      »Was war ich?«

      »Naja, um ehrlich zu sein, Sie haben ausgesehen, als hätten Sie Drogen zu sich genommen.«

      »Drogen? Nehme ich Drogen? Okay, okay, danke für die Info, vielen Dank. Wie war Ihr Name noch mal?«

      »Laszlo, Sir.«

      »Okay, danke, Laszlo.«

      Martty geht wieder in sein Zimmer hinauf. Die Kopfschmerzen werden von Minute zu Minute schlimmer. Er versucht angestrengt nachzudenken. Der Ring, habe ich den Ring erwähnt? Die Hand? Er sucht in den Taschen seiner Shorts und in seinen Jackentaschen. Der Ring ist verschwunden. Er öffnet die Minibar.

      »Verfluchte Scheiße!!! Die Hand ist weg!«

      Was zum Teufel …?? Wer zum Teufel …?? Er geht zu Boden und kauert sich neben die Minibar. Der Typ, Joe, er muss hier gewesen sein, er muss die Hand entwendet haben. Hat er auch mein Telefon geklaut? Und warum? Habe ich ihm von der Hand erzählt? Verdammte Scheiße. Das ist wahrhaftig nicht gut. Er läuft zur Rezeption hinunter.

      »Hey, Laszlo, bin ich letzte Nacht allein gekommen? War jemand bei mir?«

      »Nein, Sir, Sie waren alleine.«

      »Bist du sicher?«

      »Ja, positiv.«

      »Okay. Ist es möglich, dass jemand in mein Zimmer kommen konnte, während ich schlief?«

      »Naja …«

      Laszlo atmet tief durch. Er hatte letzte Nacht ein paar Stunden geschlafen, obwohl ihm das verboten ist. Aber es gibt zurzeit nur einen Hotelgast und der Ort ist recht verschlafen.

      »Nein, das ist nicht möglich. Ich war die ganze Nacht hier an der Rezeption.«

      »Scheiße.«

      Martty geht zurück ins Zimmer. Sein Denken läuft auf Hochtouren und die Kopfschmerzen sind extrem. Scheiße … Was zum Teufel ist hier los? Fuck. Ich muss mich zusammennehmen und nachdenken. Hoffentlich weiß Peter noch nichts davon. Und wo zum Teufel ist mein Telefon? Ich muss diesen Typen finden. Sofort!

      Er nimmt eine kalte Dusche, zieht sich an, läuft abermals nach unten.

      »Okay, Laszlo, kennst du diesen Amerikaner? Groß, schlank, weißer Schnurrbart …?«

      »Ich glaube, ich weiß, wen Sie meinen. Aber kennen wäre übertrieben …«

      »Okay, schon okay.«

      Laszlo wirkt irgendwie schleimig, aber Martty glaubt ihm. Er verlässt das Hotel, geht ins Café, fragt nach Joseph, aber niemand hat ihn heute gesehen. Eine Zeit lang läuft er durch die Gassen und gibt schließlich auf. Er setzt sich in einen Gastgarten und bestellt ein Bier. Vielleicht ist Joseph bereits über alle Berge. Er hat den Ring gestohlen, er hat die Hand gestohlen, er hat mein Telefon gestohlen. Warum? Warum bloß? Und verdammt, ich bin verwirrt, mir scheint, er will mich aus dem Spiel haben, und ich habe das Gefühl, dass Peter in Schwierigkeiten steckt. Stecke ich in Schwierigkeiten? Womöglich will er den ganzen Ruhm für sich allein? Vielleicht ist er bloß auf der Suche nach einem Abenteuer. Vielleicht ist er ein Spieler. Ein verfluchter Freak ist er.

      Es ist nun vier Uhr nachmittags. Martty weiß, dass er Joe nicht finden wird, und geht zurück zum Hotel. Er ist sehr müde. Was soll er nun tun? Er hat das Gefühl, dass seine