Er schüttelte den Kopf. »Ähm, nein.«
»Wir nutzen ihr Fleisch als Hundefutter. Manchmal essen die Jungs es auch selbst, wenn sie sehr lange zum Treiben draußen sind, aber man muss es richtig zubereiten, sonst kannst du auch gleich deine alten Stiefel essen.«
»Hm«, machte er und seine Lippen formten eine dünne, bebende Linie. »Ich glaube, ich halte mich weiter an Rindfleisch und Lamm, herzlichen Dank.«
Ich lachte. »Nach ein paar Tagen Viehtrieb bist du so müde und hungrig, da ist dir völlig egal, was du isst.«
»Das glaube ich dir aufs Wort«, sagte er.
»Nächste Woche kannst du das selbst herausfinden. Wir werden zu Pferd hier draußen sein«, sagte ich, als ich den Heli in der Nähe des nächsten Bohrlochs landete. »Ich hoffe, du hältst eine Woche im Sattel durch.«
Er grinste und nickte, als er aus dem Hubschrauber stieg. »Ganz sicher.«
Als wir bei der Blechhütte ankamen, hielt ich ihn auf. »Schnapp dir eine Schaufel.«
»Wozu?«, fragte er. »Wonach zum Teufel wollen wir hier graben?«
»Wir werden nicht graben. Die Schaufel ist dafür gedacht, Schlangen abzuwehren.«
Travis' Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Ach du Scheiße! und Was zum Henker?, als er fragte: »Schlangen?«
»Japp. Wenn du eine siehst, schlag ihr den Kopf ab.«
Er wurde etwas blass. »Weißt du, ich habe alles über die tödlichen Tiere, die ihr hier habt, gelesen. Braunnattern, Taipane, Tigerottern, von den Spinnen gar nicht zu reden.« Er schluckte schwer. »Ich nehme an, du hast nicht zufällig ein Antiserum dabei und wir sind –«, er sah auf seine Uhr, »– oh ja, nur knappe drei Stunden und Hallo, kompletter Atemstillstand vom nächsten Krankenhaus entfernt.«
Ich hielt ihm mit einem Grinsen die Schaufel hin. »Dann verfehlst du sie besser nicht, wenn du nach einer schlägst.« Ich lachte in mich hinein. »Außerdem ist es eher ein Blutgerinnungsproblem, noch vor dem Atemstillstandsproblem.«
Er schnappte sich die Schaufel. »Du bist nicht witzig, Arschloch.«
Nun ja, die Tatsache, dass Schlangengift dein Blut in Suppe verwandelt, war natürlich nicht witzig, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht war zum Schreien komisch. Ich ignorierte sogar das Schimpfwort. »Komm schon«, sagte ich. »Ich gehe vor.«
Wir überprüften das Bohrloch, das glücklicherweise schlangenfrei war, dann sahen wir uns noch ein, zwei Brahmanrinder an, die in der Nähe des Wassertrogs standen. Danach machten wir uns auf den Weg zurück zum Hof. Ich zeigte ihm noch einige Landmarkierungen, die wir während des Viehtriebs auf unserer Route sehen würden, sowie die Plätze, an denen wir voraussichtlich lagern würden, je nachdem wie die Herde vorankam.
Geplant war, dass ich den Hubschrauber nahm und Bacon, Fish, Ernie, Trudy und Billy zu Pferd und auf Motorrädern am Montag Richtung Norden aufbrachen. George würde jeweils am Dienstag und Mittwoch mit dem Land Rover frische Vorräte zu ihnen rausbringen.
Ich würde am Mittwochnachmittag mit George zusammen zurückkehren, um mit dem Hubschrauber so weit wie nötig nach Norden zu fliegen um verirrte Tiere und Nachzügler zum Rest der Herde zu treiben.
Die Mannschaft auf den Pferden und Motorrädern würde anfangen, sie herunterzutreiben, ich würde mit frischen Vorräten wieder zu ihnen stoßen und mit ihnen reiten, bis wir bei den Koppeln ankamen.
Dann würde ich mit dem Heli eine letzte Runde drehen, während ein paar der Jungs zu Pferd und mit Geländemotorrädern die Rinder hereinbrachten, die auf Abwege geraten waren.
Alles in allem würde es eine Woche dauern.
»Du wirst mit den Treibern arbeiten«, sagte ich ihm. »Übernächsten Montag in aller Frühe geht's los und du reitest mit uns raus.«
Travis grinste. »Cool!«
»Wir müssen vorher sehen, wie du dich auf dem Pferd oder auf dem Motorrad machst. Ist nichts Persönliches. Ich muss nur einmal sehen, wie du beides bewältigst, weil… wenn du da draußen am Arsch der Welt bist, bleibt nicht mehr viel Spielraum für Fehler.«
»Das ist in Ordnung«, sagte er mit einem selbstgefälligen Lächeln. »Ich verstehe das. Und wie auch immer, ich komme mit beidem klar.«
Wir landeten wieder auf der Farm und luden die kleine Notfallausrüstung aus, die wir mitgenommen hatten. Wir erledigten die Sicherheitschecks und den Eintrag ins Fluglogbuch und dann schlug ich Travis vor, mit einem der Geländemotorräder eine Runde zu drehen.
Er holte das Bike raus und schob es bis zu der Stelle, wo George und ich warteten, dann schwang er ein Bein über den Sattel. Seine Jeans schmiegte sich an seinen Arsch und seine Schenkel und wie er da so rittlings auf dem Bike saß… Meine Gedanken wanderten auf direktem Wege ins Land der schmutzigen Fantasien. Ich gab vor, einen losen Faden an meinem Hemd wahnsinnig interessant zu finden, als er plötzlich den Kickstarter durchtrat, Gas gab, und George und mich in eine rote Staubwolke hüllte.
George keuchte und klopfte sich den Staub ab. »Was zum Teufel sollte das denn?« Er hustete.
Ich spuckte den Staub aus meinem Mund. »Könnte sein, dass ich seine Fähigkeit, ein Bike zu beherrschen, infrage gestellt habe.«
George schnaubte und klopfte mir auf die Schulter. »Nun ja, sieht aus, als hättest du deine Antwort.«
»Hm«, grummelte ich. »Verdammter selbstgefälliger Ami.«
Kapitel 3
Verdammter selbstgefälliger Ami. Jepp. Hab ich so gesagt.
George brach in schallendes Gelächter aus. »Genau, selbstgefällig. Nennt man das heutzutage so?« Er prustete. Ich sah ihn fragend an und erntete ein wissendes Lächeln. »Der verdammte selbstgefällige Ami hat dich den ganzen Tag über schwer beschäftigt.«
Ich hob eine Augenbraue. »Ich hab ihm aus der Luft einen Überblick über die Gegend verschafft, in der er nächste Woche Vieh treiben wird.«
»Er kommt mit auf die Tour?«, fragte George.
»Jepp. Ich war mit ihm beim zweiten Bohrloch und er hat gleich mit angefasst und die Rohre angehoben. Hat nicht mal drüber nachgedacht. Er wusste, was er tat. Und mit den Brahmanrindern kannte er sich auch aus, ist einfach drauf zugegangen und wusste, wo er sie anfassen konnte, wo er stehen musste. Er ist Farmer, George. Ich hab kein Problem damit, ihn mitzunehmen.«
George nickte knapp. »Ich kümmere mich darum. Wir werden noch ein Bike oder ein Pferd bereitstellen müssen, Ausrüstung, Proviant… Ich lasse Ma besser wissen, dass noch ein Mann mehr durchgefüttert werden muss.«
»Ich sage Ma selbst Bescheid«, erwiderte ich. »Ich muss drinnen noch ein paar Anrufe erledigen, aber nach dem Mittagessen überlasse ich Travis dir. Er kann seine Ausrüstung für Montag selbst vorbereiten, so wie jeder andere auch.«
»Das ist nur fair.«
Wir standen da und beobachteten, wie Travis langsam wieder auf uns zurollte. Wir konnten sein Grinsen schon von Weitem sehen. »Und lass ihn den braunen Wallach reinbringen. Dann sehen wir, ob er auf einem Pferd genauso eingebildet ist wie auf einem Bike.«
Nach dem Essen und ein paar geschäftlichen Telefonaten konnte ich George draußen lachen hören. Ich folgte dem Klang zur Hintertür. Ma, die das Lachen offensichtlich auch gehört hatte, kam herein und stellte sich neben mich.
Travis war dabei, das Pferd aufzusatteln, aber er musste irgendwas Komisches zu George gesagt haben. Sie grinsten beide. Travis kannte sich offenbar mit Pferden aus. Er zog den Bauchriemen zu und verstellte die Länge der Steigbügel, während er mit George sprach und ihn ansah.
»Er ist ein netter Junge«,