Überarbeitete Neuauflage (ePub) April 2020
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2014 by N.R. Walker
Titel der Originalausgabe:
»Red Dirt Heart«
Published by Arrangement with N.R. Walker
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2020 by Cursed Verlag
Inh. Julia Schwenk
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,
des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung
durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
Genehmigung des Verlages.
Bildrechte Umschlagillustration
vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock
Satz & Layout: Cursed Verlag
Covergestaltung: Hannelore Nistor
Überarbeitung: Susanne Scholze
ISBN-13: 978-3-95823-815-2
Besuchen Sie uns im Internet:
www.cursed-verlag.de
Aus dem Englischen von Betti Gefecht
Liebe Lesende,
vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die Autorin des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.
Vielen Dank!
Euer Cursed-Team
Klappentext:
Die Sutton Station liegt mitten im Outback Australiens und Charlie Sutton hat alle Hände voll damit zu tun, die Farm in der unwirtlichen Landschaft am Laufen zu halten. Der amerikanische Student Travis, der Charlie vier Wochen lang zur Hand gehen soll, bringt da ein bisschen Abwechslung in die Alltagsroutine. Doch bald weiß Charlie nicht mehr, ob er das noch so gut findet, denn Travis geht ihm unter die Haut wie kein anderer und bringt sein geordnetes Leben ziemlich durcheinander. Charlie erkennt schnell, dass Widerstand zwecklos ist, aber damit fangen seine Probleme gerade erst an. Ihre gemeinsame Zeit wird schließlich irgendwann ein Ende haben, oder?
Kapitel 1
Worin der amerikanische Kerl auftritt – mit blauen Augen und entwaffnendem Lächeln und so – und mein Leben zum Teufel geht.
Die Sonne ging gerade unter, als ich von meinem Motorrad stieg, den Ständer nach unten kickte, damit es stehenblieb, und das Tor schloss. Ich war den ganzen Tag draußen auf den südlichen Weiden gewesen, um ein letztes Mal die Zäune und die Pumpen der Wassertröge zu überprüfen, bevor wir das Vieh aus dem Norden heruntertreiben würden. Ich hatte den Pick-up hinten auf dem Hof gesehen, als ich ankam und wusste daher, dass George zu Hause war.
George war mein Vorarbeiter. Er war in den Fünfzigern, mit grauem Haar und sonnengegerbter Haut. Solange ich mich erinnern konnte, arbeitete er schon hier. Aber er war mehr als nur ein loyaler Angestellter. Er war mein Freund und in vielerlei Hinsicht mehr ein Vater für mich, als mein alter Herr es je gewesen war.
Er war den ganzen Tag unterwegs gewesen, war schon vor Sonnenaufgang aufgebrochen und nach Alice Springs gefahren. Wir sind hier gute drei Stunden von der nächsten Stadt entfernt und mit einer Einkaufsliste so lang wie sein Arm – verfasst von unserer Station-Köchin Ma, die auch seine Ehefrau war – hatte er ein paar Stunden in der Stadt zu tun, bevor er sich schließlich zum Flughafen begab, um den eigentlichen Grund für diese Fahrt abzuholen: einen amerikanischen Studenten der Agrarwissenschaft namens Travis Craig.
Als mein Vater noch die Farm betrieb – oder die Station, wie wir es nennen –, hatten wir jedes Jahr junge Leute aus dem Ausland zu Gast, die als Teil irgendeines Diversifikations-Austauschprogramms ein paar Wochen bei uns verbrachten. Mein alter Herr sagte immer, das wäre ein guter Weg herauszufinden, was in anderen Ländern so gelehrt wurde. Aber ich glaube eher, ihm gefiel es einfach, am Ende der Trockenperiode noch ein zusätzliches Paar Hände zur Verfügung zu haben. Als dann Ende Juli jemand anrief und fragte, ob wir interessiert wären, noch einmal einen Studenten aufzunehmen, da schien mir das eine gute Idee zu sein. Auch weil das letzte Mal nun schon ein paar Jahre her war. Nun aber kam ich nicht umhin, mich zu fragen, ob dieser Travis Craig eine Hilfe oder eher eine Belastung sein würde.
Ich fuhr auf den Hof und parkte das Motorrad im Schuppen. Ich ging davon aus, dass alle das Bike gehört und mitbekommen hatten, dass ich angekommen war, also begab ich mich direkt zum Haus. Wie die meisten Farmhäuser, die vor fast hundert Jahren erbaut worden waren, war es ein Wetterschenkelhaus mit einem alten Blechdach und einer umlaufenden, überdachten Veranda zum Schutz vor der Hitze.
Auf den Stufen zur Veranda trat ich den roten Staub von meinen Stiefeln und versuchte, ihn auch von meiner Jeans zu wischen. Dann nahm ich meinen Hut ab, öffnete die Tür und ging hinein. Ein Koffer und eine Reisetasche standen bei der Vordertür und aus der Küche waren Stimmen zu hören.
»In der Küche«, rief George.
Ich folgte dem Klang des Geplauders und dem Geruch von etwas Leckerem und fand so etwas wie eine Versammlung in der alten, im Landhausstil eingerichteten Küche vor. Der abgenutzte, solide Holztisch in der Mitte des Raumes war mit Tellern mit Scones und Tabletts mit Tassen und Tee vollgestellt und drei Personen saßen auf Stühlen um ihn herum – mein Vorarbeiter George, seine Frau, unsere Köchin Ma, und ein Fremder mit kurzen, hellbraunen Haaren und blassblauen Augen.
George war als Erster auf den Füßen und der Mann neben ihm folgte schnell seinem Beispiel. »Hier ist der Boss, Charlie Sutton«, stellte George mich förmlich vor. »Charlie, das ist Travis Craig.«
Travis schien ungefähr zweiundzwanzig Jahre alt zu sein, also nicht viel jünger als ich. Während ich selbst etwas stämmiger gebaut war, mit mattbraunen Haaren und langweiligen braunen Augen, war er ein paar Zentimeter größer als ich, schlank und muskulös. Er streckte mir seine Hand entgegen und lächelte. »Mr. Sutton. Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen.« Sein Akzent klang anfangs seltsam, aber sein Lächeln war breit und warm.
Ich wischte mir die Hand an meinem Hemd ab und hielt sie ihm entgegen. »Travis«, sagte ich mit einem Nicken. »Bitte nenn mich Charlie.«
Er wirkte auf mich nervös und etwas unsicher, also dachte ich, ich sollte besser die allgemeine Aufmerksamkeit von ihm ablenken. »Mensch, Ma«, sagte ich mit einem Blick auf all das Essen auf dem Tisch. »Wie viele Leute willst du denn füttern?«
»Hab ich für dich gemacht. Sind deine Liebsten«, sagte sie.
»Sind das Kürbis-Scones?«, fragte ich.
»'türlich«, sagte sie stolz. »Ihr Jungs könnt sie als Nachtisch verputzen.«
Ich streckte die Hand aus, um mir einen zu schnappen, aber Mas Hand war sofort da und hielt mich auf. »Nicht mit diesen Schmutzfingern, Mister. Und nimm gefälligst deinen Hut von meinem Tisch.«
George lachte mich aus und ich sah Travis an und grinste. »Ich kann nicht gewinnen.«
Ma stand auf. »Geh und zeig Travis sein Zimmer, und dann kannst du dich fürs Abendessen waschen«, sagte sie zu mir. Sie warf einen Blick auf die Uhr an der Küchenwand. »Vierzig Minuten, Jungs.«
Ich schob meinen Stuhl vom Tisch zurück und stand auf und Travis nahm das als sein Zeichen, dasselbe zu tun. Auf dem Weg zur Tür sah ich, dass Ma mir den Rücken zuwandte und schnappte mir schnell einen