Die Selbstwertmanufaktur. Carsten Stier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carsten Stier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783866871717
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persönliche Erfolge und Mut zum Leben generieren.

      • Junge Menschen brauchen maßgeschneiderte Herausforderungen, damit sie daran wachsen und gegebenenfalls aus Fehlern lernen können.

      • Jeder noch so kleine Erfolg fördert die Entwicklung von Lebensmut und lässt Selbstwirksamkeitserfahrungen und Durchsetzungsvermögen entstehen. Dabei wird auch gelernt, sich nicht durch Schwierigkeiten oder Rückschläge aus der Fassung bringen zu lassen.

      • Bei diesem „Leben-Lern-Training“ geht es immer darum, vom „Noch-nicht-Können“ zum „Immer-umfangreicher-Können“, vom „Verharren-vor-Hürden“ zum „Wege-finden-um-Weiterzukommen“ zu gelangen.

      Fördern und Begleiten

      Wir schaffen in einem von Respekt definierten Raum die geeignete Methode, um an Körper, Geist und Seele zu wachsen.

      • Wir lassen Kinder und Jugendliche nicht allein vor ihren Herausforderungen stehen.

      • Junge Menschen brauchen eine individuelle, von klaren Grenzen umrahmte Begleitung. Unsere Mitarbeitenden ermutigen vor oder in schwierigen Situationen, zeigen Wege auf, wie man mit Druck, Stress oder Versagensangst und Lampenfieber umgehen kann. Sie fördern und begleiten nach ihren individuellen Fähigkeiten und legen die Latte bei den jeweiligen Herausforderungen immer so hoch, dass der Einzelne / die Einzelne zwar herausgefordert – aber nicht überfordert wird.

      • Begleitung und Förderung wird durch den speziellen Bereich des Lifecoaching verstärkt. Auch alle anderen Mitarbeitenden übernehmen „Lifecoach-Arbeit“, indem auch sie Gespräche mit Teilnehmenden führen, Konflikte im Workshop lösen oder persönliche Potenziale stimulieren und stärken.

      • Wir schöpfen unseren Selbstwert zu einem großen Teil aus bestandenen Prüfungen. Wer Applaus bekommt, der muss ihn sich subjektiv verdient haben.

      Professionalität

      Wir arbeiten professionell und setzen hohe Maßstäbe an unsere künstlerischen Ausdrucksformen.

      • Professionalität ist nicht nur eine Frage der Ausbildung, sondern der Einstellung, des Verhaltens und der Herangehensweise.

      • Wir streben einen qualitativ hochwertigen und fachkundigen Standard an.

      • Wir wollen das Bestmögliche erreichen. Das Ergebnis der Arbeit wird nicht dem Zufall überlassen.

      • Die Grundlage einer professionellen Arbeit funktioniert nur durch eine vorher vereinbarte Definition von Vision, Ziel und den Standards.

      • Professionalität wird oft als Gütesiegel verstanden und spiegelt sich nicht nur im Ergebnis, sondern auch im Weg dorthin wider.

      Egal wie groß oder klein Ihr Projekt ausfallen wird: Diese Fragen sollen für Sie eine wegweisende Hilfe für die Umsetzung Ihrer Planung sein. Nehmen Sie sich daher genug Zeit, Ihre Antworten aufzuschreiben und/oder mit Freunden und Freundinnen zu diskutieren.

      • Auf welchem Wertefundament soll Ihr Projekt bzw. Ihre Kinder- und Jugendeinrichtung, Ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aufgebaut sein?

      • Worin liegt Ihrem persönlichen Verständnis nach der Unterschied von christlichen Projekten und sozial-kulturellen Projekten? Wo sind jeweils Chancen und Grenzen zu sehen?

      • Welche theologischen Überzeugungen sollen Ihrer Meinung nach in einer Kinderund Jugendeinrichtung, in einer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zum Ausdruck kommen?

      • Welche Werte wollen Sie implementieren? Können Sie diese Grundwerte Ihrer Arbeit in kurzen Aussagesätzen ausformulieren?

      • Welche Schlussfolgerungen ergeben sich für Ihre Arbeit oder Ihr Projekt aus den Erkenntnissen dieses Kapitel?

      Louis kam 2011 mit seinen zwei Geschwistern in die ['blu:boks] BERLIN. Er zeigte regelmäßig aggressives Verhalten gegenüber den Teilnehmenden und Mitarbeitenden. Schnell wurden selbst kleine Gruppenkonflikte mit Wutausbrüchen und Flucht aus den Räumlichkeiten von Louis quittiert. In vielen Gesprächen mit den Lifecoaches wurde langsam aufgearbeitet, woher seine Aggression und niedrige Toleranzgrenze rührte. Louis fand nach und nach Wege, seine Unzufriedenheit mit sich und anderen zu kanalisieren und friedfertiger zu kommunizieren. Während der ['blu:boks] Theateraufführung saß Louis‘ Vater in der ersten Reihe und schaute aufmerksam zu. In einer Szene, in der ein Konflikt mit einem Erziehungsberechtigten dargestellt wurde, begann der Vater plötzlich zu weinen. Direkt nach der Aufführung kam Louis‘ Vater zu ihm und bat einen Mitarbeiter als Zeuge hinzuzukommen. Er nahm seinen Sohn in den Arm und bat ihn um Vergebung für seine oftmals aggressive Art. Durch die Spielszene auf der Bühne hatte der Vater sich überführt gefühlt. Er wollte nur das Beste für seinen Sohn, doch konnte er keinen passenden Weg finden, ihm dies ohne Anschreien und Gewaltandrohungen zu kommunizieren. Beide versöhnten sich an diesem Abend. Sie versprachen sich gegenseitig, besser aufeinander zu hören und eine engere, liebevollere Beziehung zueinander aufzubauen.

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      BERLIN?

      Im Jahr 2009 wurde die ['blu:boks] BERLIN gegründet. Über die Berliner Grenze hinaus gilt diese Kinder- und Jugendeinrichtung inzwischen als Vorzeigeprojekt. Die Organisatoren erhalten regelmäßig Schulungsanfragen aus dem In- und Ausland zum Thema Selbstwirksamkeit und zur künstlerisch-ästhetischen Bildung im Sozialbereich. Doch bis die sozial-kulturelle Arbeit an dem Punkt stand, an dem sie heute steht, mussten viele Rückschläge in Kauf genommen werden. Die Arbeit konnte erst nach einer jahrelangen und schwierigen Vorbereitungsphase starten.

      Die Vision für diese Arbeit wurde aus der tief empfundenen, persönlichen Not ihres Gründers, Torsten Hebel, geboren. Die Themen und Werte sind tief in seiner Biografie verankert. Um die Erfolgsgeschichte der ['blu:boks] BERLIN zu verstehen, muss man sowohl in den Werdegang des Gründers schauen als auch einen Einblick in den schwierigen Entstehungsprozess der Vision und Konzeption der Arbeit bekommen.

      Für Projektgründer/Projektgründerinnen und Projektreformer/Projektreformerinnen von sozial-kulturellen Einrichtungen, aber auch für alle, die erste, kleine Schritte in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gehen wollen, lohnt es sich daher, von der Entstehungsgeschichte dieser Einrichtung zu wissen und von ihren Erfahrungen zu lernen. Deshalb stellt sich Torsten Hebel im folgenden Interview den Fragen zu den Anfängen der Kinder- und Jugendeinrichtung.

      ründer der ['blu:boks] BERLIN

      Zur Person

      Torsten Hebel, geboren 1965, lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Berlin. Nach einer Tischlerlehre absolvierte er eine Schauspielschule in den USA und studierte anschließend am Theologischen Seminar Rheinland. 2009 gründete er die ['blu:boks] BERLIN und leitete sie bis 2016. Zusammen mit Martin Schaefer ist er seit 2016 Geschäftsführer des ['blu:boks] Familien- und Bildungszentrums, welches die Kinder- und Jugendeinrichtung um eine Kita, ein Café als Begegnungsort für Familien und Senioren im Umfeld sowie eine Eventfläche und ein Beratungszentrum ergänzt. Torsten Hebel ist zudem mehrmals im Jahr mit Vorträgen und seinem eigenen Comedy-Programm im deutschsprachigen Raum unterwegs.

      Sie sagen, die Vision der ['blu:boks] BERLIN ist aus Ihrer eigenen Not geboren worden. Was genau meinen Sie damit?

      Torsten Hebel: Ich bin überzeugt davon, dass das, was uns am meisten umtreibt, die Brüche und Verletzungen im Leben sind, die uns später motivieren und antreiben. So war und ist es bei mir.

      Meine Kindheit und Jugend war geprägt durch Systeme, die mir immer wieder gespiegelt