Die Selbstwertmanufaktur. Carsten Stier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carsten Stier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783866871717
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mit den Menschen der damaligen Zeit: „Seine Wertschätzung und Anerkennung drücken sich ganz unterschiedlich aus. (...) er macht sich Mühe, in ihrem System zu argumentieren, und begegnet ihnen auch hier mit Wertschätzung und Anerkennung.“2

      Das Fundament der Arbeit wurde vor allem anhand des biblischen Verständnisses von ganzheitlicher und karitativer Annahme hin konzipiert. Hebel erklärt im Gespräch: „Wer uns einmal besucht hat, wird erkennen, in welchem Maße die ['blu:boks] BERLIN christlich geprägt ist. Uns ist wichtig, dass Menschen in einen Lebensstil der Heilung, der Liebe und der Wertschätzung hineinwachsen und sie so zu hoffnungsvollen Mitgestaltern dieser Gesellschaft werden. Für uns sind die Schlagwörter Heilung, Befreiung und Hoffnung auf einen ganzheitlichen Lebensstil zurückzuführen. Denn jeder Mensch, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung oder religiösem Bekenntnis ist von Gott geliebt und hat Hoffnung verdient. Es geht für uns beim Christsein nicht um bloße verbale Bekenntnisse, sondern auch um ein Bekennen, welches sich in einem Lebensstil der bedingungslosen Liebe, Annahme und Vergebung widerspiegelt. Es geht letzten Endes beim Christsein immer um die hoffnungsvolle, ganzheitliche Gestaltung des Lebens.“

      Die ['blu:boks] BERLIN sieht sich als ein Refugium für Kinder und Jugendliche, in dem sie Hoffnung tanken können. Diese Hoffnung ist darauf zielgerichtet, dass das Leben gelingt. Damit sehen sich die Mitarbeitenden der ['blu:boks] BERLIN in dem Rahmenauftrag des Evangeliums: Menschen zu befähigen, so zu leben, wie Jesus gelebt hat! Der Auftrag einer christlichen Gemeinde oder einer Kirche geht darüber hinaus. Aber die ['blu:boks] BERLIN ist keine Kirche. Sie ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und hat sich in diesem Kontext an bestimmte Rahmenbedingungen zu halten. Hier spielt die Religionsmündigkeit laut Gesetzgebung eine große Rolle. Hebel erklärt: „Darüber hinaus hat mich aber immer die Frage beschäftigt, wie der Glaube an Jesus für religionslose Menschen, und damit haben wir es in überwiegender Mehrheit in unserem Kiez zu tun, erlebbar gemacht werden kann. Die Sprache des Glaubens ist in der ['blu:boks] BERLIN neben dem diakonischen Handeln immer die bedingungslose Annahme des Einzelnen, die einzige Sprache, die unsere Kinder verstehen. Wir schaffen Erlebnisräume, in denen die religiös aufgeladenen Begriffe wie Glauben und Vertrauen, Buße (in der eigentlichen Bedeutung von „Sinnesänderung“), Hoffnung (als gelebter Optimismus in die Zukunft) und Sünde (im Sinne von Zielverfehlung) ganzheitlich begriffen und erlebt werden können. All diese Voraussetzungen braucht es, um Liebe zu erfahren, zu leben und weiterzugeben.“

      Die ['blu:boks] BERLIN setzt voraus, dass jeder Mensch lernen muss, sich selbst zu lieben, damit diese Liebe auch an andere weitergegeben werden kann. Junge Menschen, denen aufgrund von gesellschaftlichen Systemen und familiär schwierigen Situationen der Glaube an sich selbst und ihr eigener Wert rudimentär genommen wurden, brauchen einen Ort, an dem sie Wertschätzung und Anerkennung erfahren, um in die Lage versetzt zu werden, sich mit dem Leben allumfassend auseinandersetzen zu können.

      Die ['blu:boks] BERLIN zielt genau hierauf ab. Sie schafft ein niederschwelliges, sozialräumlich orientiertes und kulturelles Angebot, in welchem die Mitte so attraktiv ist, dass sie junge Menschen automatisch anzieht und nachhaltig prägt.

      In einem Vortrag in Berlin im November 2014 stellte Professor Dr. Rüdiger Gebhardt, Rektor der CVJM-Hochschule Kassel, zehn Thesen zur Diskussion, die die Wertegrundlage der ['blu:boks] BERLIN sehr gut widerspiegeln:

      Zehn Thesen als Grundlage zur Diskussion3

      1. Der christliche Glaube befindet sich in unserer gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation in einer dreifachen Krise: in einer Traditionskrise, in einer Relevanzkrise und in einer Wertekrise.

      2. Zugleich steigt der Orientierungsbedarf: Tragfähige Werte werden mehr denn je gebraucht und ersehnt.

      3. Auf diesem Hintergrund ist es Zeit für eine christliche Bildungsoffensive, die sich auf das Wesentliche konzentriert, nämlich: Orientierungswissen zu generieren.

      4. Orientierung wird vor allem dort möglich, wo christliche Werte in Form von „Herzensbildung“ vermittelt werden.

      5. Christliche Werte sind: Glaube, Liebe, Hoffnung, aber die Liebe ist der größte von ihnen.

      6. Lieben setzt Geliebt-Werden voraus. Christliche Werte-Bildung basiert deshalb auf erfahrener Wert-Schätzung. Wert-Schätzung braucht als allererstes „erlebte Wertschätzung“ der eigenen Person.

      7. Christliche Werte werden in Bildungsprozessen nicht nur kognitiv, sondern vor allem affektiv und erfahrungsbezogen angeeignet.

      8. Ebenso bedeutsam für werteorientierte Bildungsprozesse ist daher eine ausgewogene Theorie-Praxis-Balance.

      9. Gute christliche Bildungsarbeit ist daher immer implizit missionarisch.

      10. Bildung durch christliche Werte hat transformative Kraft und ist insofern eine Hoffnung für unsere Gesellschaft.

      Genau diese transformative Kraft der Gesellschaftsveränderung strebt die ['blu:boks] BERLIN mit ihrer Arbeit in Berlin-Lichtenberg an. Ziel ist es, mit Kindern und Jugendlichen Leben einzuüben, das wertebasiert ist und Orientierung gibt.

      Die Einrichtung hat sich sechs Grundwerte für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als Maßstab gesetzt. Diese Werte durchdringen alle Arbeitsbereiche und das Miteinander. Jeder Arbeitsbereich und jedes Angebot werden anhand dieser Werte regelmäßig überprüft. Auch das Zusammenleben in der Mitarbeiterschaft sowie darüber hinaus das Auftreten gegenüber den Repräsentanten und Repräsentantinnen im Stadtteil, dem Jugendamt und Kooperationspartnern werden in diese Grundwerte mit eingeschlossen.

      Respekt

      Wir behandeln jedes Kind und jeden Jugendlichen / jede Jugendliche sowie jeden Mitarbeiter / jede Mitarbeiterin mit Respekt.

      • Unsere respektvolle Haltung schließt bedenkenloses egoistisches Verhalten aus.

      • Wir schauen von uns selbst weg auf unsere Kinder und Jugendlichen.

      • Wir stellen Fragen, statt Antworten zu geben.

      • Wir unterstellen erst einmal Gutes.

      • Wir achten die Rechte der Kinder und Jugendlichen. (Hierzu gelten insbesondere die Rechte der Kinder laut Grundgesetz und der UN-Kinderrechtskonvention: Recht auf Gleichheit / Recht auf Gesundheit / Recht auf Bildung / Recht auf elterliche Fürsorge / Recht auf Privatsphäre und persönliche Ehre / Recht auf Meinungsäußerung, Information und Gehör / Recht auf Schutz im Krieg und auf der Flucht / Recht auf Schutz vor Ausbeutung und Gewalt / Recht auf Spiel, Freizeit und Ruhe / Recht auf Betreuung bei Behinderung.)

      Anerkennung

      Wir achten die individuelle Persönlichkeit eines/einer jeden und geben dieser Persönlichkeit unsere volle Aufmerksamkeit.

      • Jemandem Anerkennung zu geben bedeutet, ihn anzuschauen, wahrzunehmen, ganz bei ihm oder ihr zu sein und Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit zu verschenken.

      • Wer jemanden anerkennt, der hat wirkliche „Gemeinschaft“ mit ihm oder ihr.

      • Wer jemanden anerkennt, begibt sich auf ein gleiches „Niveau“.

      • Anerkennung ist eine, wenn nicht sogar die „Währung, in der Liebe ausgezahlt wird“.

      Wertschätzung

      Wir schätzen den Wert eines/einer jeden und trainieren unseren Blick auf das Positive.

      • Wertschätzung prägt den Umgang mit der individuellen Persönlichkeit.

      • „Wir suchen, finden und fördern“ heißt, wir schulen unseren Blick auf das Bejahende und leben es praktisch aus.

      • Wir verbalisieren den Wert eines/einer jeden.

      • Wertschätzung prägt alle unsere Handlungen (gerade auch schwierig erscheinende Situationen und Konflikte auszuhalten).