Die Einsamkeit des Bösen. Herbert Dutzler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Herbert Dutzler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783709937617
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      Herbert Dutzler

      Die Einsamkeit

       des Bösen

      Kriminalroman

      Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titel

       I

       1

       II

       2

       III

       3

       IV

       4

       V

       5

       VI

       6

       VII

       7

       VIII

       8

       IX

       9

       X

       10

       XI

       11

       XII

       12

       XIII

       13

       XIV

       14

       XV

       15

       XVI

       16

       XVII

       17

       XVIII

       18

       Dank

       Herbert Dutzler

       Zum Autor

       Impressum

      Ich trage das weiße Kleid mit den roten Punkten. Es ist schmutzig, vorne, am Bauch und über der Brust. Das kommt vom Klettern auf die Bäume im Obstgarten. Ich komme am weitesten hinauf, weiter als Walter und Tobi. Einmal bin ich heruntergefallen. Aber ich habe nicht geweint. Unten am Saum ist das Kleid auch ein bisschen aufgerissen. Mama wird schimpfen, wenn sie mich so sieht, mit diesem Kleid hätte ich nicht auf einen Baum klettern dürfen. Aber Minka war doch oben! Vielleicht habe ich Glück und Papa ist in der Nähe, dann wird Mama mir nur vorwurfsvolle Blicke zuwerfen und schweigen. Sonst gibt es gleich wieder Geschrei und Türenschlagen. Stundenlang. Dass Mama mit der Erziehung überfordert ist und ob sie denn überhaupt nichts auf die Reihe kriegt, dass sie völlig unfähig ist, zu allem, und warum er sie überhaupt geheiratet hat und so weiter. Wenn Papa in der Nähe ist, lassen wir es auf keinen Streit zwischen uns ankommen, nie. Gott sei Dank ist ihm der Schmutz auf meinem Kleid nicht aufgefallen, als er mich hier eingesperrt hat.

      Dafür ist ihm aufgefallen, dass ich unnötig Lärm gemacht habe. Zwei Topfdeckel habe ich zusammengeschlagen, und dazu habe ich gesungen und bin im Vorhaus auf und ab marschiert. Ich habe Musikkapelle gespielt. Ich hätte immer schon gern Schlagzeug gelernt und bei der Kapelle die Becken geschlagen. Und weil ich das eben nicht darf, muss ich im Vorhaus mit Topfdeckeln üben. Ich hätte mir natürlich denken können, dass ihm das zu laut ist, viel zu laut. Und dass er es überall im Haus hören kann. Aber erstens habe ich geglaubt, dass er mit dem Traktor unterwegs ist, und zweitens habe ich überhaupt nicht darüber nachgedacht, ob ich jemanden störe. Ich wollte eben unbedingt Blaskapelle spielen, als mir die Topfdeckel in die Hände gefallen sind. Topfdeckel, finde ich, muss man einfach in die Hände nehmen und zusammenschlagen, wenn sie so lautlos auf der Küchenanrichte herumliegen.

      Ich bin furchtbar erschrocken, als er mich plötzlich am Arm gepackt und in die Speisekammer gesteckt hat. „Du warst das!“, hat er nur geschrien, immer wieder. Bis die Tür hinter mir ins Schloss gefallen ist. Jetzt ist sie abgeschlossen.

      Normalerweise wird ja Walter eingesperrt. Zumindest viel öfter als ich. Der bekommt allerdings vor dem Eingesperrtwerden noch ein paar Ohrfeigen. Die sind in letzter Zeit immer heftiger geworden, oft hat Walter blaue Flecken im Gesicht, einmal hat er sogar ein blaues Auge gehabt, und Mama hat ihn nicht in die Schule gehen lassen. Damit niemand merkt, dass Papa ihn schlägt. Oft muss Walter auch in den Keller, meistens dann, wenn er mich verprügelt hat. Walter ist hinterhältig, schnappt oft von hinten zu, nimmt mich um die Mitte, hält mich fest. Dann drückt er meinen Kopf in seinen Schoß, bis ich keine Luft mehr bekomme. Wenn Walter dann nach seiner Bestrafung wieder aus dem Keller herausdarf, rächt er sich an mir, reißt mich an den Haaren oder zwickt mich in die Ohrläppchen. Walter ist kein angenehmer Bruder, Tobi ist mir viel lieber.

      Ich habe Zeit und schaue mich genau um. Rund um die Türschnalle ist der weiße Lack abgewetzt, an manchen Stellen bis auf das rohe Holz darunter. Ich drücke die Schnalle hinunter und rüttle ein wenig an der Tür. Es ist wirklich zugesperrt, und draußen in der Küche ist es ganz ruhig. Ich spähe durch das Schlüsselloch. Auf der anderen Seite steckt der Schlüssel, man kann nur ein wenig Licht aus der Küche schimmern sehen. Papa ist wahrscheinlich fortgegangen, und Mama wird im Gemüsegarten