Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Людвиг Тик
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027238385
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zu ziehn.

      HUGO. Wenn mir aber der Rückzug abgeschnitten wird?

      RATHGEBER. Dann, — haltet, — dann, — Das ist ein schwieriger Fall! (geht auf und ab) dann, — nun hab ichs! — dann, — nur einen Augenblick Geduld! — das ist mir in meiner Praxis noch nicht vorgekommen. — Hm! hm! — Aber wie kommt Ihr denn auf so närrische Ideen? — Das nenn’ ich einem auf den Zahn fühlen!

      HUGO. Nun?

      RATHGEBER. Gleich! gleich! — Könntet Ihr denn nicht entwischen?

      HUGO. Wenn mir der Rückzug abgeschnitten ist, unmöglich.

      RATHGEBER. Ja, da mag Euch der Henker Rath geben! — Ich glaube, ich könnte eine Reihe von Jahren hinter einander denken, und brächte nichts Kluges heraus. — Ein Narr kann in einem Tage, — Ihr kennt wohl das Sprichwort.

      CLAUS. Um Gottes Willen, Herr, thut ihm nichts, Ihr seht ja, wie er sich angreift.

      HUGO. Wenn ich dich nun zum Fenster hinaus aufhängen ließe? — Ich habe jetzt nur keine Zeit, sonst würde ich dich wenigstens noch etwas ängstigen.

      CLAUS. Ach, er ist schon geängstigt genug, seht nur, wie ihm der Schweiß auf der Stirne steht. — Ich sagts Euch wohl, Rathgeber, daß Ihr einen harten Stand haben würdet. — Er hat bis jetzt nur nach seiner Bequemlichkeit Rath gegeben, nun ist es ihm etwas Neues, daß er mehr ins Große gehn soll, und da fehlt dem Manne freilich die Uebung.

      HUGO. Nun, geht nur, ich sehe schon, wozu ihr zu brauchen seid. Laßt euch zu essen geben. Der Rath griff euch tüchtig an.

      CLAUS. Er wird überhaupt wohl bald müssen auf Pension gesetzt werden, und dann krieg ich vielleicht seine Stelle.

      RATHGEBER. Du? Wann hast du denn schon einen Rath gegeben?

      CLAUS. Ich muß es von Euch lernen, Ihr müßt mir Stunden geben.

      RATHGEBER. Damit werd ich mich nicht einlassen.

      CLAUS. Kommt nur, wir wollen jetzt erst mitsammen speisen. (beide ab.)

      HUGO. Wie gefallen sie dir?

      AGNES. So ziemlich! sie haben mich an die Puppen meiner Kindheit erinnert.

      HUGO. Das Leben von uns allen ist wohl nur ein albernes Puppenspiel. — Agnes, ich will dir während meiner Abwesenheit alle meine Schlüssel in Verwahrung geben. Hier. Ich denke in einigen Tagen zurück zu kommen. Du magst dir die Zwischenzeit damit verkürzen, daß du die Gemächer betrachtest, in die ich dich noch nicht geführt habe. Sechs Zimmer stehn dir gänzlich offen, aber das siebente, welches dieser goldene Schlüssel öffnet, bleibt dir verschlossen. — Hast du mich verstanden?

      AGNES. Vollkommen.

      HUGO. Agnes! laß dich nicht gelüsten, das siebente Zimmer zu öffnen!

      AGNES. Gewiß nicht.

      HUGO. Ich könnte den Schlüssel mit mir nehmen und es wäre dir unmöglich; aber ich will dir trauen, du wirst nicht so thöricht seyn. — Nun, lebe wohl!

      AGNES. Lebe wohl!

      HUGO. Wenn ich wieder komme, und du bist in dem verbotenen Zimmer gewesen —

      AGNES. Erhitze dich nicht so umsonst, ich will nicht hinein gehn, und damit gut.

      HUGO. Ob es gut ist, zeigt sich erst, wenn ich zurück komme. — (ab.)

      AGNES. Nun steht es endlich in meiner Gewalt, die längst gewünschten Kostbarkeiten zu betrachten. — Lächerlich, daß wenn uns sechs große Zimmer mit ihren Kleinodien offen stehen, wir noch nach dem siebenten sollten lüstern seyn: das wäre ja eine mehr als kindische Neugier. — Wie er über alles wild wird. Ich möchte ihn nicht vor mir sehn, wenn ich einmal etwas gegen seinen Willen gethan haben sollte.

      Anne tritt ein.

      AGNES. Wie gehts dir, Schwester? Ist dir besser?

      ANNE. Etwas.

      AGNES. Ich habe jetzt die Schlüssel zu den Zimmern. Der Ritter ist abgereist.

      ANNE. So?

      AGNES. In eins dürfen wir nicht hinein. — In das siebente kann ich dich unmöglich hinein lassen, Anne.

      ANNE. Mir gleich.

      AGNES. Er hat es sehr strenge verboten.

      ANNE. Ich bin nicht lüstern darnach.

      AGNES. Freust du dich denn aber gar nicht?

      ANNE. Worüber denn?

      AGNES. Daß ich die Schlüssel habe.

      ANNE. Wenn du dich darüber freust, — o ja.

      AGNES. (am Fenster) Da reitet er fort mit seinem Gefolge. — (öfnet das Fenster) Viel Glück! — Kehre bald wieder heim! (Trompeten von außen.)

      ANNE. Wie munter sie fort ziehn! Gebe der Himmel nur, daß sie eben so fröhlich wieder kommen.

      AGNES. Sollten sie nicht?

      ANNE. Nicht immer ist der Fortgang so munter und frisch wie der Anfang. Die neuen Kleider tragen sich ab, der frische Baum wird entlaubt, und der Abend sieht oft ganz anders aus, als es der Morgen versprach. Wie frölich beginnt der Jüngling oft, was die spätern Jahre ihm ernsthaft verweisen, und zuweilen ist ein anscheinendes Glück nur die Vorbereitung zum Elend.

      AGNES. Du machst mich bange, Schwester.

      ANNE. Ich bin heut schwermüthig gestimmt.

      AGNES. Komm, zerstreue dich, hier sind ja die Schlüssel, sei wieder fröhlich.

      ANNE. Gutes Kind.

      AGNES. Wir wollen die Alte rufen, sie soll mit uns gehn, denn sie kennt wohl alles.

      ANNE. Wie du willst, aber sie ist mir recht im Herzen zuwider.

      AGNES. Ja, sie ist häßlich genug und ihre krächzende Stimme höchst widerwärtig, indessen sind das die Gebrechlichkeiten des Alters, für die sie nicht kann. — Komm! komm! ich bin unendlich begierig, was wir alles sehn werden. (sie gehn.)

       Inhaltsverzeichnis

      (Der Saal auf Marloff.)

      Gelag von trunkenen Knechten. Einige schlafen, andere sind halb wach; Caspar ist noch am muntersten, Leopold sitzt oben am Tisch und spielt, Winfred sitzt mit verbundenem Kopf im Lehnsessel und trinkt.

      Leopold.

      Traun, Brüder, wer den Wein erfand,

      Entdeckte wohl das schönste Land!

      Schöner als Gold und Edelstein

      Funkelt im Becher der liebliche Wein,

      Schaut hinein;

      Trinkt lustig und keck von dem labenden Schein.

      Alle.

      Schöner als Edelstein

      Funkelt der süße Wein,

      Trinket den goldenen Schein

      Muthig in Euch hinein!

      CASPAR. Das heiß ich Wein! — solchen Wein, ich habe schon viel Wein getrunken, aber solchen Wein, — wenn von Wein die Rede ist, — als was. —

      LEOPOLD. Ich verstehe schon, was Ihr sagen wollt. Trinkt nur immer, er ist Euch gern gegönnt, hab ich ihn doch ganz eigen für Euch kommen lassen.

      CASPAR. Nun, wenn Ihr so meint. — Aber Euer lustiger Mensch, der die vielen Sprünge machen sollte, — da sitzt er im Stuhl mit seinem verbundenen Kopf, — sieht aus wie die Reue und Buße selber, und säuft einen Becher nach dem andern. Er rührt