Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Людвиг Тик
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027238385
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halb roth, halb blau, — die Kunst ist hier sehr beschränkt, — aber seid nur getrost, mit dem Alter, so wie das Haar etwas ergraut, wird Euer Bart binnen wenigen Jahren noch lichter oder himmelblau werden, dann in das Müllerblau fallen, und so unvermerkt in die ehrwürdige und unanstößige weiße Farbe.

      HUGO. (für sich.) Himmelblau! Müllerblau! — (laut.) Lümmel von Arzt! (geht schnell ab.)

      ARZT. Es giebt wunderliche Menschen! (von der andern Seite ab.)

       Simon, Anton.

      ANTON. Du weißt nie recht, was du willst.

      SIMON. Sei geduldig, Bruder, ich kann doch nicht dafür, daß ich so bin.

      ANTON. Das kann jeder Narr für sich sagen.

      SIMON. Was würde daraus werden, wenn ich eben so hitzig wäre, als du?

      ANTON. Wärest du das, so wärest du auch nicht ein solcher Träumer.

      SIMON. Man kann nicht wissen, wie ich in dem Falle gebaut wäre. — Aber, wie gesagt, ich traue ihm nicht, ich glaube, daß unsre Schwester mit ihm unglücklich seyn wird.

      ANTON. Und was hast du denn für Gründe?

      SIMON. Sieh nur fürs erste sein Gesicht an. — Fällt dir wirklich nichts dabei ein? Kriegst du kein Mißtrauen gegen ihn? Wendet sich dir das Herz nicht um?

      ANTON. Possen.

      SIMON. Und dann hat er mehrere Frauen gehabt, und sie sind immer sehr schnell wieder gestorben.

      ANTON. Aber Agnes kann ihn überleben; er ist reich, er hat mehrere Schlösser, viel Gold und Juwelen, sie ist gut bei ihm versorgt.

      SIMON. Nun, wenn sie selber will, so mags darum seyn. — Aber ich habe in dieser Nacht einen wunderbaren Traum gehabt; wenn du geduldig seyn willst, so will ich ihn Dir erzählen.

      ANTON. Sprich nur.

      SIMON. Wie es geschah, weiß ich nicht, aber ich ward im Schlafe sehr bedrängt und geängstigt, darüber griff ich endlich nach meinem Schwerdte, um mir Ruhe zu verschaffen. Ich lief wüthend herum, und traf auf den Ritter Hugo; er war mir noch mehr zuwider als sonst, und ohne daß ich mir bewußt war, wie es so weit kam, hatt ich ihn bei der Schulter ergriffen, und stieß ihm mit großer Herzensangst das Schwerdt durch die Brust, er fiel auf den Boden und ich war ruhig. — Das Seltsamste ist, daß ich nun seit dem Erwachen unaufhörlich an diesen Traum denke, und ich muß es dir gestehn, Bruder, so wie ich den Ritter vor mir sehe, wandelt mich eine unbeschreibliche Lust an, ihm mit dem Schwerdte eins zu versetzen; ich kann mich dann kaum halten, ich denke es mir sogleich als das größte Vergnügen, zu fühlen, wie ihm der Degen im Leibe umgekehrt wird. — Mir ist schon ein Grausen darüber angekommen. — Ist das nicht sonderbar?

      ANTON. Toll ist es! Dumm ist es!

      Vorige, Hugo mit Hans von Marloff.

      HUGO. Hier bringe ich Euch, edler Ritter, meinen lieben Freiwerber, der für mich sprechen will.

      HANS. Ich freue mich, Euch einmal wieder zu sehn. Ich bin des Reitens nicht mehr gewohnt, und ordentlich ganz müde. — Ihr seid wohl?

      ANTON. Vollkommen.

      HANS. Und meine liebe Pathe? Ihr wißt doch, ich bin bei Eurer Schwester Agnes Gevatter gestanden?

      ANTON. Sie wird sich freuen, Euch zu sehn.

      HANS. Ach sie war schon damals ein gar liebes Kind.

      SIMON. (mit der Hand an den Degen, leise zu Anton) Wie ich dir vorher sagte, Bruder.

      ANTON. Ich rathe Dir Gutes! —

      HANS. Aber kommt hinein, in den Saal, da wollen wir uns niedersetzen, und da will ich Euch dann meine Rede, wie es sich schickt und gebührt, vorbringen, denn ich nehme keine Notiz davon, daß Ihr schon so gut wie richtig seid; Ordnung muß walten. (gehn.)

       Anne, Agnes.

      AGNES. Du könntest mich fast mit melankolisch machen, liebe Schwester.

      ANNE. O sein Vater, der eben angekommen ist, hat alles in mir erneut und sein Bild wieder lebhaft vor meine Seele gerufen. — O, Reinhold, Geliebtester, soll ich dich nie wieder sehn? — Ja, liebe Schwester, ich will mit Dir ziehn, aber wir müssen in der Einsamkeit recht viel von ihm, von Reinhold sprechen.

      AGNES. Wie du willst, Schwester.

      ANNE. Ich freue mich darauf, denn unser Bruder Anton ist hart und unfreundlich, er versteht die Empfindungen des Herzens nicht, seine Gegenwart bedrängt mich, und ich wage es nicht, so zu seyn, wie ich meiner Natur nach bin. Aber komm, liebe Agnes, wir müssen hinein gehn, denn alle werden uns erwarten.

      AGNES. Der alte Ritter Hans will uns allen eine feierliche Rede halten und um mich anwerben. Was man sich immer zwingen muß, bei so vielen Dingen ernsthaft zu bleiben! (gehn ab.)

      Dritter Akt

       Inhaltsverzeichnis

      Erste Scene

       Inhaltsverzeichnis

      (Feld.)

      Der Rathgeber, Claus welcher einen Korb trägt.

      CLAUS. Hier wollen wir eine Weile ruhn; wir kommen immer noch früh genug. Setzt Euch, hier ist Schatten. — Das Botenlaufen will mir und meiner Krücke gleich wenig bekommen. Ja, so ist das menschliche Schicksal, es kömmt wohl vor, daß man die Dienste wechseln muß.

      RATHGEBER. Was sprichst Du von Dienst? Ich habe nie gedient.

      CLAUS. Nun, nennt es, wie Ihr wollt. Unsre Herren sind todt, und es ist doch gut, daß sich der Blaubart unsrer annehmen will, so dürfen doch unsre Talente nicht betteln gehn. — Da, hier, trinkt eins auf des Blaubarts Gesundheit; eßt, wir haben ja noch Vorrath; dieser Rasen sey unser Tisch und Stuhl.

      RATHGEBER. Ich hatte mich da in dem Schlosse so eingewohnt. —

      CLAUS. Die Zeiten sind vorbei. — Aber ich bin doch neugierig, — sagt mir einmal, so lange ich Euch kenne und weiß, habe ich Euch immer den Rathgeber nennen hören, wie heißt Ihr denn eigentlich? Oder habt Ihr etwa keinen andern Namen?

      RATHGEBER. Narr, ich keinen andern Namen? — Ich hatte sonst einmal einen ganz vortreflichen Namen, aber ich muß dir gestehn, durch die Länge der Zeit hab ich ihn fast vergessen, ich kann mich nur noch dunkel daran erinnern. — So gehts dem menschlichen Geiste. Ich habe mich angewöhnt, immer nach dem Titel Rathgeber zu hören und mich selbst so zu denken, — wart! — Ferdinand von Eckstein hieß ich ehemals. — Ja. — Aber die Zeiten sind freilich vorüber. Die Gewohnheit, sagt man wohl mit Recht, ist unsre zweite Natur; wenn ich jetzt nur von Rath reden höre, oder so im Sprichwort: hier ist guter Rath theuer, — guter Rath kömmt hinten nach, — so denk ich immer dabei an mich.

      CLAUS. Geht es mir denn anders? Man darf nur von irgend einem Narren in Afrika sprechen, so ist mir gleich, als wenn nothwendig von mir die Rede seyn müste. So hat man gar keine rechte Ruhe im Leben. Sagt mir nur, wozu man getauft wird, wenn der Taufname gar nicht gebraucht werden soll?

      RATHGEBER. Es ist unrecht.

      CLAUS. Seht Euch nur etwas vor, ich glaube, der Blaubart wird ein scharfes Examen mit Euch anstellen.

      RATHGEBER. Lieber Gott, was kann er fragen, worauf ich nicht eine Antwort zu geben wüßte!

      CLAUS. Da müßt Ihr in Eurem Berufe gut beschlagen seyn.

      RATHGEBER. Ein Narr, wie Du, kann so etwas freilich nicht begreifen. — Es ärgert mich nur, daß ich so mit Dir in Gesellschaft reisen muß, mit dieser