Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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die Kugel den hageren Mann in die linke Schulter.

      Lewt fiel vornüber aufs Gesicht mitten in die Wagenspur hinein.

      Da war der Reiter heran.

      Er glitt aus dem Sattel und ließ seinen Blick schnell zwischen Mac und Franky hin und her gleiten.

      »Hallo, Boys!«

      Der hartgesottene Familienboß Franky schnellte vorwärts, um seinen Colt zu erreichen.

      Aber ehe seine Hand ihn erreichte, sprang die Waffe von einer Kugel des Fremden getroffen noch zwei Yards zur Seite.

      Franky lag flach am Boden und warf dem Reiter einen giftigen Blick zu.

      »Laß die Scherze, Alter!« herrschte ihn der Fremde an. »Sei froh, daß ich so schlecht treffe, sonst müßten deine Freunde dich jetzt begraben.«

      Jim Borett hatte sich aufgerichtet und blickte den Fremden forschend an.

      Es war ein hochgewachsener Mann. Noch einen halben Kopf größer als Jim selbst. Er hatte ein tiefdunkles wetterbraunes Gesicht, aus dem zwei große langbewimperte blaue Augen mit einem seltsam eindringlichen Blick hervorsahen. Seine Nase war schmal und gerade, der Mund gutgeschnitten und energisch. Es war ein hartes, kantiges Gesicht.

      Unter dem vorn tief in die Stirn gezogenen Hut blickte dunkles Haar hervor. Der Mann trug ein weißes Hemd mit einer Samtschleife, eine kurze schwarze Weste und enge schwarze Texashosen, die unten über die hochhackigen Stiefel liefen.

      Mit einem geradezu artistischen Handsalto ließ er den Colt ins Halfter gleiten. Jim sah, daß auch über dem rechten Oberschenkel des Fremden ein 45er Colt im Halfter steckte.

      Der Mann verschränkte seine Arme und blickte Jim prüfend an.

      »Na, Mister, kleine Abendunterhaltung gehabt?«

      Jim wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn und grinste. Dann zog er es doch vor, die vier Revolver der Banditen einzusammeln. Als er sie vorn über seinem Hemd im Gurt stecken hatte, lachte ihn der Fremde an.

      »Jetzt sehen Sie aus wie ein Pirat.«

      Borett sah an seiner abgerissenen Uniform herunter.

      »Yeah«, meinte er gepreßt, »so ungefähr.«

      Das Lächeln war aus dem Gesicht des Fremden gewichen. Er spannte seine sehnigen braunen Fäuste um seine Oberarme und wies mit dem Kopf auf die Tramps.

      »Freunde von Ihnen?«

      Jim grinste. »Yeah, ganz sicher, wir kennen uns gut zehn Minuten, und wenn Sie nicht dazu gekommen wären, wäre es bestimmt meine letzte Bekanntschaft gewesen.«

      Borett nahm mit der Linken seinen Hut ab und wischte mit dem rechten Ellbogen über das Schweißband. Er blinzelte ein wenig in die untergehende Sonne und meinte:

      »Ich bin Jim Borett.«

      Der Fremde blickte ihn unverwandt an.

      »Mein Name ist Earp.«

      Borett warf den Kopf herum.

      »Earp? He, ich habe von einem Sheriff Earp gehört! Er hat oben in Ellsworth, und ich glaube auch anderwärts, eine ganze Menge gezaubert.«

      Earp ging auf den stöhnenden Lewt zu, drehte ihn auf den Rücken und blickte ihm ins Gesicht.

      Da giftete Franky: »Laß ihn liegen, Mann! Er will zu Andy.«

      Da löste sich bei Borett die Verkrampfung; er lachte hart auf.

      Earp blickte ihn an.

      Da meinte Borett: »Es sind Brüder. Die trockensten Banditen, die mir bis heute begegnet sind. Einer von ihnen muß bei einem Überfall abgeknallt worden sein.«

      Earp erhob sich und blickte den Alten an.

      »Steh auf, Mann«, sagte er hart, »und verbinde den Burschen hier.«

      »Das würde er mir verdammt übelnehmen«, knirschte der Alte. Er hatte sich mit unbewegtem Gesicht erhoben.

      »Reiß ein Stück von deinem Hemd und verbinde ihn!«

      Es klang rauh und metallen und zwang den alten Banditen, dem Befehl nachzukommen.

      Borett hatte inzwischen Mac und Ed mit zwei Lederriemen die Hände auf den Rücken gefesselt.

      »Sie kommen aus Missouri?« fragte er seinen Retter.

      »Yeah.«

      »Geschäftlich unterwegs?«

      »No.«

      »Suchen Sie einen Job auf einer Ranch?«

      Da blickte der alte Tramp, der gerade einen Streifen aus Lewts Hemd gerissen hatte, auf und zischte:

      »Wir hätten dich doch aus dem Sattel schießen sollen. Du bist dümmer, als es der Präsident erlaubt. Wenn du nicht weißt, daß er Wyatt Earp ist, hast du hier in diesem Land keine Chance.«

      Jim warf den Kopf herum und blickte den Missourier verblüfft an. Dann stieß er einen leisen Pfiff durch die Zähne.

      »He, ich hab’s doch gewußt, daß ich Sie kenne! Sie sind wirklich Wyatt Earp?«

      »Ich heiße jedenfalls so.«

      »Na, wenn die Tramps Sie schon in den Büschen der Savanne kennen, dann werden Sie ja nicht mehr allzu lange leben, Sheriff.«

      »Ich bin kein Sheriff«, versetzte der Missourier gelassen. »So weit habe ich es noch nicht gebracht. Ich war bis jetzt kleiner Hilfs-Marshal in Lamar, drüben in Missouri.«

      Jim beobachtete, wie der Missourier die Kammern seiner Colttrommel wieder füllte.

      »Ein schöner Constabler, den die Banditen in drei Staaten kennen!« meinte er ironisch.

      Wyatt zog die Schultern hoch. »Das kümmert mich nicht, Mister.«

      Er ging zu seinem Falben und stieg auf.

      »Warten Sie, ich komme ein Stück mit!« rief der ehemalige Offizier. »Ich habe nur noch eine Kleinigkeit zu erledigen.« Er zog seinen Colt und ging auf die Tramps zu.

      Ein scharfer Zuruf des Missouriers hielt ihn auf.

      Borett wandte sich um. »Was wollen Sie, Earp? Ich blase nur diese Halunken aus.«

      Wyatt schüttelte nun stumm den Kopf.

      In die Stirn des Offiziers grub sich eine steile Falte.

      »Hören Sie, Mister. Sie haben mich zwar aus dieser Tinte herausgerissen, das berechtigt sie aber keineswegs, hier irgendwelche Anordnung zu treffen. Ich werde diese vier Banditen jetzt erschießen!«

      Er wandte sich um und ging vorwärts.

      »Borett!« schneidend klang der Ruf hinter ihm her.

      Es lag etwas so Bedrohliches darin, daß der Offizier sich umwandte. Er blickte in ein plötzlich steinhart gewordenes Gesicht, aus dem ihm zwei stahlblaue Augen eiskalt entgegenblitzten.

      »Was wollen Sie, Earp?« stieß er heiser hervor. »Diese Kerle sind kaltblütige Verbrecher! Sie hätten mich niedergeschossen wie einen Sioux. Es sind Wegelagerer, Leute, die davon leben, daß sie andere überfallen. Sie gehören alle vier an den Galgen. Und wenn ich sie nicht erledige, passiert dies ihnen doch früher oder später.«

      »Mag sein. Was passiert wäre, ist nicht passiert. Und ob es Mörder sind, müßten Sie erst beweisen. Sie sind weder ein Sheriff noch ein Richter.«

      »Aber Sie, Sie sind doch Marshal. Es ist sogar ihre Pflicht, solches Gelichter von der Prärie zu vertilgen. Nach allem, was ich von Ihnen gehört habe, werden Sie doch wohl hart genug sein, vier Tote im Straßenstaub liegen zu sehen.«

      »Ich würde Ihnen nicht raten, meine Härte zu erproben, Borett. Zwei der Burschen sind schwer verwundet, und da es Brüder sind, werden die anderen sich um sie kümmern. Es sind neunzig Meilen bis Wichita und wenigstens