Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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Ich habe oben von der Hügelkuppe ihre Pferde gesehen, auch die nehmen wir mit.«

      Das Gesicht des alten Tramps verzerrte sich zur Grimasse.

      »Wenn Sie uns die Gäule wegnehmen, Marshal, krepieren Lewt und Ed hier in der Savanne. Die Buffalo-Ranch ist mehr als siebzehn Meilen von hier. Lewt zumindest schafft es nie.«

      »Das ist eure Sache«, versetzte der Missourier hart. »Ihr wußtet genau, daß ihr mit eurem Job alles riskiert, seid froh, daß ihr so glimpflich davonkommt.«

      »Aber wenn…«

      Der Kopf des Missouriers flog herum.

      »Wenn du noch ein einziges Wort sagst, old man, binde ich euch auf eure Gäule und schleppe euch mit nach Wichita. Borett wird beim Bezirksrichter Klage gegen euch erheben. Und es könnte leicht möglich sein, daß sich dann noch eine Menge Leute einfinden, die auch noch was gegen euch vorzubringen haben.«

      Jetzt schwieg der alte Tramp und legte seinem Bruder Lewt verbissen einen Verband an.

      Wortlos und kopfschüttelnd zog sich Borett in den Sattel.

      Wyatt Earp blickte zu Mac hinüber.

      »Du scheinst der Jüngste zu sein, Fellow. Ich will dir einen Rat geben: Wenn du auf dem Weg bleibst, den dein grauhaariger Bruder hier anscheinend ein Leben lang verfolgt hat, wirst du eines Tages an einem Strick drei Yards über dem Boden baumeln. Man soll von da oben nicht die beste Aussicht haben. Vielleicht überlegst du dir die Sache.« Damit nahm er den Zügel hoch und trabte zwischen den Büschen hindurch davon.

      Jim Borett folgte ihm mit verschlossener Miene.

      *

      Die Nacht hatte sich mit ihren schwarzen Schatten über das Land gelegt, als sie die Blockhäuser der Buffalo-Ranch vor sich auftauchen sahen.

      Bisher waren die beiden Männer schweigend hintereinander geritten.

      Borett war mit der Handlungsweise des Missouriers nicht einverstanden. Wie konnte man solchen Halunken gegenüber noch Menschlichkeit und Milde walten lassen! Trotzdem aber hatte die Art, in der Wyatt Earp alles, was er anordnete und auch durchsetzte, dem ehemaligen Offizier sehr imponiert. Jim blickte auf den breitschultrigen Rücken des Mannes, dessen kantige Silhouette sich scharf gegen den Nachthimmel abzeichnete

      Wyatt Earp! Natürlich hatte er von ihm gehört. Oben in Virginia hatten sie von ihm gesprochen. Auch in Kentucky kannten sie seinen Namen. In den Saloons von Illinois hatte er von ihm sprechen gehört, und drüben auf den grünen Weiden von Missouri erzählten die Cowboys an den Lagerfeuern von seinen Taten.

      Da ritt er nun still vor ihm durch die Nacht, der Hilfspolizist aus Lamar, der sich einen so großen Namen gemacht hatte.

      Wyatt hielt auf die Blockhäuser zu. Er lenkte seinen Falben in den dunklen Hof. Gleich darauf stürmte ein Mann aus einem flachgestreckten Blockhaus, und man hörte die schweren Hähne einer Schrotflinte knacken.

      »Stopp, Mister!« rief Wyatt ihm zu. »Wir sind Freunde!«

      »Natürlich«, versetzte der Mann rauh. »Es sind alles Freunde, die hier nachts auf den Hof schleichen; bis vor zehn Jahren hatten sie noch ein rotes Fell.«

      »Wir wollen nur um Wasser bitten und vielleicht um einen Schlafplatz in der Scheune.«

      »All right. Laßt eure Schießeisen bei euren Gäulen. Kommt her, aber vergeßt nicht, daß ich zwei Hände voll mit gehacktem Blei in meinen Läufen habe.«

      Wyatt schnallte den Waffengurt ab und hängte ihn über das Sattelhorn. Dann stieg er ab.

      Borett folgte seinem Beispiel.

      Sie schritten auf den Cowboy zu.

      Im Bunkhaus flammte ein Licht auf.

      Auch drüben im Wohnhaus wurde eine Lampe angezündet.

      »Geht voran in das Haus«, brummte der Cowboy.

      Als sie in das Bunkhaus traten, kam ihnen ein kahlhäuptiger Mann entgegen. Er hatte herkulische Körperformen und ein hartes, grobes Gesicht.

      »Was wollt ihr?« fragte er knurrend.

      »Ein Nachtlager«, versetzte der Cowboy, der hinter Borett in die Tür getreten war.

      »Ich bin Clyde Stevenson«, sagte der Riese und rieb sich über seinen kahlen Schädel. »Ich bin hier der Vormann.«

      Sein Blick ruhte mißbilligend auf dem abgerissenen Habit des ehemaligen Offiziers.

      Da erklärte Borett schnell: »Er ist Wyatt Earp…«

      Der massige Schädel des Vormannes senkte sich. Seine dunklen Augen hafteten auf der hochaufgerichteten Gestalt des Missouriers.

      »Wyat Earp? Hören Sie, Mister, wir leben hier zwar wie auf dem Mond, aber von Wyatt Earp haben auch wir schon gehört. Wenn Sie der wirklich sind, gibt’s für Sie und Ihren Freund hier immer zwei Liegestellen.«

      *

      Als die beiden Männer in der Morgenfrühe des nächsten Tages die Ranch verließen, waren sie mit neuem Proviant ausgerüstet und wurden von dem uralten, verhutzelten Rancher, seinem riesigen Vormann und den Cowboys herzlich verabschiedet. Sie hatten die Pferde der Banditen auf der Ranch gelassen. Der Rancher hatte erklärt, daß er mit seinen Leuten nach den Tramps sehen wolle.

      Als die Sonne im Osten über den Horizont blinzelte, ritten die beiden über eine endlose, tafelglatte Ebene. Der Morgenwind warf weiche Wellen durch das hohe gelbe Büffelgras. Sie waren schon zwei Stunden unterwegs, als eine ausgefahrene Wagenspur von Nordosten her mit ihrem Weg zusammenlief.

      Die Straße führte schnurgerade nach Westen. Der Stadt Wichita entgegen.

      Borett, der bisher hinter dem Missourier geritten war, schob den Braunen nun an seine Seite. Wenn er auch viele Jahre durch die Staaten geritten war und manches Mal hatte allein sein müssen, so war er doch absolut kein Freund der Schweigsamkeit. Ganz im Gegenteil. Er warf dem Missourier einen verstohlenen Blick zu und beobachtete dessen verschlossenes Gesicht.

      Borett nahm sein Tabakszeug aus der Tasche, rollte in das dünne braune Papierblättchen Durrhamfäden, feuchtete eine Papierkante an und rollte den Glimmstengel geschickt zusammen. Während er ein Zündholz an der Stiefelsohle anriß, fragte er seinen schweigsamen Gefährten: »Sie reiten nach Wichita?«

      »Yeah!«

      Es war das erste Gespräch, das sie seit Stunden miteinander geführt hatten.

      Und es war auch schon wieder beendet.

      Erst am Mittag, als die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hatte und Wyatt anhielt, um Mittagsrast zu halten, meinte Borett: »Ich will auch nach Wichita.«

      »Yeah.«

      Wyatt baute sein kleines eisernes Dreibein auf, sammelte ein paar Holzstücke am Rand eines Wäldchens zusammen und zündete ein Feuer an. In dem kleinen Kupferkessel dampfte bald eine aromatische Fleischsuppe.

      Nach dem Essen lehnte sich Borett zurück gegen seinen Sattel.

      »Ein gesprächiger Mann sind Sie nicht gerade, Mister Earp.«

      »No.«

      »Wollen Sie in Wichita bleiben?«

      »Weiß ich nicht.«

      Borett zupfte einen Grashalm ab, wickelte ihn um den Zeigefinger und ließ ihn wie eine Feder wieder auseinanderspringen.

      »Ich stamme aus Wichita«, erklärte er schließlich. »Damals hieß es noch Camp Davidson.«

      Der Missourier nickte.

      Borett blickte an ihm vorbei zu den sich im Wind hin und her wiegenden Baumkronen hinauf.

      »Vor dreißig Jahren kam mein Vater von Arkansas herauf. Damals war es noch weniger als eine kleine Ansiedlung. Vater erwarb ein großes Stück Weideland und baute eine Farm mit Hühnern und Kleinvieh, verstehen Sie? Vor dem Krieg, als er starb,