Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
Скачать книгу
war, wurde mein Vormann. Er war mein einziger Freund. Dieser verdammte Krieg hat uns alle auseinandergerissen.«

      Wyatt blickte den Mann unter dem Hutrand hervor scharf an. »Sie haben die Ranch allein gelassen?«

      »Allein? So kann man es nicht nennen. Nancy war ja da.«

      »Ihre Schwester?«

      »Meine Frau.«

      Wyatt nahm eine seiner schwarzen Zigarren aus der Westentasche und steckte sie zwischen seine kräftigen weißen Zähne. Als der blaue Rauch aufkräuselte, hörte er den anderen sagen.

      »Ja, sie ist auf der Ranch geblieben. Ich konnte nicht bleiben. Mich trieb es einfach fort. Schließlich hat man Pflichten gegenüber dem Vaterland.«

      Der Missourier warf ihm einen unergründlichen Blick zu.

      Borett fuhr fort: »Das sind eben die unangenehmen Dinge des Lebens. Viele andere Rancher zogen auch in den Krieg.«

      »Und weshalb kommen Sie jetzt erst zurück?«

      Borett lachte ganz leise vor sich hin. »Ja, weshalb? Ich weiß es selbst nicht. Es trieb mich eben einfach durch die Welt.«

      »Damals trieb es Sie fort, dann trieb es Sie durch die Welt, und jetzt treibt es Sie heim. Ein bißchen viel Treiberei.«

      »Ja, vielleicht. Ich bin eben eine Abenteurernatur.«

      Wyatt nahm die Zigarre aus dem Mund und zog die dunklen Brauen zusammen.

      »Ich verstehe das nicht. Der Krieg ist doch über fünf Jahre aus. Jeder sieht zu, daß er so schnell wie möglich nach Hause kommt. Und Sie reiten durch die Landschaft. Schlagen sich mit Banditen herum…«

      »Die mich so kurz vor dem Ziel fast ausgelöscht hätten«, unterbrach ihn der Offizier.

      »Haben Sie Ihrer Frau geschrieben?«

      Borett schüttelte den Kopf.

      »No, das habe ich nicht. Aber ich habe ihr einmal Geld geschickt. Aus Quincy. Da hatte ich in einer heißen Nacht einen goldenen Faden zu fassen. Ich weiß nicht mehr, ob es im Suff geschah, jedenfalls habe ich ihr in der Frühe des nächsten Morgens die Hälfte des Geldes geschickt.«

      »Und damit glauben Sie alles in Ordnung gebracht zu haben?«

      »He, es war ein ganzer Stapel Bucks!«

      »Wenn schon.« Wyatt erhob sich, sattelte seinen Falben und stieg auf.

      Pfeifend folgte Borett seinem Beispiel.

      Sie legten die weite Strecke gemeinsam zurück.

      Gemeinsam und wortkarg.

      Es war an einem der letzten Septembertage, vormittags gegen elf Uhr, als der Missourier Wyatt Earp und der ehemalige Lieutenant der Nordarmee Jimmy Borett in Wichita einritten.

      Borett hielt direkt auf die Mainstreet zu. Sein Blick glitt aufmerksam über die Häuserfassaden.

      »Hat sich eine ganze Menge verändert hier!«

      Plötzlich hörten sie vor sich Schüsse.

      Schüsse und Schreie.

      Etwa hundert Yards entfernt stoben die Menschen aus einer Seitenstraße, hetzten über die Mainstreet und flohen stolpernd über die Vorbauten.

      Jetzt peitschte eine Revolverkugel aus der Seitengasse und zerschmetterte das große Fenster eines Shops in der Mainstreet.

      Instinktiv nahm Wyatt die Zügel hoch und preschte vorwärts.

      In diesem Augenblick stürmten drei Reiter aus der Gasse. Der mittlere hatte einen großen Lederbeutel vor sich im Sattel.

      Das war Postgeld!

      Wyatt kannte die Verpackung genau. Sie war überall in den Staaten die gleiche.

      Die drei Männer hatten jetzt die Mitte der Mainstreet erreicht, rissen ihre Gäule hoch und feuerten wie die Wilden in die Gasse zurück.

      Der Revolver flog in die Linke des Missouriers.

      Blitzschnell brüllten drei Schüsse auf.

      Der vorderste Reiter verlor seinen Colt. Der zweite ließ den Postsack fallen, und den dritten riß die Kugel aus dem Sattel.

      Der mittlere Reiter sprang aus den Steigbügeln, hechtete auf den Postsack und stürmte mit drei weiten Sätzen auf eine schützende Vorbautreppe zu. Da war er in Deckung, riß den zweiten Colt aus dem Halfter und feuerte los.

      Aber dann ging alles gedankenschnell.

      Der Mann aus Missouri hatte plötzlich auch den anderen Colt in der Faust.

      Jim Borett sah es mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen.

      Wyatt wirbelte aus dem Sattel, sprang vorwärts, ließ sich fallen, rollte sich über den Boden und schoß.

      Die Schüsse der beiden Banditen verstummten schnell.

      Auf der Straße stand eine Wolke von Pulverrauch.

      Jetzt stürmten drüben aus der Seitengasse mehrere Männer mit Gewehren. Voran ein baumlanger Mann mit grauem Haar und einem Seehundsschnauzbart. Die schwere Winchester schwang er wie einen Knüppel in der Rechten. Plötzlich hielt er inne und starrte auf die drei gefällten Banditen. Dann wandte er den Kopf und blickte Wyatt an.

      Hinter ihm stürmte ein älterer Mann mit schwerem Leib keuchend vorwärts. Auf seiner linken Brustseite blinkte der Marshalstern. Stolpernd überquerte der Hüter des Gesetzes die Straße, riß den Postsack hoch und schwenkte ihn mit einem Jubelschrei über seinem Kopf.

      »Wir haben sie! Wir haben sie! Und hier ist auch das Geld!«

      Während sich immer mehr Männer um die Banditen und den Marshal scharten, schob sich der grauhaarige Riese mit dem Seehundsschnauzbart an den Missourier heran.

      »Saubere Arbeit, Mister. Da saß jeder Schuß im Schwarzen.« Er reichte Wyatt seine prankenartige Rechte. »Mein Name ist Croft…«

      In diesem Augenblick drängte sich der dicke Marshal heran.

      »Doc«, brüllte er dem Riesen zu, »einer der Burschen lebt noch! Vielleicht können wir etwas von ihm erfahren.«

      Wyatt sah den Arzt an.

      »Sie leben alle drei noch«, sagte er ruhig.

      Doc Croft zog seine buschigen Brauen zusammen.

      »He, Mann, wie wollen Sie das wissen?«

      »Ganz einfach, weil ich sie alle nur verwundet habe.«

      Der Riese warf ihm noch einen ungläubigen Blick zu, stieß die Luft prustend durch die Nase und ging dann mit dem Marshal zu den Posträubern hinüber.

      Jim Borett war inzwischen herangekommen. Er stieg vom Pferd und blieb neben Wyatt stehen.

      »Goddam, das war ja eine brillante Einführungsvorstellung.«

      Der Missourier warf ihm einen forschenden Blick zu.

      »Wär’ kein Fehler gewesen, wenn Sie mir geholfen hätten.«

      »He!« Jim rieb sich das stoppelige Kinn. »Dazu haben Sie mich doch gar nicht kommen lassen! Das ging ja alles wie der Blitz.«

      Die Neugier der Leute auf der Mainstreet war selbstverständlich uneingeschränkt auf die Posträuber gerichtet.

      Der heimgekehrte Jim Borett wurde von niemandem beachtet.

      Er befeuchtete sich mit der Zunge die Oberlippe und blickte lüstern zu Costers »Whisky-Paradies« hinüber.

      »Ich werde erst mal einen Drink nehmen.«

      Wyatt nickte. Er kannte es ja; bisher war es in jeder Stadt so gewesen, durch die sie geritten waren. Er kam an keinem Saloon vorbei, der Mann, der fünf Jahre gebraucht hatte, um aus dem Krieg heimzufinden.

      Wyatt hatte bald