Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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daran, offenen Auges in die Hölle zu reiten.«

      Mike Douglas rieb sich sein unrasiertes Kinn. »Halt’s Maul, Larry. Speedy ist der Bestman. Er wird schon wissen, was er tut!«

      Tobby Kay, ein ellenlanger, spindeldürrer hartgesichtiger Bursche, schob sich seinen breitrandigen Hut ins Genick und legte sich auf seinen Sattel zurück. »Wir kriechen jetzt seit zwei Wochen in den Bergen herum. Zweimal haben wir das Lager überfallen. Greg hat sogar einen der Kerle abgeknallt. Und wir wissen, daß sie die Roten im Verdacht haben. Henderson hat dreißig Soldaten in das Reservat geschickt, damit sie Yellow Horse bestrafen sollen. Es wäre Blödsinn, wenn wir jetzt einen Fehler machten.«

      Jesse Hunter nickte, ohne aufzublicken.

      Auch Tobby brummte etwas, das als Zustimmung ausgelegt werden konnte.

      Da belferte der Vormann: »So sieht das also aus. Vier gegen drei. Vier feige Kojoten gegen drei Männer…«

      Da stand der lange Tobby mit ungelenken Bewegungen auf. Es sah aus, als ob eine skurille Marionette an unsichtbaren Fäden hochgezogen würde. »Was hast du eben gesagt, Speedy?«

      Der Vormann grölte: »Ihr seid…«

      Es war der Revolvermann Austin Portlands, der der bedrohlichen Situation ein Ende machte. Er stand langsam auf und hatte seinen Colt in der Hand. Während er zwei Schritte rückwärts machte, spannte er geräuschvoll den Hahn. »Ich habe hier sechs Kugeln in meiner Bleispritze, Boys. Genug für euch alle. Es soll mir nichts ausmachen, allein nach Raton zurückzureiten und dem Boß zu berichten, daß ihr alle wahnsinnig geworden seid.«

      Die Cowboys starrten den Schießer aus verblüfften Augen an.

      Greg Boston Smith stand da, als ob er gerade in einem kleinen Store in einer friedlichen Stadt ein Paket Durham Tabak bestellt habe. Ein kaltes Grinsen lag um seine schmalen Lippen. »Speedy wird uns jetzt sagen, was Jimmy beobachtet hat. Wir haben ein Recht darauf, das genau zu erfahren.«

      »Richtig!« brüllte der Kreole hitzig.

      Speedy stemmte die behaarten Fäuste in die Hüften. »Well, der Schießer hat das Eisen in der Hand. Er macht im Augenblick das Spiel. Ich will euch also sagen, was Jimmy Porter mir berichtet hat. Der Mann mit dem Falben ist wenigstens fünfundvierzig Jahre. Er sitzt steif wie ein Greis im Sattel und schleicht um das Camp und die Arbeitsstellen herum. Wenn er Wyatt Earp wäre, müßte er mindestens zehn Jahre jünger sein, säße aufrechter im Sattel, und…«

      Larry brüllte dazwischen: »Du bist ein Büffel, ich habe es ja gesagt. Der Marshal hat eine vertrackte Art, im Sattel zu sitzen. Ich habe es selbst gesehen. Weshalb hast du mich nicht losgeschickt?«

      »Weil du ein Narr bist!« bellte der Vormann. »Weil du zu einem solchen Job nicht taugst! Ich will dir was sagen, Larry White: Es ist mir egal, wer den Bahnbau bewacht. Ob es ein texanischer Schießer ist oder einer aus Kansas…«

      »Wyatt Earp ist Marshal, er trägt einen Stern«, giftete der Kreole.

      »Das schert mich einen Dreck, verstehst du! Ich bin Speedy Turner, der Vormann der Portland-Ranch. Der Boß hat was gegen die Bahn, also habe auch ich was dagegen. Er will, daß die Overland weiter über die Strecke rollt, also rollt sie weiter…«

      Larry White blitzte ihn an. »Du bist ein Schwachkopf! Wenn der Boß was gegen dich hat, dann hast du wohl auch was gegen dich! Ich will dir und den anderen was sagen: Reitet von mir aus für Austin Portland in die Hölle! Ich habe bis jetzt den Unfug mitgemacht. Die Sache hörte auf, Unsinn zu sein, als Greg den Arbeiter niederschoß. Mir reicht’s…«

      Ein Schuß peitschte auf.

      Der kleine krummbeinige Kreole hatte plötzlich große verwunderte Kinderaugen. Dann brach er in sich zusammen. Ganz still lag er da.

      Tobby Kay wandte den Kopf und blickte den Revolvermann an. Er stand auf, schob die Hände in die Taschen und bewegte sich schlaksig auf den Schießer zu, der den rauchenden Colt noch in der Hand hatte. »Greg Boston Smith«, sagte er mit harten Augen. »Das war eine Meisterleistung.« Dann wandte er sich ab.

      Der Schießer riß den Colt hoch.

      Da heulte ein Schuß auf, und die Kugel wirbelte dem Texaner den Colt aus der Hand.

      Aus den Büschen trat ein Mann. Er war groß und breitschultrig, der Hut saß tief in seiner Stirn. Sein dunkler Anzug war von hellem Steinstaub wie gepudert. In der linken Hand hielt er einen überschweren mattblinkenden Buntline-Revolver. Der Feuerschein warf tanzende Reflexe auf seine Gestalt, und in seinen Augen schien ein Glimmen zu stehen.

      Die Männer stierten fassungslos auf ihn wie auf ein Gespenst.

      Da öffnete Tobby Kay die Lippen und preßte heiser hervor: »Wyatt Earp!«

      »Yeah!« sagte der Mann vor den Büschen rauh. »Ich bin Wyatt Earp. Und ihr seid eine Bande von Mördern, Räubern und Satteltramps!« Er trat zwei Schritte näher heran. Nur drei Yards trennten ihn noch von dem riesigen Vormann. »Austin Portlands Crew! Well, so habe ich mir schon immer die Mannschaft einer stolzen und großen Ranch vorgestellt. Ein tapferer Vormann mit einem hohlen Schädel, ein texanischer Coltschwinger, der in drei Staaten gesucht wird…«

      In diesem Augenblick handelte der Revolvermann Greg Boston Smith. Er zog mit einem Kreuzgriff seinen linken Colt, riß ihn aus dem Halfter und schoß.

      Aber die beiden Kugeln peitschten über den Gegner.

      Der hatte sich gedankenschnell zu Boden fallen lassen.

      Wieder brüllte der schwere Buntline-Revolver auf. Er beendete die unrühmliche Karriere des Schießers Gregor »Boston« Smith. Die Schußhand des Texaners war durchschossen.

      Smith stierte auf seine blutende Rechte, mit weit aufgerissenen Augen und zusammengebissenen Zähnen. Dann schrie er auf wie ein Tier, warf sich zu Boden, langte mit der Linken nach dem Colt, der ihm am nächsten lag, mußte aber erleben, daß eine Kugel des Marshals die Waffe zur Seite tanzen ließ.

      Wie rauhe Metallstücke, die aufeinanderrieben, so klang die Stimme des Missouriers: »Wenn du Wert darauf legst, noch ein paar Tage zu leben, jedenfalls so lange, bis sie dir in Santa Fé den Hanfstrick um deinen dreckigen Hals legen, Smith, dann verhalte dich jetzt ruhig. Meine Geduld ist zu Ende.« Der Marshal blickte den spindeldürren Tobby Kay an. »Los, reiß ihm die Halfterriemen ab und binde ihm die Hände auf den Rücken.«

      Der Befehl hatte einen so drohenden Unterton und war dabei doch so leise gesprochen, daß der lange Tobby ihm augenblicklich Folge leistete.

      »So, und jetzt den sauberen Vormann, der alles tut, was ihm sein ebenso sauberer Boß befiehlt!«

      In wenigen Minuten hatte der schlaksige Tobby allen die Hände auf den Rücken gebunden.

      Erst jetzt löste sich die Erstarrung von den Cowboys. Wie ein hypnotischer Zwang hatten die Stimme und Augen des Marshals sie im Bann gehalten. Jetzt polterte Speedy Turner los. »Damned, sind wir denn alle wahnsinnig?«

      »Wahrscheinlich«, versetzte der Marshal mit eisiger Ruhe. »Tobby, nimm das Seil dort von dem Sattel und ziehe die Schlinge um den Hals dieses geschwätzigen Mannes!«

      Das war dem Schlaks denn doch zuviel. Er hechtete plötzlich vorwärts, dem Marshal in die Flanke.

      Aber der einstimmige Jubelschrei aus den Kehlen seiner Kumpane kam zu früh. Mit einer blitzschnellen Hüftbewegung wich der Missourier dem wie ein Geschoß heranfliegenden Cowboy aus, fing ihn ab und hieb ihm die rechte Handkante zwischen Kopf und Schulter.

      Der Schlaks lag am Boden.

      Wyatt riß ihn hoch und preßte ihm mit der Rechten die Hände auf den Rücken.

      »Drauf!« brüllte Speedy heiser.

      Aber er und zwei seiner Kameraden, die gegen den Marshal anrennen wollten, prallten zurück.

      Der Buntline-Revolver gähnte ihnen mit seiner großen schwarzen Mündung entgegen.

      Tobby wurde jetzt selbst an das Lassoende