Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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mit.

      Wyatt warf drei silberne Geldstücke auf den Ladentisch und blickte auf die zerschlagenen Töpfe.

      Da feixte der Alte. »He, das bezahlt Berrick. Darüber gibt’s wohl keinen Disput. Dafür wird er heute mal früher schlafen gehen, anstatt sich drüben im Long-Branch-Saloon wie sonst vollaufen zu lassen…«

      Wyatt ließ sich von dem Alten hinauszerren und saß tatsächlich eine halbe Stunde später in der Flerritstreet vor einem dampfenden Topf mit Gulasch.

      »Wissen Sie, Myra stammt aus Ungarn.

      Und wenn Sie kocht, werden die stärksten Männer schwach!« prahlte der Alte. »Und nun will ich Ihnen auch sagen, woher ich Sie kenne. Ich habe Sie vor fünf Jahren mit ihrem Vater in Nevada gesehen. Eigentlich erinnerten Sie mich mehr an das Bild Ihres Vaters… Wie soll ich es sagen, als Sie daherkamen, auf dem hellen Gaul, sah ich plötzlich Ihren Vater vor mir…«

      *

      Der Missourier blieb einen Tag und suchte dann in der Stadt die Spur des Sheriffsmörders Jim Borett.

      Er fand sie nicht. Keiner der von ihm Befragten konnte sich erinnern, den Mann gesehen zu haben.

      Das heiße Dodge verwischte jede Spur. Und ein so wenig auffälliger Mann wie Borett ging hier leicht im Gedränge unter. Hier trugen noch eine Menge Leute den derben, unverwüstlichen Soldatenrock.

      Erst drei Tage später hörte der Missourier von einem Mann, der unten aus den Sand Hills kam, daß der Gesuchte vor fast einer Woche unten am Fish-Creek gelagert hätte, an der großen Krümmung, die der kleine Fluß hinter Fort Collins nach Osten bildet.

      Wyatt machte sich sofort auf den Weg.

      Er fand auch das zugeschüttete kleine Lagerfeuer an der beschriebenen Stelle.

      Und noch etwas fand er.

      Einen Sporn.

      Einen Sporn, den er genau kannte.

      Die Schnalle war entzwei, und Borett hatte ihn einfach in der Feuerstelle liegen lassen und mit Erde überschüttet.

      Der fehlende Sporn sollte ihn verraten. Jedenfalls hielt er den Wolf weiter auf der Spur des Mörders, gab ihm ein deutlicheres Kennzeichen, als es der abgewetzte blaue Waffenrock war.

      Trotzdem verlor sich die Spur des Gesuchten schon vierzig Meilen weiter östlich in der Savanne.

      Ein starker Regen, der in der Nacht niedergegangen war, machte es unmöglich, irgendeine Fährte aufzufinden.

      Ein Siedlerpaar, das den Reiter noch vor drei Tagen vom Haus aus gesehen haben wollte, stritt sich darüber, welche Richtung er eingeschlagen haben könnte.

      Wyatt entschloß sich, weiter auf Südosten zuzuhalten.

      Und da stieß er auf Joe Cadburn.

      Er kam ihm am frühen Morgen eines leuchtenden Oktobertages von einem sanftabfallenden Hügel herunter entgegen.

      Sein Gesicht war breit, und breit waren auch seine Schultern. Er hatte einen kahlen dunklen Schädel, von dem vorn über der Stirn ein paar dünne Haare in einer verwehten Locke fielen, wie bei einem Mönch. Seine Nase war gebogen wie ein Adlerschnabel. Der Mund sehr klein und sehr schmal. Die Ohren groß und eng am Schädel anliegend.

      Er trug Lederzeug, das über der Brust und an den Ärmeln ausgefranst war und ihm das Aussehen eines alten Indianerkämpfers gab.

      Wyatt hielt an und war in die Betrachtung dieses sonderbaren Mannes vertieft.

      Cadburn hob die Hand zum Gruß, rutschte von seinem unsinnig kleinen Gaul und blickte sich um, als erwarte er noch jemanden, der hinter ihm herkommen müßte.

      Wyatt stieg vom Pferd und zündete sich eine Zigarre an.

      Der Ledermann wischte sich über den Schädel und deutete nach Norden.

      »Sie kommen vom Arkansas?«

      »Yeah – eigentlich vom Walnut-Creek.«

      »Ich will nach Dodge.«

      Wyatt rätselte in Gedanken herum, was für einen Menschen er da wohl vor sich hatte, als oben über den Hügelkamm ein kleiner Planwagen rollte.

      Der Mann bemerkte den Blick des Missouriers und sagte pathetisch:

      »Das ist mein Stamm, mein Volk gewissermaßen. Man kann auch sagen, meine Familie.«

      »Aha.«

      »Yeah. Ich bin Jonathan Cadburn. Leider nennt mich meine Frau immer Joe. Das hört sich so wenig ruhmreich an. Sie leben in Dodge?«

      »Nein, ich wohne in Wichita.«

      »Sie sind Marshal?«

      Wyatt horchte auf. He! Wie kam der Mann darauf? Das war ihm doch nie und nimmer anzusehen. Oder sollte der seltsame Jonathan Cadburn etwa Hellseher sein?

      Als habe er die Gedanken des anderen erraten, sagte der Mann:

      »Ich bin Wanderprediger, Mister Earp. Ich hoffe, Sie wissen, was das bedeutet?«

      »Doch, das weiß ich.«

      »Wir werden gleich hier eine Rast einlegen, und dann können Sie Ihre Sorgen bei mir abladen. Meine Familie wird für Sie beten, und…«

      »Ich habe leider keine Zeit. Sie hatten schon recht: Ich bin Deputy-Marshal…«

      »… und Sie folgen einem Mann!«

      Wyatt zog ungewollt die Brauen zusammen.

      Cadburn wischte sich wieder über den Schädel.

      »Ich habe von meiner Mutter eine große Gabe geerbt, Mister Earp – Sie hatte das zweite Gesicht.«

      Wyatt fühlte ein unbehagliches Kribbeln im Genick.

      Der Wanderprediger nahm eine große speckige Bibel aus der Tasche: »Wie sagt doch der Prophet, du sollst…«

      Da war der Wagen mit polterndem, dumpfem Rollen herangekommen.

      Ein ebenso winziger Gaul, wie der Wanderprediger und Hellseher ihn ritt, schwamm in dem viel zu großen Geschirr hin und her.

      Oben auf dem Kutschbock saß ein Mädchen, bei dessen Anblick es dem Marshal die Sprache verschlug. Es hatte schulterlanges, lockiges lackschwarzes Haar, tiefdunkle Augen und eine olivbraune Haut. Nur sehr mangelhaft verdeckte die feuerrote Bluse ihre Figur, sie lief an der Taille über einen dunkelgrauen glockenweiten Rock. Ihre Füße waren unbekleidet. Das Mädchen mochte etwa achtzehn Jahre alt sein.

      Cadburn machte eine weit ausladende Handbewegung: »Meine Tochter Manuela.«

      Da sprang an der Seite unter der Plane ein Junge hervor mit flachsblondem Haar und sommersprossigem Gesicht. Seine Stupsnase blickte lustig in den Himmel. Auch er war barfüßig wie das Mädchen und blieb neben dem Wagen stehen.

      »Das ist Ihre Familie?« forschte Wyatt, wobei sein Blick immer wieder von dem Mädchen angezogen wurde.

      Aber die Ernüchterung sollte schlagartig kommen.

      Ein heiserer Schrei erklang, und hinten vom Wagen sprang eine Frau, die fast so breit wie hoch war. Sie wälzte ihre Fettmassen auf nackten Füßen heran und blickte den Missourier aus dunklen Mexikaneraugen argwöhnisch an.

      »Starren Sie das Kind nicht so an! Manuela ist gottesfürchtig – und ich kann es nicht dulden, daß sie lüsternen Männerblicken ausgesetzt ist.« Sie warf den Kopf herum. »Verschwinde in den Wagen, mein Täubchen!« Dann sah sie ihren Mann an. »Joe, steck die Bibel weg, wir haben andere Sorgen. Sag mir lieber, wie weit es noch bis Dodge ist, und wann wir endlich Rast machen. Mich hungert!«

      Wyatt nahm ein Stück Wurst und ein Ende Brot aus seinem Proviantbeutel und reichte es dem Mann.

      »Wenn ich Ihnen damit einen Gefallen tun kann, Mister, ich muß leider weiter…«

      Aber Jonathan Cadburn dachte gar nicht daran, ihn weiter