Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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liegt die Ranch?«

      »Im Norden. Zwölf Meilen von hier. Sie können sie nicht verfehlen.«

      Jim nickte und ging zur Tür.

      Da verdunkelte ein Schatten den Eingang.

      Ein hochgewachsener Mann stand da und starrte ihn an. Er hatte einen breiten grauen Stetson auf und ein hartes Ledergesicht.

      Jim blieb stehen.

      Der Mann betrat den Saloon und ging an die Theke.

      »Einen Brandy!«

      Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Thekenkante und sah zu Jim hinüber, der auch ihn scharf musterte.

      »Einen schönen Grauen haben Sie, Mister«, sagte der Mann mit einer kehligen Stimme.

      Jims Gesicht blieb unbewegt. »Yeah.«

      »Haben Sie ihn schon lange?«

      »No.«

      »Hätte ich mir auch nicht denken können…«

      Jim kam auf die Theke zu.

      Zwei Yards vor dem Mann blieb er stehen.

      »Wie meinen Sie das?«

      Der Mann blickte ihn seelenruhig an. Er hatte schwefelgelbe Augen und trug Weidekleidung. Vielleicht wäre auch ein Mann wie Jim Borett wacher gewesen, wenn er nicht von dem Whiskv und dem Gedanken an seine Rache wie blind gewesen wäre.

      »Ich meine es so, wie ich es gesagt habe«, versetzte der Cowboy.

      Boretts Hand kroch zum Revolverknauf hinunter.

      Aber auch der Cowboy hatte seine Rechte über dem Colt hingen.

      Entsetzt blickte der Wirt auf die beiden. Dann polterte er los:

      »Wenn Sie etwas miteinander abzumachen haben, Gents, so erledigen Sie das draußen! Ich habe mein Mobilar noch nicht einmal halb bezahlt!«

      »Halts Maul!« zischte der Cowboy ohne sich umzudrehen.

      Jim blickte starr in die Augen des anderen.

      »Spuck aus, Brother, was hast du gegen meinen Gaul?«

      »Nichts. Aber gegen Sie habe ich eine ganze Mengel«

      Da hatte Jim den Revolver in der Faust.

      Und doch nicht früher als auch der andere: Auch der hatte seinen Colt in der Rechten.

      Vorn flogen die Pendeltüren auseinander. Ein untersetzter Mann blickte in den Schankraum, sah die beiden mit den Revolvern einander gegenüberstehen und schnarrte:

      »Was wird das, Leute?«

      Der Cowboy nahm den Blick nicht von Jim.

      »Dieser Mann ist ein Pferdedieb, Sheriff! Nehmen Sie ihn fest. Er hat heute nacht oben von unserem Weidecamp ein Pferd gestohlen.«

      Stille.

      Dann trat der Sheriff heran und blieb zwischen den beiden stehen. Ohne den Cowboy völlig aus den Augen zu lassen, wandte er sich an Jim.

      »Wer sind Sie?«

      »Ich heiße Borett…«

      »Stimmt das, was der Mann da gesagt hat?«

      Jim schluckte, dann sagte er rauh: »Yeah, es stimmt!«

      Blitzschnell hatte der grauhaarige, hagere Mann des Gesetzes Jims Colt gepackt und an sich gerissen.

      »Und du steckst deine Bleispritze auch weg, Jonny!«

      Der Cowboy ließ seinen Colt zurück ins Halfter gleiten.

      »Kommen Sie mit ins Office!« befahl der Sheriff.

      »Und ich komme auch mit!« sagte der Cowboy hart.

      Wortlos schritt Borett neben dem Sheriff her.

      Als sie auf der Straße standen, deutete der Weidemann auf die Hinterhand des Grauen.

      »Das ist das große B, Sheriff. Sie wissen, daß es unser Brandzeichen ist. Der Mann war in der vergangenen Nacht auf unserer Weide oben und hat das Tier aus dem Corral gestohlen. Der Fall ist sonnenklar.«

      Der Sheriff ließ seinen Blick über Jims abgerissenen Anzug gleiten.

      »Ich entscheide, was sonnenklar ist. – Was haben Sie eigentlich zu der Beschuldigung Jonny Humbers zu sagen, Mann?«

      Jim schüttelte den Kopf. »Nichts«, versetzte er düster.

      »Also, sonnenklar!« rief der Cowboy. »Ich habe einen Strick drüben am Sattelknauf hängen.«

      Mehrere Männer waren stehengeblieben und blickten neugierig auf die Gruppe.

      Humber riß einen Lasso vom Sattel seines Schimmels und schwang ihn in der Rechten.

      Mit engen Augen blickte ihn der Sheriff an.

      »Du hältst das Maul, Jonny! Du weißt, daß dein Boß selbst dabeisein will, wenn ein Pferdedieb verurteilt wird.«

      »Yeah – das stimmt. Und das kann auch geregelt werden. Der Boß ist gerade unten in der Sägerei und bestellt Holz.«

      »Hol ihn her!« gebot der Sheriff trocken.

      Jim blickte starr vor sich hin.

      Der genossene Whisky hatte ihn stumpf gegen alles gemacht. Er stand auf der regennassen Straße, mitten in einer riesigen Pfütze und blickte an dem Sheriff vorbei die Straße hinunter. Er hörte nicht die weiteren Fragen des Sheriffs und auch nicht die erregten Dispute der Leute, die sich auf dem Vorbau der Bar eingefunden hatten, um den Fall zu besprechen.

      Plötzlich riß er die Augen auf und stierte die Straße hinunter.

      Zwei Reiter kamen im leichten Trab heran.

      Der eine war Jonny Humber.

      Der andere saß auf einem Weißfuchs, hatte eine hohe, kräftige Gestalt und trug ebenfalls Weidekleidung. Sein Gesicht war sonnenverbrannt, eckig und hart. Hell schimmerten seine Augen daraus hervor. Unter der breiten Krempe seines Stetsons sahen blonde Haarsträhnen hervor. Der Mann hatte nur ein Ohr.

      Als er auf zehn Yards herangekommen war, hielt er plötzlich inne und starrte den Pferdedieb an, den ihm der Cowboy zeigte.

      Jim Boretts Augen waren eng wie Schießscharten geworden.

      Dann geschah etwas Merkwürdiges. Der Rancher Cass Baxter stieg langsam aus dem Sattel und kam auf den Pferdedieb zu. Einen Yard vor ihm blieb er stehen und sah ihn stumm und unverwandt an.

      Jim Borett stand da wie aus Holz gehauen. Nichts in seinem Gesicht rührte sich.

      In die plötzlich eingetretene Stille hinein brüllte der Cowboy:

      »Das ist er, Boß! Ich habe ihn erwischt, er ist mit dem grauen Hengst in die Stadt geritten. Sie kennen doch Vaughams Tier. Sie haben es selbst für ihn in Dodge gekauft!«

      Humber nahm seinen Lasso und warf die Schlinge um den Hals Jim Boretts.

      Da warf ihn ein Faustschlag des Ranchers zur Seite.

      Baxter ging auf Jim zu und nahm ihm die Schlinge vom Hals.

      Er sagte nur ein Wort. Es kam rauh und rostig aus seiner Kehle, und man hörte kaum, daß es eine Frage war:

      »Jim –?«

      Die Lippen Boretts öffneten sich langsam:

      »Cass!«

      Der Sheriff schnappte nach Luft.

      Da schob sich der Salooner heran und belferte:

      »Er kennt ihn! Ich wußte es doch. Er hat mich nach seinem Freund Cass Baxter gefragt, als er vor einer Stunde in den Saloon kam!«

      Humber war in den Straßenstaub gefallen, mit grimmigem Gesicht erhob er sich und brüllte:

      »Er