BOYET.
Solche Verachtung bringt den Redner um,
Raubt das Gedächtnis ihm und macht ihn stumm.
PRINZESSIN.
Drum tu' ich's auch; kam einer erst heraus,
Der andern Weisheit, hoff' ich, bleibt zu Haus.
Das nenn' ich Spaß, wenn Spaß den Spaß vertreibt.
Der ihre weicht, das Feld dem unsern bleibt;
So triumphieren wir, sie müssen fliehn
Und wohl verspottet ihres Weges ziehn.
Trompeten.
BOYET.
Musik! Verlarvt euch, die Verlarvten nah'n.
Die Damen maskieren sich.
Es treten Mohren auf mit Musik. Hierauf der König, Biron, Longaville und Dumain, als Moskowiter verkleidet; Motte, Musikanten und Gefolge.
MOTTE.
Heil euch, ihr Schönheitreichsten dieser Erde!
BIRON.
Schönheiten, reicher nicht als reicher Taft!
MOTTE.
O heiligster Verein holdsel'ger Damen,
Die Damen drehen ihm den Rücken zu.
Der je die Rücken wandt' auf Männeraugen, –
BIRON.
Die Blicke, Bursch, die Blicke!
MOTTE.
Der je die Blicke wandt' auf Männeraugen, –
Aus. ...
BOYET.
Aus ist es, allerdings.
MOTTE.
Aus eurer Gnadenfülle gönnt, ihr Engel,
Nicht anzuschaun, –
BIRON.
Uns anzuschaun, du Schlingel!
MOTTE.
Uns anzuschaun mit Augen glanzumfunkelt, –
BOYET.
Ihr habt das Epithet nicht gut gewählt;
Ich rat' Euch, nennt es »Augen ganz umdunkelt«.
MOTTE.
Sie hören nicht, das bringt mich ganz heraus!
BIRON.
Das nennst du Zuversicht? Geh fort, du Knirps!
PRINZESSIN.
Was wünschen diese Fremde? Fragt, Boyet:
Wenn unsre Sprache sie verstehn, so laßt sie
Mit schlichtem Wort vortragen ihr Gesuch:
Fragt, was man will!
BOYET.
Was sucht ihr bei der Fürstin?
BIRON.
Nur ihren Gruß und gnädigen Empfang.
ROSALINE.
Was fodern sie?
BOYET.
Nur Euern Gruß und gnädigen Empfang.
ROSALINE.
Ei nun, den haben sie; so heißt sie gehn!
BOYET.
Sie sagt, den habt ihr, könnt nun wieder gehn.
KÖNIG.
Sag ihr, wir maßen vieler Meilen Raum,
'nen Tanz mit ihr auf diesem Gras zu messen.
BOYET.
Er sagt, sie maßen vieler Meilen Raum,
'nen Tanz mit Euch auf diesem Gras zu messen.
ROSALINE.
Ei nicht doch! Fragt, wie viele Zoll sie rechnen
Auf jede Meile? Wenn sie viele maßen,
So ist das Maß von einer bald gesagt.
BOYET.
Durchmaßt ihr Meilen, um hieher zu kommen,
Und viele Meilen, fragt die Fürstin euch:
Wie viele Zoll in einer Meil' enthalten?
BIRON.
Sagt ihr, wir maßen sie mit müden Schritten.
BOYET.
Sie hört euch selbst.
ROSALINE.
Und wie viel müde Schritte
Von all den müden Meilen, die ihr gingt,
Habt ihr gezählt im Wandern einer Meile?
BIRON.
Wir zählen nichts, das wir für Euch verwenden.
So reich ist unsre Pflicht, so unbegrenzt,
Daß wir Beschwer niemals in Rechnung stellen.
Begnadigt uns mit Eurem Sonnenantlitz,
Daß wir, gleich Wilden, ihm Anbetung zollen.
ROSALINE.
Mein Antlitz ist nur Mond, den Wolken decken.
KÖNIG.
Glücksel'ge Wolken! Reizendes Verstecken! –
So woll', o Glanzmond, samt den Sternen scheinen
(Und wolkenfrei) auf unsrer Augen Weinen!
ROSALINE.
O mattes Bitten! War ein Wunsch je blasser?
Du flehst um etwas Mondenschein im Wasser.
KÖNIG.
Mögt Ihr ein Auf- und Niedergehn uns schenken
Für unsern Tanz? Der Wunsch kann Euch nicht kränken.
ROSALINE.
So spiele denn, Musik! Auf, eilt euch, munter: –
Nein, still, kein Tanz mehr, denn der Mond ging unter.
KÖNIG.
Nun, tanzt Ihr nicht? Was hat Euch so verletzt?
ROSALINE.
Erst war ich Vollmond, letztes Viertel jetzt.
KÖNIG.
Doch immer Ihr der Mond und ich der Mann:
Noch tönt die Melodie, laß dich bewegen! –
ROSALINE.
Sie rührt mein Ohr! –
KÖNIG.
Laß auch den Fuß sich regen!
ROSALINE.
Reicht uns die Hand: mit Fremden dünkt uns Pflicht,
Nicht allzu spröde sein. – Wir tanzen nicht.
KÖNIG.
Und gebt die Hand?
ROSALINE.
Als Abschiedsgunstbezeugung.
Der Tanz ist aus, nun macht die Schlußverbeugung!
KÖNIG.