Strafbar, mein König, strafbar; ich klage selbst mich an.
KÖNIG.
Wie das?
BIRON.
Euch fehlt ein vierter Narr: vollständig ist nun das Gespann.
Den, diesen, und Euch, mein Fürst, und mich traf gleiches Verderben;
Wir alle sind Gauner der Lieb', und verdienen, des Todes zu sterben.
Entlaßt die edle Versammlung, und mehr noch meld' ich Euch hier.
DUMAIN.
Was ungleich, ward jetzt eben.
BIRON.
Jawohl, wir sind nun vier.
Entfliegen die Tauben nicht bald?
KÖNIG.
Was zaudert ihr noch? Geht fort! –
SCHÄDEL.
Wir beiden Gerechten gehn, die Verräter bleiben am Ort.
Schädel und Jacquenette ab.
BIRON.
Nun, Freunde, Liebende, seid mir umarmt! –
Wir sind so treu, als Fleisch und Blut nur reicht;
See ebbt und flutet, Winterluft erwarmt,
Jung Blut zerbricht die alte Satzung leicht.
Nicht zu umgehn ist, was uns selbst geboren:
Drum war der Eid im Schwur schon falsch geschworen.
KÖNIG.
Sprach Liebe jenes Blatt? Ich wette drauf!
BIRON.
Du fragst? Wer schaut zu Rosalinen auf,
Der gleich dem wilden Sohn des Inderstrands,
Wenn sich der Ost erschließt zu Pracht und Lust,
Nicht beugt das Haupt, anbetend seinen Glanz,
Und küßt den Staub mit untertän'ger Brust? –
Welch überkühnes Adlerauge wendet
Zur Sonne sich, von keiner Wolk' umhüllt,
Und wird von ihrer Hoheit nicht geblendet? –
KÖNIG.
Welch Eifern? Welche Wut hat dich erfüllt?
Ein Mond, herrscht meine Dam' in sanftem Licht,
Weil sie als Dienstgestirn kaum sichtbar funkelt.
BIRON.
Dann ist mein Sehn kein Sehn, ich Biron nicht;
Wär' nicht mein Liebchen, Tag wär' nachtumdunkelt.
Die Quintessenz der Farbenschönheit strahlt
Wie reinste Edelstein' auf ihren Wangen;
Wie sich ein Bild aus tausend Reizen malt,
Ein Meisterwerk selbst meisterndem Verlangen.
Hätt' ich den Zauber höchster Redekunst, –
Nein, sie bedarf dein nicht, erborgter Schimmer! –
Verkäuflich Gut empfehl' des Käufers Gunst,
Sie steht zu hoch dem Lob für jetzt und immer.
Ein Mönch, verdorrt und hundert Winter alt,
Wirft funfzig ab, kann er ins Aug' ihr blicken;
Schönheit verjüngt ihm kräftig die Gestalt,
Tauscht mit der Kindheit Wiege seine Krücken:
Oh, Licht und Leben strahlt sie gleich der Sonne.
KÖNIG.
Ei, deine Dam' ist schwarz wie Ebenholz! –
BIRON.
Ist Ebenholz ihr gleich? O Holz der Wonne! –
Ein Weib, daraus gezimmert, wär' mein Stolz.
Wo ist ein Buch? Fest soll mein Schwur bestehn,
Daß Schönheit selbst die Schönheit nicht erreicht,
Lernt sie von ihrem Auge nicht das Sehn:
Und keine schön, die ihr an Schwärze weicht.
KÖNIG.
Sophisterei! Schwarz ist Livrei der Hölle,
Des Kerkers Farbe, Schule finstrer Nacht,
Und helles Weiß thront auf des Himmels Schwelle.
BIRON.
Zu täuschen, wählt der Teufel lichte Tracht.
Wenn Schwarz die Stirne meiner Liebsten deckt,
So trauert sie, daß falsches Haar, Karmin
Verliebte reizt mit täuschendem Aspekt;
Das Schwarz ward hell, da sie zur Welt erschien.
Ihr Antlitz lenkt die Mod' auf neue Bahn,
Natürlich Blut hört man als Schminke schelten:
Und Rot, des Glänzen gilt für eitlen Wahn,
Färbt schwarz sich, ihrer Stirne gleich zu gelten.
DUMAIN.
Ihr gleich zu sein, sind schwarz die Schornsteinfeger!
LONGAVILLE.
Seit sie erschien, dünkt sich der Köhler schmuck.
KÖNIG.
Mit seiner holden Farbe prangt der Neger!
DUMAIN.
Spart alle Kerzen, Nacht ist hell genug.
BIRON.
Die Damen, die ihr wähltet, scheun den Regen,
Er möcht' an ihrer muntern Schminke naschen.
KÖNIG.
Doch deiner, dächt' ich, käm' er recht gelegen:
Du nennst die Schönste, die sich nicht gewaschen.
BIRON.
Währt's bis zum Jüngsten Tag, ihr Schönsein preis' ich!
KÖNIG.
Dann schreckt ihn mehr als sie der Teufel nicht.
DUMAIN.
Kein Mensch war so vergafft in Dorn und Reisig!
LONGAVILLE.
Sieh hier ihr Bild: mein Schuh und ihr Gesicht.
BIRON.
Oh, wären deine Augen Pflastersteine,
Ihr Fuß wär' viel zu zart, um drauf zu gehn!
DUMAIN.
Damit recht deutlich dann der Straß' erscheine,
Was sonst, wenn auf dem Kopf man steht, zu sehn.
KÖNIG.
Sind alle wir verliebt? – All' aus dem Gleise? –
BIRON.
Unleugbar; und meineidig alle drei.
KÖNIG.
So schweigt nun, und Biron, mein Freund, beweise,
Daß Lieb' erlaubt und nicht ein Treubruch sei!
DUMAIN.