Doch denkt, mir hat der König Treu' geschworen.
PRINZESSIN.
Und Birons Geist hat nur für mich noch Raum.
KATHARINE.
Lord Longaville ward nur für mich geboren.
MARIA.
An mir hält Dumain fest, wie Rind' am Baum.
BOYET.
Fürstin und holde Dämchen, glaubt es mir,
Nicht lange währt's, so sind sie wieder hier,
In eigner Form: Ihr mögt mir fest vertraun,
Sie werden nicht so herben Spott verdaun.
PRINZESSIN.
Sie wiederkommen?
BOYET.
Ja, mit Freudensprüngen,
Wie lahm gebläut sie auch von dannen gingen;
Drum, die Geschenke tauscht, und kommen sie,
Erblüht wie Rosen in des Sommers Früh'.
PRINZESSIN.
Wie, blühn? Sprich deutlich, ohne diese Possen!
BOYET.
Maskierte Frau'n sind Rosen unerschlossen,
Doch ohne Maske gleich Damaskus' Rosen,
Entwölkte Engel, die mit Blüten kosen.
PRINZESSIN.
Fort mit dir, Unverstand! Was soll geschehn,
Wenn wir sie ohne Masken wiedersehn?
ROSALINE.
Folgt meinem Rat, o Fürstin und ihr Schönen,
Laßt uns erkannt, wie unerkannt, sie höhnen:
Wir klagen, welch ein Spuk uns heimgesucht,
Den Moskowiter albern hier versucht;
Fremdtun wir, fragen, wer die Narr'n gewesen,
Die all den schalen Wortkram auserlesen,
So schlechten Prologus, so garst'ge Tracht
Als Fastnachtspiel vor unser Zelt gebracht.
BOYET.
Fräulein beiseit, der Feind ist in der Nähe.
PRINZESSIN.
Husch, eilt ins Zelt, wie aufgescheuchte Rehe!
Die Damen gehn ab.
Es treten auf der König, Biron, Longaville und Dumain in ihrer eignen Tracht.
KÖNIG.
Gott grüß' Euch, schöner Herr! Wo ist die Fürstin?
BOYET.
In ihrem Zelt. Gefällt's Eu'r Majestät,
Mir Euern Auftrag gnädig zu vertraun?
KÖNIG.
Ersucht sie um Gehör nur auf ein Wort!
BOYET.
Das tu' ich; und auch sie wird's tun, Mylord.
Er geht hinein.
BIRON.
Der gute Freund pickt Witz, wie Tauben Spelt,
Und gibt ihn von sich, wie es Gott gefällt.
Er ist ein Witzhausierer, kramt ihn aus
Auf Kirmes, Jahrmarkt, Erntebier und Schmaus;
Und uns Großhändlern will es nicht gelingen,
Die Ware so geschickt in Kurs zu bringen.
Die Mädel kann er an den Ärmel schnüren,
Als Adam würd' er Eva selbst verführen;
Er schneidet vor, er lispelt, tut galant;
Er war's, der fast sich weggeküßt die Hand;
Er, aller Moden Affe, Prinz Manierlich,
Wenn er im Brettspiel würfelt, flucht er zierlich
Mit feinster Auswahl; ja er singt Tenor
Im Chor mit Glück; und stellt er jemand vor,
Das tu' ihm einer nach! Er heißt »der Süße«;
Die Trepp', ersteigt er sie, küßt ihm die Füße;
Er lächelt, wie das Blümchen, jeden an
Und zeigt geschickt den elfnen, weißen Zahn;
Wer ihn vergaß, nennt noch im Todesbett
Ihn mind'stens »honigzüngiger Boyet«.
KÖNIG.
Auf seine Honigzung' ein Dutzend Blattern! –
Armados Pagen stört' allein sein Schnattern! –
Die Prinzessin, Rosaline, Maria, Katharine, Boyet und Gefolge treten auf.
BIRON.
Da kommt er. Courtoisie, was war dein Tun,
Eh' dieser Mensch dich annahm? Und was nun?
KÖNIG.
Holdsel'ge Fürstin, Heil und Segen viel!
PRINZESSIN.
Fiel Heil und Segen? – konnten sie nicht stehn? –
KÖNIG.
Lenkt nicht mein Reden ab von seinem Ziel! –
PRINZESSIN.
So wünscht geschickter; gern lass' ich's geschehn.
KÖNIG.
Wir kommen zum Besuch und sind bereit,
Euch einzuführen in der Hofburg Hallen.
PRINZESSIN.
Ich bleib' im Zelte, bleibt auch Ihr im Eid:
Am Treubruch hat nicht Gott noch ich Gefallen.
KÖNIG.
Laßt nicht, was Ihr verschuldet, mich entgelten:
Die Tugend Eures Aug's bricht meinen Schwur.
PRINZESSIN.
Nennt's Tugend nicht! Das Laster müßt Ihr schelten,
Denn Treu' und Eide bricht das Laster nur.
Vernehmt, bei meiner Jungfrau'nehre, rein
Wie fleckenlose Lilienblüten, schwör' ich,
Und sollt' ich dulden alle Qual und Pein:
Nie Eures Hauses Gast zu sein gewähr' ich,
So sehr empört mich's, brecht Ihr jenen Eid,
Den Ihr dem Himmel lautern Sinns geweiht.
KÖNIG.
Wie in der öden Wüste wohnt Ihr hier,
Einsam, verlassen, sehr zu unsrer Schmach.
PRINZESSIN.
Dem ist nicht so, mein König, glaubt es mir:
Anmut'ger Scherz und Kurzweil folgt uns nach;
Noch eben sahn wir edle Russen vier.
KÖNIGIN.
Wie, Fürstin, Russen? –