Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch). Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075834164
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kann nicht so viel; ein Pferd kann nicht holen, nur tragen: deswegen ist sie beßer als eine Mähre. »Item, sie kann melken«: seht ihr, eine schöne Tugend an einer Dirne, die saubre Hände hat.

      (Sput tritt auf.)

      Sput.

       Nun, Signor Lanz, was giebts Neues mit deiner Herschaft?

      Lanz.

       Deines Herren Affe? Nun, der bist du.

      Sput.

       Ach, immer noch deine alte Unart, einem das Wort im Munde zu verdrehen. Was steht denn Neues in deinem Papier?

      Lanz.

       Die schwärzeste Neuigkeit, die du je gehört hast.

      Sput.

       Wie so, Mensch, schwarz?

      Lanz.

       Wie? so schwarz wie Dinte.

      Sput.

       Laß michs lesen.

      Lanz.

       Fort, du Dummkopf, du kannst ja nicht lesen.

      Sput.

       Du lügst, ich kanns.

      Lanz.

       Ich will dich auf die Probe stellen: sage mir, wer zeugte dich?

      Sput.

       Nun, der Sohn meines Großvaters.

      Lanz.

       O unstudierter Faullenzer: Es war der Sohn deiner Großmutter. Das zeigt, daß du nicht lesen kannst.

      Sput.

       Komm, Narr, komm: laß michs an deinem Papier versuchen.

      Lanz.

       Hier! und St. Nicolas steh dir bei!

      Sput.

       »Inprimis, sie kann melken.«

      Lanz.

       Ja, das kann sie.

      Sput.

       »Item, sie braut gut Bier.«

      Lanz.

       Ja, und davon kommt das Sprichwort: »Vergelts Gott, ihr braut gut Bier.«

      Sput.

       »Item, sie kann nähen.

      Lanz.

       Das ist soviel als: kann sie? ne.

      Sput.

       »Item, sie kann stricken.«

      Lanz.

       Da muß ein Mann wohl auf die Strümpfe kommen, wenn sie ihm Strümpfe stricken kann.

      Sput.

       »Item, sie kann waschen und scheuern.«

      Lanz.

       Eine sonderliche Tugend, denn so braucht sie der Mann nicht zu waschen und zu scheuern.

      Sput.

       »Item, sie kann spinnen.«

      Lanz.

       So mag die Welt sich drehen, wenn sie nur immer spinnt.

      Sput.

       »Item, sie hat viel namenlose Tugenden.«

      Lanz.

       Das ist soviel gesagt als: Bastarde von Tugenden, die ihren Vater nicht kennen und darum keinen Namen haben.

      Sput.

       Hier folgen ihre Fehler.

      Lanz.

       Den Tugenden hart auf dem Fuße.

      Sput.

       »Item, sie ist nicht gut nüchtern zu küssen, wegen ihres Athems.«

      Lanz.

       Nun, diesen Fehler macht ein Frühstück gut. Lies weiter.

      Sput.

       »Item, sie ist ein Süßmäulchen.«

      Lanz.

       Das entschädigt für ihren sauern Athem.

      Sput.

       »Item, sie spricht im Schlaf.«

      Lanz.

       Das ist kein Schade, wenn sie nur nicht im Sprechen schläft,

      Sput.

       »Item, sie spricht wenig.«

      Lanz.

       O Schurke, das unter ihre Fehler zu setzen! Wenig zu sprechen ist eines Weibes gröste Tugend. Ich bitte dich, streich das aus und setz es unter ihren Tugenden oben an.

      Sput.

       Item, sie ist eitel.«

      Lanz.

       Auch das streich aus; es war Evas Erbtheil und läßt nicht von ihr.

      Sput.

       »Sie hat keine Zähne.«

      Lanz.

       Das thut auch nichts, denn ich liebe die Rinden.

      Sput.

       »Item, sie ist zänkisch.«

      Lanz.

       Nun ja; das Beste ist, sie hat keine Zähne zum Beißen.

      Sput.

       »Item, sie lobt sich einen guten Schluck.«

      Lanz.

       Wenn der Schluck gut ist, mag sie: thut sies nicht, so thu ichs; denn was gut ist, muß gelobt werden.

      Sput.

       »Item, sie ist zu freigebig.«

      Lanz.

       Mit ihrer Zunge kann sies nicht sein, denn es steht geschrieben, daß sie karg damit ist; mit ihrem Beutel soll sies nicht sein, denn den will ich verschloßen halten; ist sies noch mit einem andern Dinge, so weiß ich nicht zu helfen. Gut, fahr fort.

      Sput.

       »Item, sie hat mehr Haare als Witz, und mehr Fehler als Haare, und mehr Geld als Fehler.«

      Lanz.

       Halt an; ich will sie haben: sie war mein und nicht mein zwei- bis dreimal in diesem letzten Artikel; wiederhol ihn noch einmal.

      Sput.

       Item, sie hat mehr Haare als Witz« –

      Lanz.

       Mehr Haare als Witz – das mag sein; es versteht sich von selbst. Der Deckel des Salzfaßes verbirgt das Salz und ist daher mehr als das Salz: das Haar, das den Witz bedeckt, ist mehr als der Witz, denn das Größere verbirgt das Kleinere. Wie lautets weiter?

      Sput.

       – »und mehr Fehler als Haare« –

      Lanz.

       Das ist ungeheuer: wenn doch das heraus wäre!

      Sput.

       – »und mehr Geld als Fehler.«

      Lanz.

       Ach, das Wort macht die Fehler angenehm. Gut, ich will sie haben, und wenn eine Heirat daraus wird, wie denn kein Ding unmöglich ist –

      Sput.

       Was dann?

      Lanz.

       Nun, dann will ich dir sagen, – daß dein Herr am Nordthor auf dich wartet.

      Sput.

       Auf mich?

      Lanz.

       Auf dich: Ja, wer bist du? er hat schon auf beßere Leute gewartet als du bist.

      Sput.

       Und muß ich zu ihm gehen?

      Lanz.