Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch). Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075834164
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Verleumderische Zunge, nennst du schlecht,

       Die du so oft als höchstes Gut gepriesen

       Mit zwanzigtausend herzentsprungnen Eiden?

       Nicht laßen kann ich Liebe und doch thu ichs,

       Doch laß ich da sie, wo ich lieben sollte:

       Ich laße Julie, laße Valentin.

       Behalt ich sie, so laß ich von mir selber;

       Verlaß ich sie, so find ich im Verlust

       Für Valentin mich selbst, für Julien Silvia.

       Ich bin mir selber lieber als der Freund,

       Denn Liebe hält sich selbst am werthesten.

       Und Silvia, bei dem Gott, der schön sie schuf!

       Stellt Julien als schwarzen Mohren dar.

       Ich will vergeßen, daß noch Julie lebt,

       Nur wißen, mein Gefühl für sie sei todt;

       Und Valentin will ich als Feind betrachten,

       Der Silvien mir, die süße Freundin, raubt.

       Ich kann mir selber nicht die Treue halten,

       Begeh ich nicht Verrath an Valentin. –

       Mit einer Leiter will er diese Nacht

       Ins Fenster dir, göttliche Silvia, steigen;

       Er selbst vertraut' es mir, dem Nebenbuhler.

       Gleich will ich ihrem Vater Kunde geben,

       Daß sie verkleidet zu entfliehn gedenken:

       Der, zornentbrannt, wird Valentin verbannen;

       Denn Thurio, will er, soll die Tochter frein.

       Doch ist erst Jener fort, durchkreuz ich rasch

       Mit schlauem Kniff des blöden Thurio Werbung.

       Leih, Liebe, mir die Schwingen zu dem Flug;

       Du liehst, dieß zu erdenken, Witz genug. (Ab.)

      SIEBENTER AUFTRITT

       Inhaltsverzeichnis

      Verona. Zimmer in Juliens Hause.

      Julie und Lucette treten auf.

      Julie.

       Rath mir, Lucette, liebes Mädchen, hilf!

       Und bei der Liebe selbst beschwör ich dich,

       Die du die Tafel bist, der meine Wünsche

       Sichtbar sind aufgeprägt und eingeritzt:

       O steh mir bei, und lehre mich ein Mittel,

       Wie ich mit Ehren eine Reise mag

       Zu meinem lieben Proteus unternehmen.

      Lucette.

       O weh, beschwerlich ist der Weg und lang.

      Julie.

       Ein treu andächtger Pilger wird nicht müde,

       Am Stabe Königreiche zu durchmeßen.

       Wie sollt es die, der Liebe Flügel gab?

       Wenn sie der Flug so edelm Freund vereint,

       So göttlicher Vollkommenheit wie Proteus.

      Lucette.

       Ihr harrtet beßer bis er wiederkehrt.

      Julie.

       Du weist, ich lebe nur von seinem Blick.

       Erbarme dich des Hungers, der mich auszehrt,

       Da ich so lange schon nach Nahrung schmachte.

       O wüstest du, wie Lieb im Innern wühlt,

       Du würdest eh mit Schnee ein Feuer zünden

       Als Liebesglut mit Worten löschen wollen.

      Lucette.

       Ich will nicht eurer Liebe Feuer löschen,

       Des Feuers wilden Ausbruch nur verhüten,

       Daß es der Klugheit Schranken nicht durchbricht.

      Julie.

       Jemehr du dämmst, je heftger loderts auf.

       Der Bach, der nur mit sanftem Murmeln gleitet,

       Wird er gestaut, du weist, tobt ungeduldig;

       Doch wird sein schöner Lauf nicht aufgehalten,

       Tönt er melodisch fort auf Marmorschmelz,

       Schmiegt sich mit zartem Kuss an jedes Ried,

       Das ihm auf seiner Pilgerfahrt begegnet,

       Und so in buchtger Schlangenwindung trägt ihn

       Muthwillger Scherz zum wilden Ocean.

       Drum laß mich gehn und wehr nicht meinem Lauf.

       Ich bin geduldig wie ein sanfter Strom,

       Und jeder müde Schritt wird mir zur Kurzweil

       Bis mich der letzte bringt zu dem Geliebten:

       Dort will ich ruhn, wie nach des Lebens Stürmen

       Ein selger Geist wohnt in Elysium.

      Lucette.

       Allein in welchem Anzug wollt ihr ziehn?

      Julie.

       Nicht als ein Mädchen, denn vermeiden möcht ich

       Lose Begegnung ungezogner Männer.

       Besorge mir, Lucettchen, solch Gewand,

       Wie es gesetztem Edelknaben ziemt.

      Lucette.

       Dann müßt ihr, Fräulein, euer Haar verschneiden.

      Julie.

       Nein, Schatz, ich bind es auf mit seidnem Band,

       Mit zwanzig engverschlungnen Liebesknoten.

       Phantastisches Gewand mag selbst noch reiferm

       Jüngling wohl anstehn, als ich spielen will.

      Lucette.

       Doch welchen Zuschnitt geb ich euern Hosen?

      Julie.

       Das klingt beinah wie: »Sagt mir, guter Herr,

       Von welchem Umfang soll eur Reifrock sein?«

       Mach sie nur wie es dir gefällt, Lucette.

      Lucette.

       Ihr müßt sie wohl mit einem Lätzchen tragen.

      Julie.

       Nicht doch, Lucette: übel ließe das,

      Lucette.

       Die runde Hos ist keiner Nadel werth:

       Ein Latz muß sein, und wärs zum Nadelkissen.

      Julie.

       Lucette, liebst du mich, so schaffe mir

       Was dir gefällt und sich am besten ziemt.

       Doch sag mir, Herz, was wird die Welt wohl sagen,

       Wenn sie von so leichtsinnger Reise hört?

       Ich fürcht, es bringt mich in der Leute Mund.

      Lucette.

       Wenn ihr das glaubt, so bleibt und reiset nicht.

      Julie.

       Das will ich eben nicht.

      Lucette.

       Dann denkt auch des Geredes nicht und geht.

       Freut Proteus sich der Reise, wenn ihr kommt,

       So lästre wer da will, wenn ihrs nicht hört.

       Ich fürchte nur, es wird ihm nicht