Petruchio.
Nicht dran zu denken, du bist allerliebst!
Ich hörte, du seist rauh und spröd und wild,
Und sehe nun, daß dich der Ruf verleumdet,
Denn scherzhaft bist du, schelmisch, äußerst höflich,
Nicht schnellen Worts, doch süß wie Frühlingsblumen.
Du kannst nicht zürnen, kannst nicht finster blicken,
Wie böse Weiber tun, die Lippe beißen,
Du magst niemand im Reden überhaun,
Mit Sanftmut unterhältst du deine Freier,
Mit freundlichem Gespräch und süßen Phrasen. –
Was fabelt denn die Welt, daß Käthchen hinke?
O böse Welt! Sieh, gleich der Haselgerte
Ist Käthchen schlank und grad und braun von Farbe
Wie Haselnüss' und süßer als ihr Kern.
Laß deinen Gang mich sehn – Nein, du hinkst nicht!
Katharina.
Geh, Narr, befiehl den Leuten, die du lohnst!
Petruchio.
Hat je Diana so den Wald geschmückt,
Wie Käthchens königlicher Gang dies Zimmer?
O sei du Diana, laß sie Käthchen sein,
Und dann sei Käthchen keusch und Diana üppig,
Katharina.
Wo habt Ihr die gelehrte Red' erlernt?
Petruchio.
Ist nur ex tempore, mein Mutterwitz.
Katharina.
O witz'ge Mutter! Witzlos sonst ihr Sohn!
Petruchio.
Fehlt mir Verstand?
Katharina.
Ihr habt wohl just so viel,
Euch warm zu halten.
Petruchio.
Nun, das will ich auch
In deinem Bett, mein Käthchen. Und deshalb
Beiseite setzend alles dies Geschwätz,
Sag' ich Euch rundheraus: Eu'r Vater gibt
Euch mir zur Frau. Die Mitgift ward bestimmt,
Und wollt Ihr's oder nicht, Ihr werdet mein.
Nun, Käthchen, ich bin grad ein Mann für dich;
Denn bei dem Sonnenlicht, das schön dich zeigt,
Und zwar so schön, daß ich dir gut sein muß,
Kein andrer darf dein Ehmann sein als ich.
Ich ward geboren, dich zu zähmen, Käthchen,
Dich aus 'nem wilden Kätzchen zu 'nem Käthchen
Zu wandeln, zahm wie andre fromme Käthchen.
Dein Vater kommt zurück, nun sprich nicht nein,
Ich will und muß zur Frau Kathrinen haben.
Baptista, Gremio und Tranio kommen zurück.
Baptista.
Nun, Herr Petruchio, sagt, wie geht es Euch
Mit meiner Tochter?
Petruchio.
Nun, wie sonst als gut?
Wie sonst als gut? Unmöglich ging' es schlecht.
Baptista.
Nun, Tochter Katharina? So verstört?
Katharina.
Nennt Ihr mich Tochter? Nun, ich muß gestehn,
Ihr zeigtet mir recht zarte Vaterliebe,
Mir den Halbtollen da zum Mann zu wünschen!
Den Hans, den Flucher, wilden Renommisten,
Der's durchzusetzen denkt mit Schwadronieren!
Petruchio.
Vater, so steht's: Ihr und die ganze Welt,
Wer von ihr sprach, der sprach von ihr verkehrt.
Tut sie so wild, so ist es Politik,
Denn beißend ist sie nicht, nein, sanft wie Tauben;
Nicht heißen Sinns, nein, wie der Morgen kühl.
Im Dulden kommt sie nach Griseldens Vorbild,
Und in der Keuschheit Roms Lukretia;
Und kurz und gut, wir stimmen so zusammen,
Daß nächsten Sonntag unsre Hochzeit ist.
Katharina.
Eh' will ich nächsten Sonntag dich gehängt sehn.
Gremio.
Petruchio, hört, sie will Euch eh' gehängt sehn!
Tranio.
Nennt Ihr das gut gehn? Dann steht's schön mit uns!
Petruchio.
Seid ruhig, Herrn, ich wählte sie für mich, Wenn wir nur einig sind, was kümmert's euch? Wir machten's aus, hier unter uns allein, Daß in Gesellschaft sie sich böse stellt. Ich sag euch, ganz unglaublich ist's fürwahr, Wie sie mich liebt. O du holdsel'ges Käthchen! Sie hing an meinem Hals, und Kuß auf Kuß Ward aufgetrumpft, und Schwur auf Liebesschwur So rasch, daß sie im Nu mein Herz gewann. O ihr seid Schüler und das ist das Wunder, Wie zahm, wenn Mann und Frau allein gelassen, Der lahmste Wicht die tollste Spröde stimmt. Käthchen, die Hand. Ich reise nach Venedig, Zum Hochzeitstage Kleider mir zu kaufen, Besorgt das Mahl, Herr Vater, ladet Gäste, Ich weiß gewiß, mein Käthchen zeigt sich schmuck.
Baptista.
Was soll ich dazu sagen? Gebt die Hand mir,
Gott schenk' Euch Glück, mein Sohn, ihr seid ein Paar!
Gremio und Tranio.
Amen von ganzem Herzen! Wir sind Zeugen!
Petruchio.
Vater und Braut und Freunde, lebt denn wohl,
Jetzt nach Venedig! Sonntag ist bald da,
Da braucht man Ring' und Ding' und bunte Schau.
Nun küß' mich, Sonntag bist du meine Frau.
(Petruchio und Katharina zu verschiedenen Seiten ab.)
Gremio.
Ward je ein Paar so schnell zusammgekuppelt?
Baptista.
Jetzt bin ich, Freund, in eines Kaufmanns Lage,
Da ich auf zweifelnd Glück verzweifelt wage.
Tranio.
Doch lag die War' Euch lästig auf dem Hals,
Nun trägt sie Zinsen oder geht zugrund.
Baptista.
Als Zins ist mir nur ihre Ruhe teuer.
Gremio.
Gewiß, er kaufte sich 'nen ruh'gen Geier!
Doch nun, Baptista, denkt der jüngern Tochter;
Dies ist der Tag, den wir so lang ersehnt;
Ich bin Eu'r Nachbar, war der erste Freier.
Tranio.
Und ich bin einer, der Bianka liebt,
Mehr als Gedanken raten, Worte zeugen.
Gremio.
Mein Lieben ist dem Herzen ganz verschwistert.
Tranio.