Hortensio.
Herr, Ihr sprecht gut und zeigt Euch sehr verständig,
Und weil Ihr nun als Freier zu uns kommt,
Müßt Ihr, wie wir, dem Herrn erkenntlich werden
Dem alle obenein verschuldet bleiben.
Tranio.
Ich werde nicht ermangeln. Dies zu zeigen,
Ersuch' ich Euch, schenkt mir den heut'gen Abend,
Und zechen wir auf unsrer Damen Wohl.
Tun wir, gleich Advokaten im Prozeß,
Die tüchtig streiten, doch als Freunde schmausen.
Grumio und Biondello.
Welch schöner Vorschlag! Kinder, laßt uns gehn!
Hortensio.
Der Vorschlag in der Tat ist gut und sinnig
Petruchio, komm, dein Ben venuto bin ich. (Alle ab.)
ZWEITER AUFZUG
ERSTER AUFTRITT
Zimmer
Katharina und Bianka treten auf.
Bianka.
Sieh, Schwester, mir und dir tust du zu nah,
Wenn du mich so zur Magd und Sklavin machst.
Das nur beklag' ich. Was den Putz betrifft,
Mach los die Hand, so werf ich selbst ihn weg,
Mantel und Oberkleid, bis auf den Rock.
Und was du mir befiehlst, ich will es tun,
So wohl weiß ich, was ich der Ältern schuldig.
Katharina.
Von deinen Freiern sage, ich befehl's dir,
Wer ist der liebste dir? und nicht gelogen!
Bianka.
Glaub mir, o Schwester, unter allen Männern
Sah ich noch nie so auserwählte Züge,
Daß einer mehr als andre mir gefallen.
Katharina.
Schätzchen, du lügst. Ist's nicht Hortensio?
Bianka.
Wenn du ihm gut bist, Schwester, schwör' ich dir,
Ich rede selbst für dich, daß du ihn kriegst.
Katharina.
Aha! ich merke schon, du wärst gern reich,
Du willst den Gremio, um in Pracht zu leben!
Bianka.
Wenn er es ist, um den du mich beneidest,
O dann ist's Scherz, und nun bemerk' ich auch,
Du spaßest nur mit mir die ganze Zeit.
Ich bitt' dich, Schwester Käthchen, bind mich los.
Katharina.
Wenn das ein Scherz ist, so war alles Spaß.
(Schlägt sie.)
Baptista tritt auf.
Baptista.
He, halt, du Drache! Was soll diese Bosheit?
Bianka, hierher! Das arme Kind, es weint!
Bleib doch beim Nähn, gib dich mit ihr nicht ab.
Pfui! schäme dich, du böse Teufelslarve!
Was kränkst du sie, die dich noch nie gekränkt?
Wann hat sie dir ein bittres Wort entgegnet?
Katharina.
Ihr Schweigen höhnt mich, und ich will mich rächen.
(Springt auf Bianka zu.)
Baptista.
Was! mir vor Augen? Bianka, geh hinein!
(Bianka ab.)
Katharina.
Wollt Ihr mir das nicht gönnen? Ja, nun seh' ich's.
Sie ist Eu'r Kleinod, sie muß man vermählen,
Ich muß auf ihrer Hochzeit barfuß tanzen,
Weil Ihr sie liebt, Affen zur Hölle führen!Weibliche Hagestolze, die keine Kinder bekommen wollten, mußten nach mittelalterlichem Glauben in der Hölle Affen pflegen. Sprecht nicht mit mir, denn ich will gehn und weinen, Bis mir Gelegenheit zur Rache wird. (Ab).
Baptista.
Hat je ein Hausherr den Verdruß empfunden? Doch wer kommt hier?
Gremio mit Lucentio in geringer Kleidung; Petruchio mit Hortensio als Musiklehrer; und Tranio mit Biondello, der eine Laute und Bücher trägt, treten auf.
Gremio.
Guten Morgen, Freund Baptista.
Baptista.
Freund Gremio, guten Morgen! Ihr Herrn, Gott grüß euch.
Petruchio.
Euch gleichfalls, Herr. Habt Ihr nicht eine Tochter,
Genannt Kathrina, schön und tugendhaft?
Baptista.
Ich hab 'ne Tochter, genannt Kathrina.
Gremio.
Ihr seid zu derb, beginnt den Spruch nach Ordnung.
Petruchio.
Mischt Euch nicht drein, Herr Gremio, laßt mich machen.
Ich bin ein Edler aus Verona, der
Durch ihrer Schönheit Ruf und ihres Geistes,
Leutseligkeit und höchst sittsamer Demut,
Des wundersamen Werts, sanften Betragens,
Gelockt, als Gast sich einzudrängen wagt
In Euer Haus, damit mein Aug' erfahre
Die Wahrheit des, was ich so oft gehört.
Und als das Angeld der Bewillkommnung
Bring ich Euch diesen meinen Diener hier,
(stellt den Hortensio vor)
Erfahren in Musik und Mathematik,
Um dieses Wissen gründlich sie zu lehren,
In dem sie, wie ich weiß, nicht unerfahren.
Schlagt mir's nicht ab, Ihr würdet sonst mich kränken;
Sein Nam' ist Licio, und er stammt aus Mantua.
Baptista.
Ihr seid willkommen, er um Euretwillen.
Doch meine Tochter Katharin', ich weiß es,
Paßt nicht für Euch, zu meinem großen Kummer.
Petruchio.
Ich seh', Ihr wollt Euch ungern von ihr trennen;
Vielleicht ist Euch mein Wesen auch zuwider?
Baptista.
Versteht mich recht, ich sprach so, wie ich denke.
Von woher kommt Ihr, Herr? Wie nenn' ich Euch?
Petruchio.
Petruchio ist mein Nam', Antonios Sohn.