Benedikt.
In allem, was gut ist.
Beatrice.
Freilich, wenn sie zu etwas Bösem führen, so fall ich bei der nächsten Tour von ihnen ab.
(Beide ab.)
Tanz drinnen. Es kommen Don Juan, Borachio, Claudio.
Don Juan.
Es ist richtig, mein Bruder ist in Hero verliebt und hat ihren Vater auf die Seite genommen, um ihm den Antrag zu machen: die Damen folgen ihr, und nur eine Maske bleibt zurück.
Borachio.
Und das ist Claudio, ich kenne ihn an seiner Haltung.
Don Juan.
Seid Ihr nicht Signor Benedikt?
Claudio.
Ihr habt's getroffen, ich bin's.
Don Juan.
Signor, Ihr steht sehr hoch in meines Bruders Freundschaft. Er ist in Hero verliebt: redet ihm das aus, ich bitte Euch. Sie ist ihm an Geburt nicht gleich; Ihr würdet darin als ein rechtschaffner Mann handeln.
Claudio.
Wie wißt Ihr's denn, daß er sie liebt? –
Don Juan.
Ich hörte ihn seine Zuneigung beteuern.
Borachio.
Ich auch. Er schwur, er wolle sie noch diesen Abend heiraten.
Don Juan.
Kommt, wir wollen zum Bankett. –
(Don Juan und Borachio ab.)
Claudio.
So gab ich Antwort ihm als Benedikt,
Doch Claudios Ohr vernahm die schlimme Zeitung.
Es ist gewiß, der Prinz warb für sich selbst;
Freundschaft hält stand in allen andern Dingen,
Nur in der Liebe Dienst und Werbung nicht.
Drum brauch ein Liebender die eigne Zunge,
Es rede jeglich Auge für sich selbst,
Und keiner trau dem Anwalt: Schönheit weiß
Durch Zauberkünste Treu in Blut zu wandeln,
Das ist ein Fall, der stündlich zu erproben,
Und dem ich doch vertraut: Hero, fahr hin.
Benedikt kommt wieder.
Benedikt.
Graf Claudio?
Claudio.
Ja, der bin ich.
Benedikt.
Kommt, wollt Ihr mit?
Claudio.
Wohin?
Benedikt.
Nun, zum nächsten Weidenbaum, in Euren eignen Angelegenheiten, Graf. Auf welche Manier wollt Ihr Euern Kranz tragen; um den Hals, wie eines Wucherers Kette? oder unterm Arm, wie eines Hauptmanns Schärpe? Tragen müßt Ihr ihn, auf eine oder die andre Weise, denn der Prinz hat Eure Hero weggefangen.
Claudio.
Viel Glück mit ihr!
Benedikt.
Nun, das nenn ich gesprochen wie ein ehrlicher Viehhändler: so endigt man einen Ochsenhandel. Aber hättet Ihr's wohl gedacht, daß der Prinz Euch einen solchen Streich spielen würde?
Claudio.
Ich bitte Euch, laßt mich.
Benedikt.
Oho, Ihr seid ja wie der blinde Mann. Der Junge stahl Euch Euer Essen, und Ihr schlagt den Pfeiler.
Claudio.
Wenn Ihr denn nicht wollt, so gehe ich. (Ab.)
Benedikt.
Ach, das arme angeschoßne Huhn! Jetzt wird sich's in die Binsen verkriechen. – – Aber daß Fräulein Beatrice mich kennt, und doch auch nicht kennt... Des Prinzen Hofnarr? Ha! Mag sein, daß man mir diesen Titel gibt, weil ich lustig bin. – Aber nein! tue ich mir denn nicht selbst Unrecht? Halten mich denn die Leute für so etwas? Ist's denn nicht die boshafte, bittre Gemütsart Beatricens, welche die Rolle der Welt übernimmt und mich dafür ausgibt? Gut, ich will mich rächen, wie ich kann.
Don Pedro, Hero und Leonato kommen.
Don Pedro.
Sagt, Signor, wo ist der Graf? Habt Ihr ihn nicht gesehn?
Benedikt.
Wahrhaftig, gnädigster Herr, ich habe eben die Rolle der Frau Fama gespielt. Ich fand ihn hier so melancholisch wie ein Jagdhaus im Forst: darauf erzählte ich ihm – und ich glaube, ich erzählte die Wahrheit – Euer Gnaden habe die Gunst dieses jungen Fräuleins gewonnen, und bot ihm meine Begleitung zum nächsten Weidenbaum an, entweder ihm einen Kranz zu flechten, weil man ihm untreu geworden, oder ihm eine Rute zu binden, weil er nichts Besseres verdiene als Streiche.
Don Pedro.
Streiche? Was hat er denn begangen?
Benedikt.
Die alberne Sünde eines Schulknaben, der, voller Freuden über ein gefundenes Vogelnest, es seinem Kameraden zeigt, und dieser stiehlt's ihm weg.
Don Pedro.
Willst du denn das Zutrauen zur Sünde machen? Die Sünde ist beim Stehler.
Benedikt.
Nun, es wäre doch nicht umsonst gewesen, wenn wir die Rute gebunden hätten und den Kranz dazu; den Kranz hätte er selbst tragen können, und die Rute wäre für Euch gewesen, denn Ihr habt ihm, wie mir's vorkommt, sein Vogelnest gestohlen.
Don Pedro.
Ich will ihm seine Vögel nur singen lehren und sie dann dem Eigentümer wieder zustellen.
Benedikt.
Wenn ihr Gesang zu Euren Worten stimmt, so war es bei meiner Treue ehrlich gesprochen.
Don Pedro.
Fräulein Beatrice hat einen Handel mit Euch; der Kavalier, mit dem sie tanzte, hat ihr gesagt, Ihr hättet sehr übel von ihr gesprochen.
Benedikt.
Oh! Sie ist vielmehr mit mir umgegangen, daß kein Klotz es ausgehalten hätte; eine Eiche, an der nur noch ein einziges grünes Laub gewesen wäre, hätte ihr geantwortet; ja, selbst meine Maske fing an lebendig zu werden und mit ihr zu zanken. Sie sagte mir, indem sie mich für einen andern hielt, ich sei des Prinzen Hofnarr; ich sei langweiliger als ein starkes Tauwetter; das ging, Schlag auf Schlag, mit einer so unglaublichen Geschwindigkeit, daß ich nicht anders dastand als ein Mann an einer Scheibe, nach welcher eine ganze Armee schießt. Sie spricht lauter Dolche, und jedes Wort durchbohrt; wenn ihr Atem so fürchterlich wäre als ihre Ausdrücke, so könnte niemand in ihrer Nähe leben, sie würde alles bis an den Nordpol vergiften. Ich möchte sie nicht heiraten, und bekäme sie alles zur Mitgift, was Adam vor dem Sündenfall besaß. Sie hätte den Herkules gezwungen, ihr den Braten zu wenden, ja, er hätte seine Keule spalten müssen, um das Feuer anzumachen. Nein, reden wir nicht von der; an der werdet Ihr die höllische Ate finden, nur in schmucken Kleidern. Wollte doch Gott, wir hätten einen Gelehrten, der sie beschwören könnte; denn wahrhaftig, solange sie hier ist, lebt sich's in der Hölle so ruhig, als auf geweihter Stätte, und die Leute sündigen mit Fleiß, um nur hinzukommen: so sehr folgen ihr alle Zwietracht, Grausen und Verwirrung.
Claudio und Beatrice kommen.
Don Pedro.
Seht, da kommt sie.
Benedikt.