Bote.
Ich kenne keinen unter diesem Namen, mein Fräulein. Es wird keiner von den Offizieren so genannt.
Leonato.
Nach wem fragt Ihr, Nichte?
Hero.
Meine Muhme meint den Signor Benedikt von Padua.
Bote.
Oh, der ist zurück und immer noch so aufgeräumt als jemals.
Beatrice.
Er schlug seinen Zettel hier in Messina an und forderte den Cupido auf den befiederten Pfeil heraus; und meines Oheims Narr, als er die Aufforderung gelesen, unterschrieb in Cupidos Namen und forderte ihn auf den stumpfen Bolzen. Sagt mir doch, wie viele hat er in diesem Feldzug umgebracht und aufgegessen? Oder lieber, wie viele hat er umgebracht? Denn ich versprach ihm, alle aufzuessen, die er umbringen würde.
Leonato.
Im Ernst, Nichte, Ihr seid unbarmherzig gegen den Signor Benedikt. Aber Ihr werdet Euren Mann an ihm finden, das glaubt mir nur.
Bote.
Er hat in diesem Feldzug gute Dienste getan, mein Fräulein.
Beatrice.
Ihr hattet verdorbnen Proviant, und er half ihn verzehren, nicht wahr? Er ist ein sehr tapfrer Tellerheld und hat einen unvergleichlichen Appetit.
Bote.
Dagegen, Fräulein, ist er auch ein guter Soldat.
Beatrice.
Gegen Fräulein ist er ein guter Soldat: aber was ist er gegen Kavaliere?
Bote.
Ein Kavalier gegen einen Kavalier, ein Mann gegen einen Mann. Er ist mit allen ehrenwerten guten Eigenschaften ausstaffiert.
Beatrice.
Ausstaffiert! O ja! Aber die Staffage ist auch danach. – Ei nun, wir sind alle sterblich.
Leonato.
Ihr müßt meine Nichte nicht mißverstehn, lieber Herr. Es ist eine Art von scherzhaftern Krieg zwischen ihr und Signor Benedikt. Sie kommen nie zusammen ohne ein Scharmützel von sinnreichen Einfällen.
Beatrice.
Leider gewinnt er niemals dabei. In unsrer letzten Affäre gingen ihm vier von seinen fünf Sinnen als Krüppel davon, und seine ganze Person muß sich seitdem mit einem behelfen. Wenn er noch Sinn und Witz genug zurückbehalten hat, sich warmzuhalten, so mag man ihm das als ein Abzeichen gönnen, das ihn von seinem Pferde unterscheidet, denn sein ganzer Vorrat beschränkt sich jetzt darauf, daß man ihn für ein menschliches Wesen hält. Wer ist denn jetzt sein Unzertrennlicher? Denn alle vier Wochen hat er einen neuen Herzensfreund.
Bote.
Ist's möglich?
Beatrice.
Sehr leicht möglich: denn er hält es mit seiner Treue wie mit der Form seines Huts, die immer mit jeder nächsten Mode wechselt.
Bote.
Wie ich sehe, Fräulein, steht dieser Kavalier nicht sonderlich bei Euch angeschrieben.
Beatrice.
Nein, wenn das wäre, so würde ich alles, was ich schrieb, verbrennen. Aber sagt mir doch, wer ist jetzt sein Kamerad? Gibt's keinen jungen Raufer, der Lust hat, in seiner Gesellschaft eine Reise zum Teufel zu machen! –
Bote.
Man sieht ihn am meisten mit dem edlen Claudio.
Beatrice.
O Himmel! Dem wird er sich anhängen wie eine Krankheit. Man holt ihn sich schneller als die Pest, und wen er angesteckt hat, der wird augenblicklich verrückt. Tröste Gott den edlen Claudio; wenn er sich den Benedikt zugezogen, wird er nicht unter tausend Pfund von ihm geheilt.
Bote.
Ich wünschte Freundschaft mit Euch zu halten, Fräulein.
Beatrice.
Tut das, mein Freund.
Leonato.
Ihr werdet niemals verrückt werden, Nichte!
Beatrice.
Nein, nicht eh ein heißer Januar kommt.
Bote.
Don Pedro nähert sich eben. (Geht ab.)
Don Pedro, Balthasar, Don Juan, Claudio und Benedikt treten auf.
Don Pedro.
Teurer Signor Leonato, Ihr geht Eurer Unruhe entgegen. Es ist sonst der Welt Brauch, Unkosten zu vermeiden, und Ihr sucht sie auf.
Leonato.
Nie kam Unruhe unter Eurer Gestalt in mein Haus, mein gnädiger Fürst. Wenn uns die Unruhe verließ, bleibt sonst die Behaglichkeit zurück: wenn Ihr dagegen wieder abreist, wird die Trauer verweilen und das Glück von mir Abschied nehmen.
Don Pedro.
Ihr nehmt Eure Last zu willig auf. – Das ist Eure Tochter, wie ich vermute?
Leonato.
Das hat mir ihre Mutter oft gesagt.
Benedikt.
Zweifeltet Ihr daran, Signor, daß Ihr sie fragtet?
Leonato.
Nein, Signor Benedikt, denn damals wart Ihr noch ein Kind.
Don Pedro.
Da habt Ihr's nun, Benedikt: wir sehn daraus, was Ihr jetzt als Mann sein müßt. In der Tat, sie kündigt selber ihren Vater an. – Ich wünsche Euch Glück, mein Fräulein, Ihr gleicht einem ehrenwerten Vater.
Benedikt.
Wenn auch Signor Leonato ihr Vater ist, sie würde nicht um ganz Messina seinen Kopf auf ihren Schultern tragen wollen, wie sehr sie ihm auch gleicht.
Beatrice.
Mich wundert, daß Ihr immer schwatzen müßt, Signor Benedikt; kein Mensch achtet auf Euch.
Benedikt.
Wie, mein liebes Fräulein Hochmut! Lebt Ihr auch noch?
Beatrice.
Wie sollte wohl Hochmut sterben, wenn er solche Nahrung vor sich hat, wie Signor Benedict? – Die Höflichkeit selbst wird zum Hochmut werden, wenn Ihr Euch vor ihr sehen laßt.
Benedikt.
Dann ist Höflichkeit ein Überläufer; aber soviel ist gewiß, alle Damen sind in mich verliebt, Ihr allein ausgenommen; und ich wollte, mein Herz sagte mir, ich hätte kein so hartes Herz; denn wahrhaftig, ich liebe keine.
Beatrice.
Ein wahres Glück für die Frauen; Ihr wäret ihnen ein gefährlicher Bewerber geworden. Ich danke Gott und meinem kalten Herzen, daß ich hierin mit Euch eines Sinnes bin. Lieber wollt ich meinen Hund eine Krähe anbellen hören, als einen Mann schwören, daß er mich liebe.
Benedikt.
Gott erhalte mein gnädiges Fräulein immer in dieser Gesinnung! So wird doch ein oder der andre ehrliche Mann dem Schicksal eines zerkratzten Gesichts entgehn.
Beatrice.
Kratzen würde es nicht schlimmer machen, wenn es ein Gesicht wäre wie Eures.
Benedikt.
Gut, Ihr versteht Euch trefflich drauf, Papageien abzurichten.
Beatrice.
Ein Vogel von meiner Zunge ist besser als ein Vieh von Eurer.
Benedikt.
Ich wollte, mein Pferd wäre so schnell als Eure Zunge und liefe so in eins fort. Doch