War er dahin; ich darf mich noch verpflichten –
Zum Pfande meine Seele – Eur Gemahl
Wird nie mit Vorsatz mehr die Treue brechen.
Porzia.
So seid denn Ihr sein Bürge; gebt ihm den
Und heißt ihn besser hüten als den andern.
Antonio.
Hier, Don Bassanio, schwört, den Ring zu hüten.
Bassanio.
Beim Himmel! eben den gab ich dem Doktor.
Porzia.
Ich hab ihn auch von ihm, verzeiht, Bassanio!
Für diesen Ring gewann der Doktor mich.
Nerissa.
Und Ihr, verzeiht, mein artger Graziano,
Denn jener kleine Bursch, des Doktors Schreiber,
War um den Preis hier letzte Nacht bei mir.
Graziano.
Nun, das sieht aus wie Wegebesserung
Im Sommer, wann die Straßen gut genug.
Was? sind wir Hahnrei, eh wir's noch verdient?
Porzia.
Sprecht nicht so gröblich. – Ihr seid all erstaunt;
Hier ist ein Brief, lest ihn bei Muße durch,
Er kommt von Padua, vom Bellario;
Da könnt Ihr finden: Porzia war der Doktor,
Nerissa dort ihr Schreiber; hier Lorenzo
Kann zeugen, daß ich gleich nach Euch gereist
Und eben erst zurück bin; ich betrat
Mein Haus noch nicht. – Antonio, seid willkommen!
Ich habe beßre Zeitung noch im Vorrat,
Als Ihr erwartet. Diesen Brief erbrecht;
Ihr werdet sehn, drei Eurer Galeonen
Sind reich beladen plötzlich eingelaufen;
Ich sag Euch nicht, was für ein eigner Zufall
Den Brief mir zugespielt hat.
Antonio.
Ich verstumme.
Bassanio.
Wart Ihr der Doktor, und ich kannt Euch nicht?
Graziano.
Wart Ihr der Schreiber, der mich krönen soll?
Nerissa.
Ja, doch der Schreiber, der es niemals tun will,
Wenn er nicht lebt, bis er zum Mann erwächst.
Bassanio.
Ihr müßt mein Bettgenoß sein, schönster Doktor.
Wenn ich nicht da bin, liegt bei meiner Frau.
Antonio.
Ihr gabt mir Leben, Teure, und zu leben:
Hier les ich für gewiß, daß meine Schiffe
Im Hafen sicher sind.
Porzia.
Wie steht's, Lorenzo!
Mein Schreiber hat auch guten Trost für Euch.
Nerissa.
Ja, und er soll ihn ohne Sporteln haben.
Hier übergeb ich Euch und Jessica
Vom reichen Juden eine Schenkungsakte
Auf seinen Tod, von allem, was er nachläßt.
Lorenzo.
Ihr schönen Fraun streut Manna Hungrigen
In ihren Weg.
Porzia.
Es ist beinahe Morgen,
Und doch, ich weiß gewiß, seht ihr noch nicht
Den Hergang völlig ein. – Laßt uns hineingehn,
Und da vernehmt auf Fragartikel uns,
Wir wollen auch auf alles wahrhaft dienen.
Graziano.
Ja, tun wir das; der erste Fragartikel,
Worauf Nerissa schwören muß, ist der:
Ob sie bis morgen lieber warten mag,
Ob schlafen gehn zwei Stunden nur vor Tag?
Doch käm der Tag, ich wünscht ihn seiner Wege,
Damit ich bei des Doktors Schreiber läge.
Gut! lebenslang hüt ich kein ander Ding
Mit solchen Ängsten als Nerissas Ring.
(Alle ab.)
Die lustigen Weiber von Windsor