Die Schalkheit und das Necken unsres Scherzes.
Wenn unsre Kühnheit sich zu weit verging
Im Tausch der Rede, – eure Höflichkeit
War schuld daran. Lebt wohl, erlauchter Fürst;
Gebeugtes Herz führt nicht behende Zunge.
Entschuldigt, ist mein Dank nicht angemessen
Der wichtigen Gewähr, so leicht erhalten.
KÖNIG.
Der Zeiten letzter Augenblick gestaltet
Den letzten Ausgang oft nach dem Bedarf;
Ja im Entschwinden selber schlichtet sie,
Was lange Prüfung nicht zu lösen wußte.
Und ob der Tochter gramverhüllte Stirn
Der Liebe heiterm Werben nicht vergönnt
Das fromme Wort, das gern bereden möchte;
Dennoch, weil Lieb' im Feld zuerst erschien,
Laß nicht des Kummers Wolke sie verscheuchen
Aus ihrer Bahn; verlornen Freund bejammern
Ist lange nicht so heilsam, noch gedeihlich,
Als sich des neugefundnen Freunds erfreun.
PRINZESSIN.
Ich kann Euch nicht verstehn: mein Gram ist doppelt.
BIRON.
Gram faßt ein einfach schlichtes Wort am besten;
Und was der König meint, bezeichn' Euch dies:
Um eure Huld versäumten wir die Zeit
Und spielten falsch mit unserm Schwur; eu'r Reiz
Entstellt' uns sehr und wandelt' unser Ziel,
Daß es sich in sein Gegenteil verlor.
So kam's, daß wir euch lächerlich erschienen;
Denn Lieb' ist voller Eigensinn und Unart,
Mutwillig wie ein Kind, abspringend, eitel,
Erzeugt durchs Aug' und deshalb, gleich dem Auge,
Voll flücht'ger Bilder, Formen, Phantasien,
Und wechselt bunt, wie in des Auges Spiegel
Der Dinge Wechsel schnell vorüberrollt.
Wenn, so gescheckte Tracht leichtsinn'ger Liebe
Anlegend, wir in euren Himmelsaugen
Unziemlich schienen unserm Schwur und Ernst,
Verführt' uns euer Himmelsauge selbst
Zu Fehlern, die ihr tadelt. Deshalb, Holde,
Ist unsre Lieb' eu'r Werk, ist's auch der Irrtum,
Den sie erzeugt: abtrünnig wurden wir,
Daß, einmal falsch, euch ewigdauernd bliebe,
Die ihr uns falsch wie treu macht, unsre Liebe.
So läutert Falschheit, Sünde sonst an sich,
Die eigne Schuld und wandelt sie in Tugend.
PRINZESSIN.
Wir nahmen eure Briefe, reich an Liebe,
Die Gaben auch, Botschafter eurer Liebe,
Und schätzten sie in unserm Jungfrau'nrat
Für Courtoisie und höflich feinen Witz,
Als müß'ge Zier und Stickerei der Zeit.
Nicht ernstlicher verpflichtet sahn wir uns
In unsrer Würdigung; deshalb ward eu'r Lieben
Nach eignem Maß als leichter Scherz erwidert.
DUMAIN.
Die Briefe, Fürstin, zeigten mehr als Scherz.
KÖNIG.
Auch unser Blick.
ROSALINE.
Wir lasen sie nicht so.
KÖNIG.
Jetzt, mit der Stunde letztem Schlag verheißt
Uns eure Liebe!
PRINZESSIN.
Viel zu kurze Frist,
Zu schließen solchen endlos ew'gen Kauf.
Nein, nein, Mylord, Eu'r Meineid mahnt Euch schwer;
Ihr seid mit Schuld belastet. Darum hört mich:
Wenn mir zu Lieb' (obgleich kein Grund vorhanden)
Ihr etwas tun wollt, rat' ich, dies zu tun:
Schwört keinen Eid mir, aber eilt sofort
In eine Siedlung, still und abgelegen,
Entfernt von allen Freuden dieser Welt;
Dort weilt, bis durch der zwölf Gestirne Kreis
Die Sonnenbahn den Jahreslauf vollendet.
Wenn solche Streng' und abgeschiednes Leben
Nicht ändern, was dein heißes Blut gelobt,
Wenn Frost und Fasten, Klaus' und leicht Gewand
Nicht welkt die heitern Blüten deiner Liebe;
Wenn sie sich prüfungsstark bewährt als Liebe,
Dann, nach Verlauf des Jahrs, erscheine wieder,
Sprich dreist mich an, errungen durch Verdienst,
Und bei der Jungfrau'nhand, die jetzt die deine
Berührt, ich bin dein eigen. – Bis dahin
Verschließ' ich in ein Trauerhaus mein Leid,
In Tränenregen meinen Schmerz ergießend,
Wehmütig eingedenk des Vaters Tod.
Versagst du dies, laß unsre Hände scheiden,
Und aller Herzensanspruch sterb' in beiden!
KÖNIG.
Versag' ich dies, versag' ich, mehr zu halten,
Um meine Kraft der trägen Ruh' zu weihn,
So treffe mich des Todes rächend Walten:
Nun und auf ewig leb' ich dir allein!
DUMAIN.
Und wer hilft mir aus meinen Kümmernissen? –
KATHARINE.
Ein Weib, ein Bart, Gesundheit, gut Gewissen;
Keins von dem allen, hoff' ich, sollt Ihr missen.
DUMAIN.
Oh, sag' ich gleich denn: dank' dir, liebste Frau? –
KATHARINE.
Nicht so, Mylord; erst über Jahr und Tag;
Dann zeige sich's, was Euer Kinn vermag.
Kommt, wenn zu meiner Fürstin kommt der König;
Hab' ich viel Gunst dann, geb' ich Euch ein wenig.
DUMAIN.
Bis dahin sei dir treuer Dienst geweiht!
KATHARINE.
Schwört nicht! Ihr bräch't vielleicht auch diesen Eid.
LONGAVILLE.