Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960018
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wohl nichts anderes übrigbleiben, als ebenfalls in dieses St. Dingsbums zu fahren und nachzusehen, was da los ist.«

      »Einverstanden.« Hans Vogler schöpfte wieder Hoffnung.

      Er hatte sich schon auf dem Weg zum Konkursgericht gesehen.

      »Dann schlage ich vor, ich hole dich und deine Frau morgen früh ab, und wir fahren gemeinsam.«

      »Ja, Justus, ist gut.«

      Nach diesem Telefonat ging Ullis Vater ins Schlafzimmer und weckte seine Frau. Die Freude auf den Boxkampf, den er eigentlich im Fernsehen hatte ansehen wollen, war ihm gründlich vergangen.

      *

      Sebastian Trenker hörte am nächsten Morgen davon, daß Constanze von Werenhofen nach St. Johann gekommen war. Max erzählte es ihm beim gemeinsamen Frühstück im Pfarrhaus.

      Der Geistliche blickte nachdenklich vor sich hin. So wie Ulli Vogler die junge Frau geschildert hatte, war es beinahe anzunehmen gewesen, daß sie über kurz oder lang hier auftauchte. Constanze war nach dieser Schilderung nicht der Mensch, der so ohne weiteres aufgab.

      Vor der Messe hatte Sebastian Gelegenheit, mit Ulli ein paar Worte zu wechseln. Indes vermißte er Eva Jansen, die, seit sie hier war, bisher immer an dem feierlichen Hochamt teilgenommen hatte.

      »Ihr seid aber net im Streit auseinandergegangen?« fragte der Bergpfarrer.

      Der junge Bursche schüttelte vehement den Kopf.

      »Bestimmt nicht, Hochwürden. Natürlich war Eva nicht erfreut darüber, daß dieser schöne Abend so abrupt endete. Aber Streit hatten wir gewiß nicht.«

      Sebastian begrüßte ein paar andere Kirchgänger.

      »Vielleicht kommt sie ja noch«, sagte er zu Ulli,

      Der setzte sich in eine Bank und schaute immer wieder zur Tür. Doch das einzige bekannte Gesicht, das er sah, war das der Pensionswirtin. Ria Stubler kam als eine der letzten. Pfarrer Trenker war schon wieder in die Sakristei gegangen, einer der Meßdiener kündigte durch das Läuten eines Glöckchens an, daß die Messe begann.

      Wie an jedem Sonntag war die Kirche gut besucht. Nicht nur die Einheimischen kamen, auch viele Touristen freuten sich, daran teilnehmen zu können. Und Sebastian Trenker würzte seine Predigt wie immer mit einer guten Prise Humor.

      Zwar war Ulli enttäuscht, daß Eva nicht gekommen war, aber fasziniert lauschte er den Worten des Geistlichen. Von Pfarrer Trenker ging etwas aus, das die Herzen der Menschen erreichte, und Ulli verstand, warum der gute Hirte von St. Johann in seiner Gemeinde so beliebt war.

      Nach dem Schlußsegen drängte er nach draußen. Auf keinen Fall wollte er Ria Stubler verpassen.

      »Was ist mit Eva?« fragt er, als die Pensionswirtin vor ihm stand. »Ist sie krank?«

      Ria erzählte von dem ausführlichen Gespräch, das sie und Eva geführt hatten.

      »Laß ihr ein wenig Zeit«, bat sie. »Du mußt verstehen, daß der Gedanke an die andere Frau alles andere als leicht für sie ist. Eva hat sich noch einmal hingelegt. Aber ich denk’, wenn du am Nachmittag vorbeischaust, wird es ihr wieder besser gehen.«

      Sie blickte Ulli fragend an.

      »Was ist denn eigentlich mit Constanze von Werenhofen? Ist sie wieder fort?«

      Ulli schüttelte den Kopf. Er hatte die beiden Frauen bisher zwar nicht wiedergesehen, aber als er am Morgen am Parkplatz vorbeikam, stand Constanzes Auto immer noch dort.

      »Es wäre wohl auch zuviel zu verlangen, daß sie gestern noch wieder zurückfährt«, sagte er. »Ich vermute, daß sie heute abreist.

      Grüßen Sie bitte Eva und sagen Sie ihr, daß zwischen uns alles in Ordnung ist. Sie soll sich keine Gedanken machen.«

      Ria nickte.

      »Das werd’ ich«, antwortete sie und ging.

      Ulli stand einen Moment unschlüssig da, dann kehrte er in die Kirche zurück. Pfarrer Trenker hatte sich in der Sakristei umgezogen. Die zwei Buben, die das Amt der Meßdiener übernommen hatten, bekamen von ihm ein Geldstück zugesteckt.

      »Aber net vor dem Mittagessen vernaschen«, ermahnte der Geistliche sie mit einem Augenzwinkern.

      »Ich habe mit der Frau Stubler gesprochen«, erzählte Ulli. »Eva fühlt sich nicht wohl und hat sich wieder hingelegt.«

      Sebastian nickte.

      »Und was ist mit Frau von Werenhofen?«

      Der Bursche zuckte die Schultern.

      »Sie ist noch da, falls Sie das meinen.«

      Der Seelsorger schüttelte den Kopf.

      »Nein, das meine ich net. Vielmehr die Aussprache in der letzten Nacht, von der du erzählt hast. Hattest du den Eindruck, daß sie einsieht, daß so eine Verbindung keine Zukunft haben kann, wenn das Wesentliche zwischen den Partnern fehlt, nämlich die Liebe?«

      »Ich weiß es nicht«, sagte Ulli. »Vielleicht sieht sie es ein. Aber im Moment ist sie entsetzt über meine Entscheidung und fürchterlich enttäuscht, was ich nur gut verstehen kann.«

      »Vielleicht solltest du noch mal mit ihr reden«, schlug Sebastian vor. »Eine Nacht ist vergangen, und die Welt sieht schon wieder ganz anders aus als gestern noch. Vieles, was gestern in der Hitze der Aussprache gesagt wurde, geriet vielleicht in den falschen Hals, und jetzt wär’ der rechte Zeitpunkt, es wieder geradezurücken.«

      Ulli Vogler nickte.

      »Sie haben sicher recht, Hochwürden«, erwiderte er. »Ich werde gleich zu ihr gehen und um ein Gespräch bitten.«

      »Und nachher kommst du zum Mittagessen ins Pfarrhaus«, lud Sebastian ihn ein. »Danach können wir über alles weitere reden.«

      Erleichtert ging er zum Hotel zurück. In Gedanken überlegte er schon die Worte, die er zu Constanze sagen wollte. Doch als er gerade die Ausfahrt des Parkplatzes passierte, fuhr sie herunter, an ihm vorbei und auf die Straße zum Dorf hinaus.

      *

      Der Wagen gehörte zur oberen Luxusklasse. Ausgestattet mit bequemen Sitzen, die mit edlem Stoff bezogen waren, das Armaturenbrett aus feinstem Nußbaumholz, die Karosserie stahlblau lackiert –, das Auto kostete so viel wie ein kleines Einfamilienhaus.

      Aber Kleckern hatte noch nie zu den Prinzipien Justus von Werenhofens gehört. Klotzen lautete seine Devise. Aus kleinen Anfängen hatte er sich hochgearbeitet und ein Imperium aufgebaut. Dazu hatte er seine Ellenbogen gebraucht und rücksichtslos seinen Willen durchgesetzt. Jetzt war es für ihn eine Prestigefrage, ob er das Unternehmen Vogler seinem Imperium einverleibte oder nicht.

      Natürlich hätte er das auch ohne die familiäre Bindung tun können, schließlich kannte er die wirtschaftlichen Verhältnisse der Firma. Aber da war Constanze, seine einzige Tochter, der verstorbenen Frau wie aus dem Gesicht geschnitten, der er keinen Wunsch abschlagen konnte. Und die hatte sich nun einmal in den Kopf gesetzt, diesen jungen Burschen heiraten zu wollen, und der Vater wollte alles daransetzen, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.

      »Ach, laß den Bengel doch sausen«, war seine erste Reaktion gewesen, als Constanze ihn in der letzten Nacht angerufen hatte. »Den Laden kaufen wir auch so.«

      Allerdings ging es ihr nicht so sehr um die Firma, sondern mehr um Ulli. Außerdem, das mußte von Werenhofen zugeben, war der Unternehmersohn ein As in seinem Beruf, und mit so einem an ihrer Seite würde Constanze eines Tages die Großbäckerei mit Erfolg weiterführen können.

      Dann werde ich ihm eben zusätzlich ein fürstliches Gehalt bieten, überlegte Justus von Werenhofen, während er zur Villa Vogler fuhr, um Ullis Eltern abzuholen, dann kann er gar nicht nein sagen.

      Während der gemeinsamen Fahrt in das Bergdorf hüllte er sich über seine weiteren Absichten in Schweigen. Indes ließ er durchklingen, sollte ihre Mission scheitern, dann würde aus dem geplanten Zusammenschluß