Die Vampirschwestern 4 - Herzgeflatter im Duett. Franziska Gehm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franziska Gehm
Издательство: Bookwire
Серия: Die Vampirschwestern
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783732003754
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zuckte zusammen. Helene beugte sich aus dem Wagen, um besser sehen zu können. Auch Daka musterte das Monster genau. Es war aus Pappe.

      Jetzt fuhr die Geisterbahn in einen blutrot beleuchteten Tunnel. An den Wänden krabbelten riesige Würmer und Spinnen. Daka bekam Hunger und tippte einen Wurm an. Er war aus Plastik.

      Kurz bevor die Geisterbahn aus dem Tunnel fuhr, flog eine Gestalt vor den Tunnelausgang. Sie breitete den weiten schwarzen Mantel aus und lachte finster. Dabei blitzten zwei lange Eckzähne auf. Die Zähne waren blutverschmiert. Die Augen des Mannes leuchteten rot. Sie schielten etwas. An einer Wange blätterte eine Hautschicht ab. Die Frisur war zerzaust und saß etwas schief. Die Geisterbahn fuhr auf die Vampirpuppe zu. In letzter Sekunde flog der falsche Vampir zur Seite.

      Helene zupfte Daka an ihrer Spinnenjacke. „Euer Vater könnte das tausend Mal besser.“

      Daka nickte. Ein Vampir mit einer alten Perücke, Silberblick und verfallener Haut. Das war gar kein Vampir. Das war eine Frechheit! Kein Wunder, dass die Menschen so schlecht über Vampire dachten. Wenn es in allen Geisterbahnen so aussah, na dann boi noap! Daka spürte, dass sie etwas zwickte. Es war nicht Helene. Es war kein Pappmonster. Und es war auch nicht die Zahnfeile in ihrer Jackentasche. Was Daka zwickte, war ihr Stolz. Sie war zwar nur ein Halbvampir, aber trotzdem fühlte sie sich von dem zerlotterten, schielenden Pappvampir beleidigt. Für Daka stand fest: Sie musste die Ehre der Vampire retten! Sie stand auf und breitete die Arme aus.

      „Was hast du vor?“, fragte Helene. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung.

      „Zeigen, was ein echter Vampir ist.“ Mit diesen Worten flog Daka los.

      Die Geisterbahn fuhr in eine lange Kurve, in der links und rechts Drachenköpfe aufleuchteten. Helene reckte den Hals nach Daka. Hoffentlich hatte sie sich nicht verflogen. Auf einmal schoss eine kleine dunkle Gestalt wie ein Pfeil auf die Geisterbahn zu. „Onu, zoi, trosch!“, rief sie. Daka hatte die Kapuze bis zur Nasenspitze gezogen, ihre Zähne leuchteten. Sie raste nur wenige Millimeter über die Köpfe der Geisterbahnpassagiere hinweg und stieß einen bestialischen Schrei aus. Helene bekam eine Gänsehaut. „Cool“, hauchte sie.

      Jacob standen die rotblonden Haare auf den Armen zu Berge. Die fliegende Pappfigur hatte seinen Kopf gestreift. Für eine Pappfigur konnte sie sehr gut fliegen. Und für eine Pappfigur war sie irgendwie … unpappig. Sie sah sehr lebendig aus. Sie erinnerte Jacob an jemanden. Nur an wen? Seine pferdeverrückte Cousine aus Wales? Hm. An die Hauptdarstellerin im Krimi vom letzten Sonntag? Hm. Oder an die Figur auf Level vier in Toms Computerspiel?

      Jacob blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Dieses Mal kam die Gestalt von hinten über die Köpfe der Geisterbahnpassagiere gesaust. Dabei rief sie: „Krötz jobju suchoi murja!“ (Das war Vampwanisch und ein schlimmer Schimpfausdruck, wie man ihn nur in einer Geisterbahn rufen kann, in der ihn keiner versteht.) Jacob kniff die Augen zusammen und sah der fliegenden Gestalt hinterher. Er glaubte, lilafarbene Gummistiefel zu erkennen. Auf einmal wusste er, an wen ihn die Gestalt erinnerte. „Die sah aus wie Daka!“, sagte er zu Silvania.

      Silvania stieß einen schrillen Lacher aus. Dann wurde sie stocksteif. „Daka?“ Mit einem Ruck drehte sich Silvania um. Dakas Platz war leer. Silvania sah Helene fragend an. Die zuckte mit den Schultern und verzog die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen.

      „Daka, du hast einen Doppelgä…“, begann Jacob, der sich gerade zu Daka umdrehen wollte.

      „Guck mal da!“, rief Silvania schnell. Sie zeigte auf eine riesengroße grüne Spinne, die sich von der Decke abseilte.

      Jacob nickte. Eine Spinne. Sehr schön. Er wollte sich wieder zu Daka umdrehen.

      „Was heißt ,Spinne‘ eigentlich auf Englisch?“, fragte Silvania schnell.

      „Spider“, erwiderte Jacob und hielt in der Bewegung inne.

      „Verstehe. Wie bei Spiderman.“

      „Genau. Und weißt du, was ‚Batman‘ heißt?“, fragte Jacob.

      „Ähm … klar. Bettenmann.“ Silvania lächelte.

      „Nein. ‚Bat‘ heißt nicht ‚Bett‘. ‚Bed‘ heißt ‚Bett‘.“ Jacob hatte sich jetzt ganz seiner Nachhilfeschülerin zugewandt.

      Silvania runzelte die Stirn. „Ich dachte immer, ‚bad‘ heißt ‚böse‘.“

      „Ja. ‚Bad‘ heißt ,böse‘. Aber ‚bed‘ heißt ‚Bett‘ und ‚bat‘ heißt …“

      „Fledermaus“, kam eine Stimme von hinten.

      Silvania und Jacob fuhren herum. Daka saß auf ihrem Platz und lächelte sie an. Sie sah unschuldig aus. Und leicht zerzaust. Silvania warf ihrer Schwester einen drohenden Blick zu. Er sah ganz schön „bad“ aus.

      Zoff Schwester!

      Ludo sah, wie seine Freunde aus der Geisterbahn kamen. Silvania taumelte. Jacob schwankte. Helene schlenderte und Daka hüpfte. „Wie waren die Geister?“, fragte er.

      Daka winkte ab. „Alle aus Pappe.“

      „Bis auf diesen einen kleinen Vampir oder was das sein sollte. Der sah richtig echt aus“, sagte Jacob.

      „Ja, der war cool“, meinte Helene. Sie warf Daka einen verschwörerischen Blick zu.

      „Ich fand den überhaupt nicht cool“, warf Silvania ein. „Der kleine Vampir war eindeutig ZU VIEL.“ Silvania sah ihre Schwester an.

      „Ach ja?“ Daka verschränkte die Arme. „Und was war der schielende, verrottete Vampir vorher?“

      Silvania überlegte einen Moment. „Eine Pappfigur?“

      „Nein. Eine Zumutung!“ Daka stampfte mit einem Fuß auf.

      „Für wen?“, fragte Jacob.

      „Na, für alle Vampire“, erwiderte Daka.

      Jacob zog die Augenbrauen hoch.

      „Das ist noch lange kein Grund, gegen die sieben radikalen Regeln zu verstoßen“, zischte Silvania.

      Daka schnaufte. „Das musst DU gerade sagen! Meinst du, ich habe nicht gemerkt, dass du in der Achterbahn geflogen bist?“

      Silvania wurde noch blasser, als sie schon war. Nur um ihre Augen bildeten sich rote Kringel. Sie blickte nervös zu Jacob.

      Helene hatte Silvanias rote Augenringe und ihren nervösen Blick bemerkt. Sie klatschte in die Hände. „Ich habe Hunger. Holen wir uns was zu essen.“

      „Ja!“, rief Daka. „Blutzuckerwatte!“

      Ludo verzog das Gesicht.

      Jacob musterte Daka besorgt.

      „Also ich will eine Waffel. Wer kommt mit?“, fragte Helene.

      Sie gingen gemeinsam zum Stand von Waffelwerner. Silvania und Daka blieben etwas abseits stehen, während die anderen Waffeln und Getränke holten. Die Schwestern hatten einiges zu bereden.

      „Kannst du dich nicht einfach ganz normal benehmen?“, fragte Silvania.

      „Ich benehme mich total normal“, fand Daka.

      „Ich meine, wie ein normaler Mensch.“

      „Ich bin aber kein normaler Mensch“, stellte Daka klar. „Ich bin gar kein Mensch. Und du auch nicht.“

      „Ich weiß. Aber wir leben unter Menschen. Wir müssen uns anpassen.“

      „Deswegen bleiben wir trotzdem Halbvampire.“ Daka hatte die Hände in die Hüfte gestemmt.

      „Pssst!“, zischte Silvania und sah sich nach allen Seiten um.

      „Also ich will mich nicht verstecken.“ Daka streckte die Brust heraus.

      „Das musst du auch nicht.“

      „Warum bist du dann so sauer?“

      „Weil du vor Jacob von Blutzuckerwatte, Mausschwanzschießen, Knochenbrechern und all den Sachen redest und ihm dann noch