ABENTEUER LASS NACH. Scott Meyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Scott Meyer
Издательство: Bookwire
Серия: Magic 2.0
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958352582
Скачать книгу
in späteren Videospielen, oder was?«, wollte Philip wissen. »Zu meiner Zeit, wenn etwas in einem Spiel stirbt, gibt’s immer eine Art Explosion.«

      »Ja«, bestätigte Gary, »in vielen unserer Spiele explodiert immer noch alles Mögliche, aber das ergibt in einem Spiel mit Schwertern und Magie wenig Sinn. Es wirkt nicht besonders natürlich, wenn ein abgestochener Wolf explodiert.«

      »Aber verblassen wirkt natürlicher?«, fragte Jimmy.

      Tyler versuchte zu erklären: »Irgendwie. Eigentlich nicht. Die Sache ist doch die, sie haben ziemlich schnell festgestellt, dass Spieler Spaß daran haben, irgendwas zu töten, aber nicht gerne daran erinnert werden, dass sie gerade etwas getötet haben. Noch dazu erleichtert es dem Computer die Arbeit, wenn er die ganzen Typen, die man umgebracht hat, nicht mehr darstellen muss. Wenn man sie sich auflösen lässt, entlastet das den Prozessor, der dann die Sachen berechnen kann, die noch nicht umgebracht wurden. Da fällt mir ein, ich habe Hunger.« Tyler öffnete das Päckchen mit dem getrockneten Wolfsfleisch und probierte ein Stück.

      »Wie ist es?«, fragte Philip.

      »Grässlich«, stellte Tyler mit vollem Mund fest.

      »War ja klar«, sagte Philip. »Gib mir auch was.«

      Gary wunderte sich. »Wenn Todd uns bestrafen will, warum gibt er uns dann was zu essen?«

      »Vielleicht will er nicht, dass wir in unserem Abenteuer zu früh verhungern«, vermutete Philip, den Mund voller Trockenfleisch. »Oder er denkt, wenn er dafür sorgt, dass widerliches Essen leicht zu kriegen ist, kann er sicher sein, dass wir auch etwas Widerliches essen.«

      Tyler reichte Gary ein Stück, dann auch Jimmy, der es ansah und zögerte. »Was, wenn es vergiftet ist?«

      Philip hielt dagegen: »Wenn er uns hätte vergiften wollen, hätte er das Wasser dazu benutzt oder uns einfach mit vergifteten Pfeilen beschossen. Nein, dies alles dient dazu, unser Leiden zu verlängern.«

      Jimmy zuckte mit den Achseln und biss ein Stück Trockenfleisch ab.

      Tyler schlug vor: »Falls wir irgendwann das Trockenfleisch nicht mehr sehen können, könnte ich versuchen, etwas anderes zu jagen. Ich bezweifle allerdings, dass es hier irgendwelche echten Tiere gibt, darum heißt es wahrscheinlich Trockenfleisch oder gar nichts.«

      »Du hast Ahnung vom Jagen?«, staunte Jimmy.

      »Mein Vater hat mich früher immer mitgenommen«, erklärte er.

      Gary warf ein: »Ich wusste gar nicht, dass Schwarze auf die Jagd gehen.«

      Tyler lachte. »In Montana schon.«

      Der Himmel wurde dunkler, das Feuer wurde heller, sie ließen sich nieder und wie zu erwarten kam das Gespräch auf Jeff.

      »Leute«, fragte Gary, »was meint ihr, wie stehen die Chancen, dass Todd uns nur was vorgemacht hat und Jeff noch am Leben ist?«

      Jimmy sagte: »Schlecht. Geradezu unterirdisch. Ich meine, möglich wäre es, aber wir müssen davon ausgehen, dass er tot ist. Auch wenn wir denken, er könnte noch am Leben sein, müssen wir vom Gegenteil ausgehen. Du hast Todd gehört. Er hat ihn nicht ohne Grund sterben lassen. Es würde für ihn keinen Sinn ergeben, irgendwann aufzutauchen und zu sagen ›War nur Spaß‹. Nein, wir müssen davon ausgehen, er hat einen von uns umgebracht und würde es jederzeit wieder tun.«

      »Er ist also wirklich weg«, stellte Gary fest.

      Philip seufzte: »Ja, ich fürchte schon. Aber wir haben unsere Erinnerung an ihn.«

      Tyler gab zu bedenken: »Wir haben etwas viel Besseres. Wir können zeitreisen. Wir können immer noch zurückreisen und ihn retten.«

      Philip stimmte ihm zu: »Darüber habe ich nachgedacht. Es gäbe schon Möglichkeiten, die hängen aber alle davon ab, dass einer von uns oder wir alle überleben, Todd entkommen und unsere Kräfte wiedererlangen.«

      Jimmy schaltete sich ein: »Sehe ich auch so.«

      Philip bremste ihn: »Das wollte ich gar nicht wissen.«

      »Ist mir klar«, reagierte Jimmy. »Ich meine ja nur, um Jeff retten zu können, müssen wir uns selbst retten.«

      »Das würde dir so passen«, sagte Tyler.

      Jimmy lächelte, hob einen Fuß und deutete auf eine der größeren Blasen, die ihm seine schlecht sitzenden Stiefel beschert hatten. »Tyler«, widersprach er, »nichts an der derzeitigen Situation würde ich als ›passend‹ bezeichnen.«

      Sie waren alle hundemüde und hatten die Bäuche voller Wolfstrockenfleisch. Liebend gerne hätten sie gesagt, es schmecke wie Hühnchen, doch das tat es nicht. Die letzte Rache des Wolfs bestand darin, einen nie vergessen zu lassen, dass man Wolfsfleisch aß.

      Sie schliefen in Schichten, sodass immer einer Wache halten konnte. »Wache halten« bedeutete »Wölfe töten«, was nicht weiter schwierig war, jetzt wo alle den Ablauf verinnerlicht hatten. Den Wolf sehen, bis drei zählen, ausweichen, zustechen. Sie hatten mittlerweile Routine darin, was gut war, da für jeden erledigten Wolf einige Stunden später zwei neue Wölfe auftauchten. Gegen mehrere Wölfe gleichzeitig zu kämpfen, war nicht viel schwerer, weil sie, wie Ninjas in einem schlechten Kung-Fu-Film, stets brav der Reihe nach attackierten. Sie lauerten gemeinsam und sahen zusammen furchteinflößend aus, warteten jedoch geduldig ab, bis sie an der Reihe waren. Dann knurrten und sprangen sie, während derjenige, der gerade Wache hatte, die einzelnen Schritte durchexerzierte und dabei vor sich hin murmelte: »Eins, zwei, drei, ducken, zustechen.«

      Sie erwachten alle im Morgengrauen, gerade rechtzeitig, um gemeinsam sechzehn Wölfen den Garaus zu machen. Keine einfache Sache, obwohl sie ihr Geheimnis kannten, weil es die Ausdauer der Zauberer auf die Probe stellte. Die Tatsache, dass um ihr Lager herum die Trockenfleischpäckchen verstreut lagen, Hinterlassenschaft der vierzehn vorangegangenen Wölfe, war keine große Hilfe.

      Während Tyler gerade dabei war, den letzten der Wölfe abzufertigen, fragte Gary: »Heißt das, wir werden bald von zweiunddreißig Wölfen gejagt?«

      »… ducken, zustechen. Nee«, beruhigte ihn Tyler. »Ich wette, die entfernen sich nicht allzu weit von ihrem Spawn-Punkt.«

      »Ja«, versicherte Philip. »So schnell, wie die sich vermehren, würden wir überrannt werden, noch bevor wir zur ersten Aufgabe kommen. Nein, ich denke, die sollen uns nur in Bewegung halten. Uns davon abhalten, zu lange an einem Ort zu bleiben.«

      Jimmy fügte hinzu: »Oder zurückzugehen.« Er blickte den Pfad hinunter, der sie hergeführt hatte und erschauerte. »Ich beneide niemanden, der nach uns diesen Weg entlang muss.«

      Kapitel 8

      Martin, Gwen, Brit, die Jüngere, und Roy materialisierten. Sie hatten keine Ahnung gehabt, in was für eine Situation sie sich hineinteleportieren würden, darum hatten sie versucht, sich auf alles vorzubereiten. Sie trugen strapazierfähige Kleidung und Wanderstiefel. Roy und Martin hatten ihre Roben, Hüte und Stäbe. Martin trug einen dünnen, modernen Mantel unter seiner Robe. Roys Robe war ohnehin ein Mantel, er war also versorgt. Gwen und Brit trugen Jacken ohne jegliche magische Verzierung. Sie wirkten wie zwei Pärchen, die gemeinsam zu einem Mittelalterfest gehen, für das sich nur die Männer interessieren.

      Alle standen nach vorne gebeugt, ihr Gewicht auf den Fußballen. Martin und Roy schwenkten bedrohlich ihre Stäbe. Martin hielt seinen, als hätte er ein Gewehr im Anschlag, die kleine Büste von Santo voraus, um möglichen Angreifern gleich die »Mündung« ins Gesicht halten zu können. Roy hielt seine Queuebrücke, die ihm als Stab diente, wie ein Schlagmann in Erwartung des passenden Wurfs. Gwen schwang ihre beiden Zauberstäbe wie Ninja-Schwerter. Brit verwendete keine Hilfsmittel zur Bündelung ihrer magischen Kräfte. Sie hielt einfach ihre Hände vor den Körper, als handele es sich um zulassungspflichtige Waffen.

      Als sie vollständig materialisiert waren, konnten sie erkennen, dass sie sich hoch oben im Gebirge befanden. Ein Stück voraus sahen sie den Wald. Ein Pfad führte