PUCKI (Buch 1-12). Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221172
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      »Wie der Pucki, bei dem alles schlimm ausgeht.«

      »Ja, ja, wie beim Pucki. Wenn du nicht artiger wirst, hat dich die Mutti nicht mehr lieb. Dann hat sie nur die kleine Waltraut lieb, von der sie nicht geärgert wird.« –

      Die Worte Minnas stimmten das kleine Mädchen recht nachdenklich. Hedi stand eine halbe Stunde später vor der Mutter, die sich mit dem kleinen Schwesterchen beschäftigte.

      »Hast du die Waltraut lieber als mich?«

      »Die Waltraut hat Mutti noch nicht geärgert.«

      Aufmerksam betrachtete Hedi die Kleine, die aus den Windeln gewickelt wurde. Lachend und strampelnd lag das kleine Wesen, ganz nackt, vor der Mutter.

      »Du liebes, kleines Englein«, sagte Frau Sandler zärtlich zu ihrem jüngsten Kindchen.

      »Is das ein Engelchen, Mutti?«

      »Ja, das ist ein Engelchen.«

      »So, wie ein Schutzengelchen?«

      »Ja.«

      »Mutti – – wenn der Schutzengel neben mir herläuft, ist er dann auch ganz nackt?«

      »Den Schutzengel sieht man doch nicht.«

      »Mutti – weil er sich schämt, nicht wahr – weil er nackend ist! Wenn ich mal ein Engel bin, Mutti, zieh ich mir aber was an! Ich möchte nicht nackend umherlaufen.«

      »Du bist ein unartiges Mädchen, Hedi, und kein Englein.«

      »Engel sind doch immer im Himmel? Waltraut will aber gar nicht in den Himmel.«

      »Mutti ist froh, daß sie solch kleines Engelchen hat.«

      Gegen Abend kam der Vater heim. Das war für Hedi keine gute Stunde. Die Mutter erzählte von dem schlimmen Streich und von den Sorgen, die die Tochter den beiden Frauen bereitet hatte. – Da holte der Vater die Rute, und Hedi erhielt eine gehörige Tracht Prügel. Am Abend gab es auch keinen Gutenachtkuß, und lange noch lag Pucki im Bettchen und überdachte den schlimmen Tag, der so viel Leid gebracht hatte.

      »Ich möchte auch Muttis Engelchen sein«, weinte die Kleine leise.

      Plötzlich kletterte es aus dem Bett und trippelte hinüber ins Wohnzimmer. In der Tür blieb Hedi stehen.

      »Vati – Mutti – ich möchte so gerne euer Engelchen sein wie das kleine Schwesterchen. – Mutti, ach Mutti –«

      Hedi kletterte der Mutter auf den Schoß, schlang beide Ärmchen um ihren Hals und flüsterte zärtlich und kosend:

      »Mutti, laß mich wieder ein Engelchen sein – ich will auch immer brav sein.«

      Da konnte Frau Sandler nicht anders, als dem Kinde von ganzem Herzen vergeben.

      »Du bist und bleibst unser Pucki«, sagte der Vater.

      Jahrmarktsfreuden

       Inhaltsverzeichnis

      Pucki war seit Tagen in größter Aufregung. In Rahnsburg wurde am kommenden Dienstag der Jahrmarkt abgehalten, zu dem allerlei Buden errichtet wurden. Im vorigen Jahre waren die Eltern mit dem kleinen Mädchen nicht dort gewesen, weil Pucki in dieser Zeit an Masern krank zu Bett lag. Die drei Niepelschen Buben wußten von den Wundern dieses Tages so viel zu erzählen, daß es Pucki kaum noch aushalten konnte.

      »Eine Bude mit Affen ist da, und würfeln kann man. Auch in einer Bude kann man schießen. Überall gibt es Pfefferkuchen und Bonbons, und auch noch ein Kasperletheater und tausend andere Buden.«

      So schwärmten Walter und Fritz.

      »Mutti, darf ich auch auf den Jahrmarkt?«

      »Wenn du artig bist – ja.«

      Pucki gab sich die größte Mühe, und es gelang auch. An jedem Morgen forschte die Kleine erneut, ob sie artig genug sei und wie lange es noch dauere, bis endlich Jahrmarkt wäre. Die Eltern hatten Mühe, die Ungeduld des Kindes zu zähmen.

      Endlich war der ersehnte Dienstag herangekommen. Pucki war recht traurig, als sie hörte, daß sie erst am Nachmittag nach Rahnsburg zum Jahrmarkt dürfe. Onkel Niepel mit seinen drei Buben und Fräulein Irma wollten Pucki mitnehmen. Förster Sandler war dienstlich verhindert, und Frau Sandler wollte das Neugeborene nicht allein lassen. Der Gutsbesitzer versprach, auf die kleine Schar gut zu achten und Pucki am Abend wieder nach dem Forsthause zurückzubringen.

      Als am Morgen die drei Buben auf dem Wagen an der Försterei vorüberfuhren, um die Schule zu besuchen, stand Pucki bereits am Zaun und wartete auf den Nachmittag. Als endlich die Knaben gegen zwölf Uhr wieder heimgefahren wurden, stand das kleine Mädchen wieder da.

      »Geht's nun bald los? Habt ihr den Jahrmarkt gesehen?«

      »Oh, der ist fein«, rief Walter, »die ganze Straße steht voll Buden! Überall sind Leute drin, die feine Sachen haben. Und ein Karussell ist da. Wir essen ganz schnell Mittag, dann kommen wir mit dem großen Wagen.«

      »Nicht mit dem weißen Pferdchen?«

      »Nein, mit Vaters Stute.«

      »O fein«, jubelte Hedi und tanzte im Garten umher. »Mit Vaters Stute! Ich hab' die Stute auch gern. – Gibt's auch ganz große Pfefferkuchen auf dem Jahrmarkt?«

      »Du – ein Kasperletheater ist auch da, aber das war noch zu. Der Paul wollte hinter den Vorhang gucken, da hat er was auf die Finger bekommen.«

      »Was macht das Kasperle?« fragte Pucki. Ihre Wangen glühten vor Erregung.

      »Lauter dummes Zeug! – Na, du wirst lachen!«

      Der Kutscher drängte zum Einsteigen, die Kinder mußten heim zum Mittagessen. Doch es gab noch so viel zu erzählen, daß er mehrfach mahnen mußte.

      »Wenn ihr nicht gleich in den Wagen steigt, können wir am Nachmittag nicht rechtzeitig zum Jahrmarkt fahren.«

      Pucki schob die Jungen nacheinander an den Wagen und drängelte: »So steigt doch schnell ein, Jungs, damit wir bald auf den Jahrmarkt kommen.«

      Beim Mittagessen war das Kind so erregt, daß es schon nach wenigen Bissen den Löffel niederlegte und meinte, es sei nun satt.

      »Pucki, du wirst erst aufessen! Fisch ist so gesund, er schmeckt so gut – –«

      »Nein, Mutti, der Fisch hat heute so viel Gräten. Ich mag aber die Gräten nicht essen, Mutti, mein Bäuchlein will sie nicht!«

      »Dann darfst du auch nicht auf den Jahrmarkt.«

      Seufzend aß Pucki weiter. Heute schmeckte das Essen nicht, die Kleine dachte beständig an den Jahrmarkt, und als gar ein Wagen vorüberfuhr, sprang sie stürmisch vom Tisch auf.

      »Onkel Niepel mit der braunen Stute ist da!«

      Es war aber nicht Onkel Niepel mit der braunen Stute, denn der Wagen rollte vorüber.

      »Kommt er denn noch nicht?« seufzte Pucki und sah sorgenvoll durchs Fenster.

      »Eines bitte ich mir aus«, mahnte der Vater ernsthaft, »du bist sehr artig und folgst Herrn Niepel und Fräulein Irma aufs Wort. Höre ich eine Klage, so tanzt die Rute auf unserem Pucki. Ich gebe dir zehn Pfennige, dafür darfst du dir etwas kaufen.«

      »Was ich will, Vati?«

      »Ja.«

      »Dann kaufe ich mir Klotzpantinen!«

      »Dummes Mädchen, Klotzpantinen brauchst du nicht. Außerdem kosten sie viel mehr.«

      »Mutti, weil ich so furchtbar artig war in der letzten Zeit, schenkst du mir auch noch zehn Pfennige?«

      »Nein, Pucki, du hast genug.«

      Das kleine Mädchen half beim Abräumen