Der Geisterjäger Staffel 3 – Gruselroman. Andrew Hathaway. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andrew Hathaway
Издательство: Bookwire
Серия: Der Geisterjäger Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937133
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gegen etwas Warmes, Weiches. Natürlich, er lag ja nach wie vor auf dem Bett und erlebte alles nur in seiner Phantasie. Bei seiner Bewegung war er gegen Dracula gestoßen, der sich schutzsuchend an ihn drängte.

      Rick konnte sich nicht weiter um den Hund kümmern. Die Vision hielt ihn völlig gefangen.

      Die Frau war keine andere als die Lady aus dem Gemälde, die unheimliche Mörderin. Doch nun sah Rick sie leibhaftig vor sich und nicht nur als Geistergestalt.

      Ihre Kleidung erinnerte ihn an etwas, doch wieder kam er nicht sofort darauf.

      Erst als er sich noch einmal genauer in der durch Magie entstandenen Umgebung umsah, begriff er, was hier vor sich ging. Er war zusammen mit der Fremden in einem Kerker, und sie trug Sträflingskleidung, allerdings eine Kleidung, wie sie in der Gegenwart nicht mehr üblich war. Der Geisterdetektiv war in die Vergangenheit versetzt worden, und er kannte auch die Zeit. Achtzehntes Jahrhundert. Von damals stammte das Gemälde.

      Aufregung packte ihn. Vielleicht erfuhr er jetzt mehr über das Schicksal der Frau, die auf dem Gemälde abgebildet war. Möglicherweise brachten ihn diese Erkenntnisse sogar an die Lösung heran.

      Er betrachtete die Frau genauer. Ihr bleiches Gesicht wirkte noch durchsichtiger, noch zerbrechlicher als auf dem Gemälde. Ihre Augen hatten einen stumpfen Ausdruck angenommen und flackerten.

      Diese Frau litt Todesangst!

      Das brachte Rick auf die richtige Idee. Er sah sich ihr Kleid noch einmal genau an und erinnerte sich an Abbildungen von Todeskandidaten. Die Frau wartete auf ihre Hinrichtung.

      Er hatte den Gedanken kaum zu Ende geführt, als die Zellentür aufflog.

      Die nächsten Minuten erlebte Rick nur gezwungenermaßen und voller Widerwillen mit. Aus nächster Nähe mußte er mit ansehen, wie die Frau aus dem Gemälde gehängt wurde.

      Verurteilt als Massenmörderin.

      Sie hatte zwanzig Menschenleben auf dem Gewissen.

      *

      Kaum war es vorbei, als Rick Masters mit einem Schrei hochfuhr.

      Er saß zitternd in seinem Bett und war schweißgebadet. Mit schlotternden Knien stieg er aus dem Bett, riß sich den Pyjama vom Leib und lief unter die Dusche.

      Die Hinrichtung in der Vision war so echt gewesen, als wäre er tatsächlich Augenzeuge geworden. Es hatte ihn mehr mitgenommen, als er sich je hätte träumen lassen.

      Fünf Minuten unter der voll aufgedrehten Dusche beruhigten Rick einigermaßen. Er konnte wenigstens wieder logisch denken.

      Eine Massenmörderin! Das war der Schlüssel des Geheimnisses.

      Im achtzehnten Jahrhundert hatte sie zwanzig Menschen ermordet. Zwanzig war die Schlüsselzahl. Rick erkannte die raffinierten Pläne des Mörders, der die Familie Lauderdale ausrotten wollte.

      Der Mörder hatte so lange gesucht, bis er einen Gegenstand fand, der mit einer zwanzigfachen Mörderin in Verbindung stand. Das Gemälde war für seine finsteren Zwecke geradezu ideal.

      Mit magischen Fähigkeiten hatte der Mörder den Geist jener Frau gerufen und in seinen Bann gebracht. Und nun mußte sie für ihn töten.

      Zwanzigmal.

      Rick Masters kannte sich mit Geistern und Dämonen gut aus. Der Geist würde zwanzigmal morden, wie es jene Frau zu ihren Lebzeiten getan hatte.

      Zwei Morde hatte der Geist schon verübt, jenen an George Kennloch und den an dem Chauffeur der Lauderdales. Somit blieben zwei Angehörige des Lauderdale-Clans, die nicht durch den Geist sterben würden.

      Möglicherweise dachte der Magier nicht an diesen Umstand. Er glaubte wahrscheinlich, den Mördergeist beliebig oft einsetzen zu können.

      Zwanzig Familienmitglieder! Und sie alle schwebten in Lebensgefahr, genau wie Rick Masters, der als unbequemer Gegner ausgeschaltet werden sollte.

      Rick überlegte, ob er jetzt gleich aus seiner Vision etwas ableiten konnte. Es fiel ihm nichts ein. Nun wußte er zwar, wessen Geist zum Morden mißbraucht wurde, das gab ihm jedoch keine Waffe gegen den Magier in die Hand.

      Deshalb rief er weder Hazel Kent noch Chefinspektor Hempshaw an. Er konnte ihnen nur erzählen, was er erfahren hatte, sonst nichts. Er konnte Hazel keine Erfolgsmeldung durchgeben und Hempshaw nicht raten, wie er den Mörder zur Strecke bringen konnte. Die beiden hatten ihre Nachtruhe verdient.

      Als sich der Geisterdetektiv wieder auf dem Bett ausstreckte, rollte sich Dracula friedlich zusammen. Rick konnte hoffen, nicht mehr durch übersinnliche Einflüsse gestört zu werden.

      Draculas Instinkte bewährten sich. Rick wurde tatsächlich verschont, so daß er sogar verschlief und erst um neun Uhr morgens wach wurde.

      Hazel und Hempshaw waren überrascht, als er ihnen seine Vision schilderte, gleichzeitig aber auch enttäuscht. Rick konnte es nicht ändern.

      »Hat es denn jetzt überhaupt noch einen Sinn, wenn du Mr. Ellmont besuchst?« fragte Hazel, mit der er nach dem Chefinspektor telefonierte. »Was soll er dir schon Neues sagen?«

      Rick seufzte und versuchte vergeblich, seinen Hund zu wecken. Dracula war offenbar der Ansicht, noch nicht genug geschlafen zu haben. Er kümmerte sich überhaupt nicht um die Zurufe seines Herrn.

      »Ich will mit Ellmont sprechen, weil ich sonst keinen Anhaltspunkt mehr habe«, gestand er ein. »Der Auktionator weiß vielleicht noch mehr über die Herkunft des Bildes.«

      »Kannst du aufgrund dieser Herkunft die Mörderin bekämpfen?« erkundigte sich Hazel.

      Rick biß die Zähne zusammen. »Ich muß alles versuchen«, sagte er knapp. »Ich melde mich wieder bei dir. Vergiß mich in der Zwischenzeit nicht ganz.«

      »Ich werde mich bemühen«, versprach Hazel.

      Rick machte Frühstück. Das konnte er zwar gut, aber an diesem Morgen hatte er keine Lust. Er entschied sich für Kaffee, weil er gerade welchen im Haus hatte, braute sich zwei Tassen und trank zu hastig, verbrannte sich die Lippen und fand, daß dieser Tag nicht gut begann.

      Wenigstens ging es besser weiter. Er rief Frank Ellmont an, und der Auktionator war trotz des guten Wetters zu Hause. Er versprach, auf den Geisterdetektiv zu warten.

      Ellmont empfing Rick freundlich aber reserviert. Das war kein Wunder. Schließlich hatte der Geisterdetektiv schon beträchtlichen Wirbel verursacht.

      »Ich hoffe, es ist nichts, das unserem Unternehmen schaden könnte«, meinte der Auktionator, als sie auf dem Balkon seines Hauses saßen. »Es kommt doch nichts in die Zeitung?«

      »Das Versteigerungsunternehmen wird bestimmt nicht erwähnt«, versprach Rick. »Es würde für die Leser zu unglaublich klingen, falls die Zeitungen die Wahrheit schrieben. Daher lassen wir es lieber bei einer Informationssperre.«

      Frank Ellmont runzelte die Stirn. »Das hört sich sehr geheimnisvoll an. »Worum geht es denn?«

      »Um dieses Bild.« Rick vermied eine genaue Antwort. »Erzählen Sie mir etwas über seine Herkunft. Sie haben es sicher geschätzt und untersucht, oder macht das ein anderer Experte?«

      »Bei uns nicht«, erwiderte Ellmont. »Wir sind nur ein kleines Unternehmen. Wir können uns nicht so viele Experten leisten. Was soll ich Ihnen zu diesem Bild sagen? Es stammt aus dem achtzehnten Jahrhundert, das wissen Sie bereits, und es ist nicht besonders wertvoll. Ich verstehe Ihre Aufregung nicht.«

      »Aber ich.« Rick blickte Ellmont beschwörend an. »Ich brauche Informationen.«

      »Sie wissen, daß George Kennloch das Bild für einen Kunden gekauft hat, mehr weiß ich auch nicht.« Ellmont runzelte die Stirn. »Die auf dem Gemälde dargestellte Frau war Lady Jocelyne, eine sehr unglückliche Frau. Ich glaube, heutzutage würde sie in eine Nervenklinik eingeliefert werden, aber damals hat man sie gehängt. Sie hatte zwanzig Morde begangen.«

      Rick hakte sofort nach, aber er erfuhr absolut nichts. Frank