TRIP IN DIE HÖLLE (Z Burbia 2). Jake Bible. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jake Bible
Издательство: Bookwire
Серия: Z Burbia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958351660
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Asheville am selben Tag wie den Rest der Welt getroffen. Niemand wusste bis jetzt, was es letztendlich verursacht hatte. Ein Virus wurde ausgeschlossen, da sich die Untoten überall zur gleichen Zeit aus den Gräbern, Betten, Leichenhallen und Schlachtfeldern erhoben. Einige vermuteten, es könnte ein Komet gewesen sein, der zu nahe an die Atmosphäre der Erde herangekommen war; andere waren sich sicher, dass es Gottes Zorn auf die Gottlosen war.

      Aber was immer es verursacht hatte, das Resultat war das gleiche: Die Toten erhoben sich und sie waren hungrig. Sie gierten nach dem Fleisch der Lebenden. Die Apokalypse war in vollem Gange und auch die Blue Ridge Mountains im westlichen North Carolina konnten dem nicht entkommen. Die Zivilisation war zusammengebrochen, als sich die lebenden Toten exponentiell vermehrt hatten. Ein Biss bedeutete zuerst Erkrankung, Tod und dann war man untot. Diejenigen, die eines »natürlichen« Todes starben, erhoben sich ebenfalls. Schon bald waren die Lebenden in der Unterzahl. Die Welt, wie jeder sie kannte, hörte auf zu existieren und eine post-Z-Welt hielt sich in den Schatten versteckt.

      Die Untoten oder Zs konnten hören, riechen und die Lebenden sehen. Bewegungen und Geräusche lockten sie an; der Geruch von Fleisch versetzte sie in Raserei. Die Raserei ging zwar nur langsam und torkelnd vonstatten, aber wenn genug Zs an einem Ort waren, würde sich automatisch eine Herde bilden und alle Lebenden umzingeln, die das Pech hatten, von ihnen geschnappt worden zu sein.

      Die Überlebenden gründeten daraufhin Enklaven. Einige davon waren gut, andere nicht. Die Farm, Whispering Pines und Critter's Holler waren einige der guten Enklaven. Orte, die die Menschen errichtet hatten, um darin überleben zu können. Der Großteil von Asheville war mittlerweile unbewohnt (zumindest was die Lebenden anbelangte) bis auf vereinzelte Individuen und Kannibalengruppen. Kannibalen! Jeder muss schließlich irgendwann auch mal etwas essen.

      Stuart beobachtet die Männer und Frauen, die auf dem rückseitigen Balkon und der massiven Veranda des Grove Park Inn patrouillieren und versucht dabei herauszufinden, in welche Kategorie sie passen: gut oder böse. Sie alle tragen verschiedene automatische Gewehre zur Schau. Es ist keine militärische Standardausrüstung und auch kein Abhängen am hiesigen Wal-Mart. Stuart zählt nicht weniger als sechs verschiedene, hochgradig anpassbare Arten, die die in Rüstung gekleideten Männer und Frauen mit sich tragen. Die meisten sind jedoch Varianten des Ares Defense Strike.

      »Dann sind es also Söldner?«, fragt Stuart.

      »Nein«, antwortet John. »Denn dafür sehen sie zu einheitlich aus. Sieh dir doch mal die Ausrüstung an. Bis auf die Waffen tragen sie alle die gleichen Klamotten und die gleichen Schutzwesten. Scheiße Mann, sie tragen sogar die gleichen Stiefel.«

      »Dann stecken also private Auftraggeber dahinter?«

      »Das vermute ich mal«, meint John. »Du sagst, sie waren schon da, als du vor Vance und seinen Schlägern davongelaufen bist?«

      »Richtig«, entgegnet Stuart. »Sie patrouillierten genau so im Inn wie jetzt. Ich hatte nur eine Minute, um sie zu beobachten, deshalb habe nicht so sehr darauf geachtet. Ich habe vermutet, dass sie mit Vance zusammen hier waren.«

      »Aber offensichtlich sind sie das nicht. Das ist nicht gut.«

      »Wenn sie sich im Grove Park gegen Vance und seine Leute behaupten konnten, dann sollten wir uns nicht mit ihnen anlegen«, antwortet Stuart.

      »Oh, ich würde mich liebend gerne mit ihnen anlegen«, sagt John, »aber vorher müssen wir noch mehr über sie herausbekommen. Sie stinken förmlich nach privaten Auftraggebern.«

      »Blackwater vielleicht?«

      »Wer verdammt noch mal weiß das heutzutage schon? Es ist mir wirklich egal, wer die sind. Es interessiert mich nur, wer sie angeheuert hat.«

      »Vielleicht sind sie ja auf sich allein gestellt und niemand hat sie angeheuert. Wenn ich ein privates Militärunternehmen leiten würde, würde ich all meine Ressourcen und Güter für mich allein haben wollen. Scheiß auf die Klienten. Der Z-Tag hat so einen Handel für immer verändert.«

      »Es sei denn, jemand hat genug Ressourcen, wodurch sich der Job lohnt«, meint John, »und das macht mir ehrlich gesagt Angst.«

      »Ja, mir auch.«

      »Wir kehren besser nach Whispering Pines zurück und melden uns dort«, entgegnet John und rutscht in den Rhododendrenbüschen, in denen sie sich verstecken, langsam rückwärts. »Captain Leeds und Long Pork werden ebenfalls bald zurück sein.«

      »Vielleicht«, bestätigt Stuart, »wenn sie herausgefunden haben, was an der Gastransferstation nicht gestimmt hat.«

      ***

      Gas stinkt, Mann.

      Oder um genauer zu sein: Erdgas. Wusstest du, dass sie ihm den Geruch von totem Fleisch beifügen? Auf diese Art und Weise können sie, falls einmal mitten im Nirgendwo ein Leck sein sollte, dieses Leck schnell orten, da Bussarde darüber kreisen würden. Irgendwie cool, oder?

      Weißt du, was auch cool ist? Die Erdgasinfrastruktur, die ich momentan anstarre. Ich habe keine Ahnung, wonach ich eigentlich suche. Ich weiß nur, dass der Gasstrom versiegt ist und wir das Gas brauchen, um Whispering Pines wieder aufbauen zu können. Nicht eine einzige Person hat sich zurückgehalten. Alle haben mich daran erinnert, dass meine Idee vor zwei Monaten, Whispering Pines hochzujagen, höchstwahrscheinlich der Grund war, weshalb sich die Gastransferstation abgeschaltet hat. Einige Gasmangelsicherungen haben die Gaszufuhr unterbrochen und die Leitungen waren plötzlich tot. Es war das letzte Überbleibsel der post-Z Zivilisation. Alles andere hat vielleicht nicht funktioniert, aber wir haben uns zumindest darauf verlassen können, dass das Gas floss und das Wasser heiß war. Und dass die Gasöfen in diesen extrem kalten Nächten liefen.

      Ja, was die Vorzüge der Apokalypse anbelangt, waren wir vielleicht ein bisschen verwöhnt in Whispering Pines. Aber jetzt sind wir es bestimmt nicht mehr. In unserem ganzen Vorort gibt es kaum noch eine einzige Wohnung. Dort gibt es nur noch Mannschaften, die den Schutt in nutzbare und nicht nutzbare Dinge sortieren. Und das alles zwischen den Attacken der Zs. Die Befestigungsanlagen, die das Viertel umgaben, waren mittlerweile beschädigt. Das bedeutet, dass die Zs die ganze Zeit hereinkommen können. Und auch dafür werde ich verantwortlich gemacht. Arschlöcher!

      »Fällt dir irgendwas ein, Stanford?«, fragt mich Captain Leeds, während wir auf einem kleinen Hügel stehen und über die Transferstation hinwegschauen.

      Ich bin sehr dankbar, dass er mich nicht wie jeder andere Long Pork nennt. Diesen unglücklichen Spitznamen habe ich von einem Kannibalenmädchen bekommen, das ich gerettet habe. Elsbeth. Bad-Ass. Man macht Elsbeth besser nicht wütend. Sie hat mich zuerst Long Pork genannt und alle anderen haben sofort mitgemacht. Das ist ziemlich ätzend. Weißt du warum? Weil Long Pork eigentlich eine Umschreibung für menschliches Fleisch ist, das auf dem Teller von Kannibalen landet.

      »Mir geht gerade vieles durch den Kopf, Captain«, sage ich und schaue auf die Rohrleitungen und die Geräte vor mir. »Aber nichts Nützliches, fürchte ich. Ich weiß nämlich überhaupt nichts über Erdgasleitungen.«

      »Critter?«, fragt Leeds und wendet sich dem älteren, schlaksigen und drahtigen Mann neben uns zu. »Irgendwelche Erfahrungen damit?«

      »Keine, fürchte ich«, sagt Critter, während er sich ungezwungen am Sack kratzt. »Long Pork hat diesen Scheiß verkackt. Wir brauchen hier einen Experten.«

      »Du hast wohl nicht zufällig einen in deiner Bodensenke, oder?«, fragt Leeds. »Vielleicht einer deiner Kunden, die Glückspiel betreiben oder trinken?«

      »Ich nenne sie nicht Kunden«, sagt Critter. »Ich bevorzuge die Bezeichnung Trottel. Während der Apokalypse ist es nicht notwendig, ein Blatt vor den Mund zu nehmen.«

      »Na gut«, sagt Leeds lächelnd. »Kennt sich einer dieser Trottel mit Erdgas aus?«

      »Wäre möglich«, meint Critter, zuckt mit den Achseln und studiert dann die Gastransferstation, »aber ich wüsste nicht wer. Vielleicht sollten wir mal reingehen und nachsehen, ob dort irgendein Schalter ist, den wir betätigen können. Es könnte vielleicht etwas ganz Einfaches sein.«