TRIP IN DIE HÖLLE (Z Burbia 2). Jake Bible. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jake Bible
Издательство: Bookwire
Серия: Z Burbia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958351660
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tief, während er es sich in sein Ohr steckt. Das normale Stirnrunzeln auf seinem Gesicht verwandelt sich nun in ein ernsthaft beunruhigtes Stirnrunzeln. Er zieht das Plastikteil wieder heraus und wirft es zum Fluss rüber. »Zeit zu joggen.«

      »Was? Warum denn?«

      »Der Ohrstöpsel war noch aktiv«, erwidert er, während er anfängt, die Straße hinunter zu rennen. Schnell schließe ich zu ihm auf, aber ich weiß nicht genau, wie lange ich dieses Tempo halten kann.

      »Aktiv? Ohrstöpsel? Was zum Teufel soll das bedeuten, Captain?«

      »Wer auch immer am anderen Ende war, hat versucht, eine Antwort von ihr zu bekommen«, sagt Leeds. »Das war ein hochmodernes Gerät. Sie werden es zu ihrem Ursprung zurückverfolgen. Das bedeutet aber, sie werden es auch zu uns zurückverfolgen, wenn wir nicht schnell etwas Abstand gewinnen. Wir müssen weg von ihrer Leiche.«

      »Na großartig«, sage ich. »Genau das, was wir brauchen: Touristen.«

      »Vielleicht sind das ja die Leute, nach denen Stuart und John sehen wollten«, meint Leeds. »Die im Grove Park.«

      »Das kann sein«, erwidere ich. »Ich habe ihre Stiefel nicht gesehen, als wir vor Vance geflohen sind. Ich war leider viel zu sehr damit beschäftigt zu schreien und mir in die Hose zu pinkeln.«

      »Zumindest kannst du es zugeben«, antwortet Leeds grinsend. Er war bis jetzt nicht einmal ins Schwitzen gekommen, während ich schon Seitenstechen bekomme. »Schaffst du es, Long Pork?«

      »Wahrscheinlich nicht«, schnaube ich, »aber wenigstens werde ich elendig sterben.«

      »Guter Mann.«

      Ich denke, ich schaffe es vielleicht noch eineinhalb Kilometer, bevor ich zusammenbreche. Ich würde meinen Rucksack am liebsten wegwerfen, da dessen Gewicht nicht gerade hilft, aber darin befinden sich auch mein letztes bisschen Wasser und das wenige Essen, das ich noch habe. Plus einige dringend benötigte medizinische Vorräte. Nicht, dass ich erwarten würde, noch viel länger zu leben, wenn wir dieses Tempo beibehalten. Ich sollte wirklich in besserer Form sein und das war ich tatsächlich auch einmal, aber ich habe eine ziemliche Tracht Prügel kassiert, als ich vor ein paar Monaten gegen Vance gekämpft habe. Deshalb bin ich immer noch nicht wieder hundert prozentig fit. Aber ich sage kein Wort, ich renne einfach weiter vorwärts und versuche mit Leeds Schritt zu halten. Lass sie dich niemals schwitzen sehen. Lautete so nicht ein alter Werbeslogan? Oder war es eher: Lass sie dich nie weinen sehen wie ein Baby, weil deine Eingeweide in Flammen stehen und du jede Sekunde kotzen wirst? Tomayto, tomahto.

      »Hier«, sagt Leeds und wendet sich einem Baumhain zu unserer Linken zu. Ich folge ihm und schaffe es kaum, meine Füße zum Laufen zu bringen, während er so aussieht, als könnte er das den ganzen Tag lang machen. Arschloch!

      Wir schlagen uns durch die Bäume und laufen dann zu einem der mehreren Dutzend Betonbauten, die das Gebiet bedecken; alte Eisenbahngebäude. Leeds hält an und hebt seine Hand hoch. Ich bleibe stehen und schnappe mühsam nach Luft. Er sieht viel professioneller aus als ich, aber ich habe immerhin noch nicht gekotzt. Also Punkt für mich.

      »Rein da«, ruft er und zeigt auf eines der Gebäude.

      Er joggt (noch mehr joggen!) zu einem Gebäude hinüber und öffnet gewaltsam die Tür. Dann bedeutet er mir, ihm ins Innere zu folgen. Wir sind schnell drin und er hat gerade die Tür geschlossen, als ich ein Fahrzeug höre.

      »Hörst du das?«, frage ich.

      »Shhh«, warnt er mich.

      Es klingt wie ein Truck und ich höre das Knirschen von Kies, als er vorbeifährt. Er ist nicht auf der Straße, sondern fährt langsam neben den Gebäuden her. Hat man uns schon gesehen? Wissen sie, wo wir uns verstecken? Fuck. Nun habe ich nicht mehr das Gefühl, das ich gleich kotzen muss, sondern, dass ich mir in die Hose scheiße. Meine Eingeweide verknoten sich mehr und mehr.

      Wir warten, bis das Geräusch des Trucks eine ganze Weile verklungen ist. Es sind wahrscheinlich schon mehr als zwanzig Minuten vergangen, als Leeds schließlich die Tür öffnet und nach draußen späht.

      »Sauber«, sagt er nur. Ich folge ihm nach draußen und wir bleiben nahe an den Gebäuden, während wir unseren Kurs fortsetzen.

      »Können wir einfach nur gehen?«, frage ich. Er wirft mir einen Blick zu. »Was denn? Ich sterbe hier gerade verdammt noch mal, Mann.«

      »Wir haben doch vorhin sogar eine Pause gemacht, die wir uns gar nicht leisten können«, erwidert Leeds. »Wir müssen diese Zeit wieder gut machen.«

      »Und wie viel Zeit werden wir verlieren, wenn du mich verdammt noch mal tragen musst?«, frage ich, am Ende meiner Kräfte. Ich meine es bitterernst.

      Er schüttelt seinen Kopf. »Schnell gehen«, sagt er, »und ich meine wirklich schnell. Ist das Okay für dich?«

      »Ich bin für eine flotte Wanderung«, antworte ich. »Nur kein Joggen mehr. Ich bitte Sie, Captain. Bitte nicht mehr, Sir.«

      »Hör auf, so ein melodramatischer Schlappschwanz zu sein«, entgegnet er, lächelt dabei aber unwillkürlich.

      Schneller Marsch, dass ich nicht lache. Er drängt uns wieder so schnell vorwärts, dass wir doch langsam wieder joggen. Wenn meine Arme sich hin und her bewegen müssen, damit ich vorwärtskomme, dann ist es weder ein Gehen noch ein Wandern. Wir joggen verdammt noch mal. Arschloch!

      Nach einem weiteren Kilometer blicken wir auf die Straßenüberführung, die am Ufer des Flusses über eine Reihe von Eisenbahnschienen führt, die den Bereich des Hauptdepots von Asheville darstellen. Wir überqueren die Schienen und gehen unter der Überführung her. In der Dunkelheit suchen wir nach Zs und Menschen. Habe ich schon mal erwähnt, wie sehr die Menschen dazu geführt haben, dass die ganze Apokalypse stinkt? Mit Zs kann ich mittlerweile umgehen. Sie sind einfach. Du siehst einen Z und du weißt, was er will; du weißt, wo du stehst. Menschen? Wer weiß das schon?

      Wir folgen den Schienen bis zur Biltmore Avenue. Wenn wir nach links abbiegen, gelangen wir in die Innenstadt hinein, biegen wir nach rechts ab, dann kommen wir zur Hendersonville Road und den ehemaligen Ausläufern von Süd-Asheville. Oder besser gesagt, was noch davon übrig ist. Aber vor uns ist erst einmal die Swannanoa River Road. Diese wird uns weiter nach Osten und damit auch zum Rauch führen.

      Wir stehen im Schatten einer alten Tankstelle und lauschen. Keiner von uns will die Straße überqueren, ohne sicher zu sein, dass wir auch wirklich allein sind, denn die freie Fläche beträgt mindestens dreißig Meter. Erst dann können wir eine Deckung finden. Die Swannanoa River Road hat viele Bäume und wir können uns sogar in die Schluchten flüchten, durch die der kleine Fluss fließt, aber bis wir dorthin kommen, sind wir eine leichte Beute.

      Ich werfe einen Blick über meine Schulter zu den Trucks und kann direkt hinter ihnen den Eingang zum Biltmore Estate sehen. War da gerade eine Bewegung? Ich könnte schwören, ich habe etwas gesehen. Ich tippe Leeds auf die Schulter, er folgt meinem Blick und hebt eine Augenbraue. Ich zucke mit den Achseln. Wir schauen ein paar Minuten lang dorthin, sehen aber nichts Auffälliges. Ich schüttele entschuldigend den Kopf und er nickt.

      Als der Z-Tag kam, hatte das Biltmore seine Tore geschlossen, und soweit ich weiß, ist auch später niemand in dieses Herrenhaus gegangen, um es zu überprüfen. Selbst Critter schüttelt nur den Kopf, wenn jemand es zur Sprache bringt und er und seine Leute haben wirklich jeden Winkel in dem Gebiet »geplündert«. Ich übe andererseits nicht wirklich Kritik an ihm, weil er sich vom Biltmore ferngehalten hat. Der Z-Tag war an einem Sonntag. Das ist ein ziemlich anstrengender Tag für ein Herrenhaus. Meine Vermutung ist, dass mindestens ein paar Tausend Touristen auf dem Anwesen gewesen sind, als alles schließlich den Bach runter ging. Sie können die Tore also gerne geschlossen halten, danke.

      Leeds läuft als Erster los und rennt geduckt über die Straße. Er erreicht die Seite eines alten Wendy's und presst sich flach gegen die Wand. Wir warten. Nach ein paar Minuten winkt er mich zu sich. Ich renne geduckt denselben Weg, bezweifle aber stark, dass ich genau so gut dabei aussehe. Ich gelange schließlich zu ihm und mein Herz schlägt rasend schnell. Wir warten beide und lauschen.