Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740912550
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aus der Innentasche seines Jacketts. »Meine Schwester hat geschrieben.«

      »Und?«

      »Sie ist krank.« Er reichte dem Marshal den Brief.

      Der trat ins Office zurück und zündete den Docht einer Petroleumlampe an.

      Als er das schon stark zerknitterte Schreiben überflogen hatte, sagte er vorwurfsvoll: »Der Brief ist ja schon drei Monate alt!«

      »Na und? Ich zähle die Monate nicht. Es reicht mir zu wissen, daß die meinen gezählt sind.«

      Wyatt gab dem Freund den Brief zurück. »Sie werden morgen früh die Overland nehmen, Doc.«

      Holliday lachte leise. »Das werde ich ganz sicher nicht.«

      »Und weshalb nicht?«

      »Weil hier noch nichts entschieden ist. Und weil der lange Break noch längst nicht verspielt hat. Weil ich nicht die mindeste Lust habe, eines Morgens drüben in Valdosta am Kaffeetisch in der Zeitung zu lesen, daß der Marshal Earp in einem lausigen Kaff namens Orange City eine Kugel ins Kreuz bekommen hat. Gute Nacht, Marshal!« Er schob davon.

      *

      Grau und wolkenverhangen hing der Himmel am Morgen über der kleinen Stadt Orange City, in der es so unruhig geworden war.

      Der Bandenführer Gordon Jim Break hatte mehr Unheil über Orange City gebracht als sonst irgendein Ereignis während der letzten zehn Jahre. Vier Tote und mehrere Verletzte kamen auf sein Konto.

      Aber all dies schien dem Gelben Jim am wenigsten auszumachen. Er hockte in der Zelle auf der Pritsche, hatte seinen Mitgefangenen und vor allem dem Sheriff den Rücken zugekehrt und stierte mit flimmernden Augen auf ein vergilbtes Stück Papier.

      Es war das ›Vermächtnis‹ des Paters Roover – die Mordbeute aus dem Postkutschenüberfall an der Grenze.

      Es war eine rätselhafte Laune des Schicksals, die dem Verbrecher den alten handgezeichneten Stadtplan von Orange City in die Hand gespielt hatte. Vielleicht hätte der Outlaw Gordon Jim Break sein wildes Leben jenseits der Gesetze noch viele Jahre weiterführen können, wenn ihn nicht eben jenes Geschick ausgerechnet dem Marshal Earp in die Bahn getrieben hätte, jenem Manne, dem er nicht gewachsen war.

      Noch wußte der Gelbe Jim nicht, wer eigentlich hier gegen ihn kämpfte. Er hatte nur einen Gedanken: Ich werde das Gold aus dem Mietstallhof, aus dem Hof des Sheriff-Büros, aus dem Utah Saloon und dem General Store holen. Dieses Gold wird mich reich und unabhängig machen.

      An die anderen dachte er nicht, weder an Hunter, Lupton, Saunders, Seld noch an die anderen. Er dachte nur an sich, wie er immer nur an sich gedacht hatte.

      Der gnomenhafte Seld hockte in sich zusammengesunken auf einem dreibeinigen Schemel und kaute verzweifelt an den Fingernägeln herum.

      Der hartgesichtige Jim Hunter jedoch stand an der Gittertür und blickte zu dem Marshal hinüber.

      »He, Earp!« rief er jetzt. »Was versprichst du dir davon, daß du uns hier eingelocht hast? Ich sage dir, daß du kein Glück haben wirst. Austin Fleet ist Distrikts-Richter hier im County. Vielleicht interessiert es dich, daß er mein Onkel ist.«

      »Dann wird er Sorge tragen müssen, sich solch blamabler Verwandtschaft auf dem schnellsten Wege zu entledigen«, erwiderte der Marshal unbeeindruckt.

      Da stand Break plötzlich auf. »Sheriff, ich möchte mit einem meiner Leute sprechen.«

      Wyatt wandte den Kopf zu den Zellen hinüber. »Aha. Und mit wem?«

      »Mit Cass Saunders.«

      »Das dürfte im Augenblick mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein, denn dieser Gentleman liegt beim Arzt mit einem dicken Kopfverband.«

      Break stieß einen Fluch aus. »Was soll das heißen? Sie wollen mich nur bluffen, Earp.«

      »Wie käme ich dazu, Break? Ich nehme an, daß Sie die Schießerei in der vergangenen Nacht gehört haben. Ihr Freund Saunders hatte dabei das Pech, eine Kugel mit seinem Schädel aufzufangen.«

      »Wie soll ich das verstehen?« fragte Break entgeistert.

      »So, wie ich es gesagt habe. Saunders ist verletzt und wird im Augenblick höchstwahrscheinlich froh sein, daß niemand mit ihm spricht.«

      Break schob den Unterkiefer vor.

      »Sie haben Griffith erschossen, Earp, und…«

      Da trat der Marshal hart an das Gitter. In seinen Augen stand ein dunkles Licht.

      »Ich habe eine Menge Geduld mit Ihnen gehabt, Break! Wenn Sie jetzt auch nur noch ein Wort sagen, das mir nicht gefällt, hole ich Sie aus der Zelle und stutze Sie so zusammen, daß Ihnen vierzehn Tage kein Hut mehr paßt.«

      Das war ein Satz, wie ihn der selbstbewußte, herrische Bandit Gordon Break noch nie gehört hatte. Er bebte vor Zorn am ganzen Leibe.

      »Holen Sie mich raus, Sie verdammter Polizeiknecht. Ich werde Ihnen die Nase…«

      Wyatt riß die Zelle auf. Breitbeinig stand er da.

      Break starrte in sein Gesicht. Sein linkes Augenlid zuckte plötzlich vor Nervosität. Die Erinnerung an den fürchterlichen Hieb, den ihm dieser Mann gegen die Kinnlade gegeben hatte, war auf einmal in deutlicher Erinnerung in ihm.

      Er zwang ein grinsendes Lächeln auf sein Gesicht. Nein, er würde sich mit diesem Mann nicht mehr schlagen. Er dachte an seinen Plan, an das Gold, an den Reichtum, den er in dieser Stadt machen würde.

      Die ganze Nacht hatte er darüber nachgedacht und war zu dem Entschluß gekommen, kurz zu treten und zurückzustecken. Er würde am Schluß doch über alle triumphieren. Auch über diesen so selbstbewußten und stolzen Sheriff Earp.

      Aber dann würde er es ihm heimzahlen, alles, was er von ihm hatte einstecken müssen.

      In diesem Lande war Gold Reichtum, und Reichtum war Macht. Der Mächtige regierte und beherrschte diejenigen, die weniger hatten.

      Und was hatte dieser kleine Sheriff Earp denn schon? Sechzig Dollar im Monat vielleicht, well, er war bekannt, vielleicht hatte er fünfundsiebzig, dann war er aber schon hochbezahlt. Und das Geld brauchte so ein Mann ja schon für seine Munition.

      »All right, Earp. Ich werde mich nicht mehr mit Ihnen schlagen. Sie sind mir zu rauh.« Es kam den Gelben Jim schwer an, diese Worte vor seinen Kumpanen aussprechen zu müssen. Aber nur so entging er den drohenden Schlägen dieses eisenhaften Gesetzesmannes.

      Wyatt warf die Zelle zu.

      Break blickte ihn durch die Traljenlücken an. »Was haben Sie mit mir vor?«

      Nach dem Schicksal seiner Kumpane erkundigte er sich nicht. Er blieb eben der Egoist, der er immer gewesen war.

      Da schoß der kleine Seld nach vorn. »Vielleicht fragst du den Sheriff auch, was aus uns wird, Break!«

      Der Riese schleuderte den zwergenhaften Mann mit der Rechten zurück gegen die Rückwand der Zelle. »Halt deinen Rand, Gnom! Wer wird sich schon um dich kümmern?«

      »Der Richter«, entgegnete der Missourier kühl. »Er wird sich um euch alle kümmern.«

      »Und was soll dabei herauskommen?« wollte Break wissen.

      »Ich schätze, daß es bei jedem von euch für einen hanfenen Strick reichen wird. Damit könnt ihr zufrieden sein.«

      Schweigend begaben sich die Outlaws wieder auf ihre Plätze. Hunter dachte an seinen Onkel, den Richter. Seld nur an seinen Hals.

      Und Jim Break nur an das Gold…

      *

      Der Tag verging ereignislos.

      Genau eine Viertelstunde nach sieben Uhr aber wurde vom Hof her der Schuß auf den Georgier, der in der Hotelhalle mit Lester Dundey am Spieltisch saß, abgegeben.

      Doc Holliday rutschte zum Entsetzen des Hoteleigners langsam von