Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740912550
Скачать книгу
einer halben Wegstunde drang plötzlich ferner Hufschlag an sein scharfes Ohr. Er entfernte sich vom Fahrweg und verbarg sich hinter einem Gestrüpp.

      Der Hufschlag wurde härter, und bald wußte der erfahrene Savannenläufer, daß es sich um fünf Reiter handelte. Breaks Verstärkung war unterwegs!

      Wyatt wandte sofort den Falben und preschte in einem Halbkreis vom Fahrweg weg wieder auf die Stadt zu.

      Er erreichte sie einige Minuten vor den Banditen.

      Als er den Falben untergebracht hatte, verschloß er das Office und ging auf die Straße.

      Ein dunkler Schatten drüben vor der Hoteltür überzeugte ihn davon, daß auch der Georgier auf dem Posten war.

      Da Doc Holliday vorn auf der Straße wachte, beschloß Wyatt, durch die enge Lücke zwischen den Häusern hinter dem Hof des Sheriff Office zu bleiben. So war es den Desperados nicht so leicht möglich, an das Jail heranzukommen. Denn daß sie das vorhaben würden, stand für ihn fest.

      Vorn auf der Straße war alles still.

      Doc Holliday lehnte, wie er es immer und überall zu tun pflegte, an einem Vorbaupfeiler und rauchte.

      Fast eine Stunde verging.

      Dann war es soweit. Rechts vom Utah Saloon her kamen zwei Männer langsam über die Gehsteige und näherten sich dem Sheriff Office.

      Holliday sah nicht zu ihnen hinüber.

      Sie kamen also von zwei Seiten. Der erste Angriff galt zweifellos ihm selbst, und nicht dem Jail.

      Holliday spähte unauffällig an der Häuserfront entlang, und dann sah er es hell aus dem Dunkel schimmern. Die Hemdbrust eines Mannes. Und gleich dahinter noch einen hellen Fleck. Das Gesicht eines zweiten Mannes.

      Troub und der fahlgesichtige Lestinov kamen da auf Zehenspitzen heran.

      Rechts die beiden Männer waren stehengeblieben. Es waren Saunders und Lupton selbst.

      So sehr der Georgier auch seine Augen und seine Ohren anstrengte, er vermochte nur diese vier Männer auszumachen.

      Saunders äugte zu dem Fremden hinüber und meinte flüsternd: »Da steht er, der Kerl. Wir müssen vorsichtig sein. Ich sage dir, er schießt schneller als sonst irgend jemand. Ich habe Bill Hickok und Billy the Kid gesehen. Wes Hardin und Colorado Bill, sie sind zu langsam gegen ihn.«

      Lupton zündete sich eine Zigarette an. »Macht euch doch nicht in die Hosen, Männer. Den Jungen könnt ihr mir ganz allein überlassen.«

      »Das wird dem Boß nicht gefallen«, knurrte Saunders.

      Lupton warf den Kopf nach ihm herum. »Dem Boß nicht gefallen? Wenn ich das schön höre! Was will er denn? Er sitzt im Jail. So großartig hat er sich hier gehalten, daß ein einzelner Kerl mit einem Stern ihn packen und einlochen konnte. Den Weg, auf dem ich ihn wieder herausboxen werde, den muß er mir schon überlassen.«

      »Wenn Pegger rasch genug ist, kann er es vielleicht schaffen«, suchte Saunders einzulenken.

      Lupton bleckte sein Pferdegebiß. »Wenn er schnell ist?« fauchte er. »Pegger ist der schnellste Schütze, den es gibt. Wes Hardin hat einen Bogen um ihn gemacht!«

      Doc Holliday lehnte nach wie vor still an dem Pfeiler und schien vor sich hin zu dösen.

      Lestinov und Ike Troub hatten sich zwölf Yards weiter unten dicht an die hölzerne Hauswand gepreßt.

      Lupton und Saunders standen an der Vorbauecke, etwas über acht Yards von dem Gambler entfernt.

      Und so begann es.

      Lupton hatte die Zwickmühle raffinierter angesetzt als neulich Hunter. Sein Scharfschütze würde nicht gleich in Aktion treten. Erst hatte Lestinov seine Finte anzubringen.

      Und der Balte machte es nicht eben schlecht. Er sprang plötzlich vor und rief. »He, Coltman!«

      Dabei schoß er schon.

      Und dann erst kam drüben hinter der Böschung Pegger hoch und…

      … aber er kam nicht mehr zum Schuß.

      Auch Saunders nicht, der mit einem weiten Sprung auf die Straße gekommen war, um den Fremden sicher im Schußfeld zu haben.

      In höllischem Stakkato spien die Revolver des Georgiers ihr tödliches Blei durch die Nacht.

      Lestinov und Pegger schienen fast gleichzeitig getroffen worden zu sein.

      Da knickte Saunders in die Knie.

      Der Phantomschütze aus Georgia, der Bostoner Zahnarzt Doktor John Holliday, hatte sich im Flugwirbel herumgeworfen und lehnte jetzt in der Türnische des Hotels.

      Ike Troub war für drei Sekunden völlig paralysiert vor Schreck. Dann wandte er sich um und hastete mit polternden Schritten über die Vorbauten davon.

      Nur Lupton stand noch auf seinem Platz. Aber er war keiner Bewegung fähig. Er hatte sie fallen sehen, alle drei, Lestinov, Saunders und Pegger.

      Pegger! Damned! Es war doch nicht möglich, daß auch er erwischt worden war. Weggefegt wie ein dürrer Ast im Herbststurm. Pegger, der schnelle unschlagbare Pegger, um den selbst Wes Hardin…

      Lupton griff sich an die Kehle; sie schien wie ausgedörrt. Die Zunge klebte ihm wie ein Blatt Papier am Gaumen.

      Lupton war zum erstenmal in seinem Leben deprimiert. Einen Herzschlag lang dachte er an seinen Boß, der da drüben im Jail saß und den er für einen Dummkopf gehalten hatte. Im geheimen mußte er ihm jetzt eine Menge abbitten. Daß Break vor diesem Mann da kapituliert hatte, begriff Lupton jetzt.

      »Hallo«, ertönte es da hinter ihm.

      Der Schreck, den der Gunfight ihm in die Glieder gejagt hatte, war noch nicht überwunden. Lupton stand steif da; es dauerte mehrere Sekunden, ehe er sich umwenden konnte.

      In der Gassenmündung stand ein Mann. Er war sehr groß und trug einen dunklen Anzug. Links auf der Brust blinkte ein Stern.

      »Earp!« schoß es Lupton durch den Kopf. »Der mörderische Earp!«

      »Hallo!« gab er heiser zurück.

      »Was los?«

      Lupton preßte die Zähne aufeinander. »Nein, eigentlich nicht, Sheriff.«

      »Riecht so nach Gunsmoke, finden Sie nicht?«

      Lupton nickte. »Yeah, kann sein.«

      Der Missourier kam näher, betrat den Vorbau und blieb vor dem Desperado stehen. »Ziemlich ungemütliche Stadt hier, finden Sie nicht auch?«

      »Kann ich nicht sagen«, entgegnete Lupton mit belegter Stimme. Er wußte zwar, daß Cardup, Trill und Cranacher drüben in der Saloontür standen, aber er war sicher, daß sie sich nach dieser Schießdemonstration nicht sehen lassen würden.

      »Yeah«, meinte Wyatt. »Erst war es ein Cowboy, der hier umgebracht wurde, dann ein Schuhflicker, dann ein Sattler. Hier haben sich ein paar unfreundliche Boys eingefunden, die mit Gewalt an den Galgen wollen. Drei von ihnen sitzen im Jail. Einer, ein Zigan, betätigte sich als Heckenschütze und biß ins Gras. Ich werde das Gefühl nicht los, daß viele sich in den Kopf gesetzt haben, ausgerechnet hier in dieser friedlichen kleinen Stadt ins Gras zu beißen.« Wyatt nahm eine Zigarre aus der Tasche und riß ein Zündholz dicht neben Luptons Gesicht am Vorbaupfeiler an. »Menschen gibt’s.«

      Der Mörder Ben Lupton spürte, wie es ihm heiß und kalt über den Rücken lief.

      »Sie sind Sheriff Earp, nicht wahr?«

      »Ich heiße Earp«, antwortete Wyatt, »das stimmt.«

      »Und der Mann, der da eben geschossen hat, ist das etwa Ihr Bruder?«

      Wyatt wandte den Kopf. »Mein Bruder? Nein, wie kommen Sie denn darauf?«

      Lupton wischte sich verwirrt durch sein Gesicht.