VERRÄTER (Extreme 2). Chris Ryan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Chris Ryan
Издательство: Bookwire
Серия: Extreme
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958352704
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die Hände auf dem Rücken zusammenband. Sie wehrte sich, rollte sich hin und her und schrie um Hilfe. Aber die Schreie verhallten ungehört zwischen den Bergen, und Bald stellte sich vor, wie die Familie auf der Farm gerade in ihrem Wohnzimmer saß und betete.

      »Miststück! Verdammt, hör mit dem Strampeln auf!« Die knochentrockene Art, wie er verdammt sagte, verriet Bald, dass der Kerl ungefähr so mexikanisch wie Angusrindfleisch aus Aberdeen war. Er versuchte, den Akzent einzuordnen. Amerikaner. Irgendwo aus dem tiefen Süden.

      Bleichgesicht presste mit seinem Schuh Antonias Gesicht auf die Erde und ließ sie Dreck fressen. Dann rollte er sie auf den Rücken und konnte es sich nicht verkneifen, ihr dabei an die Titten zu gehen. Krankes Arschloch, dachte Bald bei sich.

      Dann zog Bleichgesicht sie grob auf die Füße und schob sie auf den Charger zu. Sie würgte, ihr Gesicht war mit heißem Staub überzogen. Ein Klopfen an seiner Fensterscheibe riss Bald aus seinen Beobachtungen. Er drehte sich um und starrte in den Lauf der MP5K, keine zwanzig Zentimeter vor ihm.

      »Sie. Auch aufmachen«, drang Dickies gebrochenes Englisch durch die beschichtete Glasscheibe.

      Bald rührte sich nicht.

      »Öffnen Sie die verdammte Tür.«

      Bald atmete dreimal hintereinander tief durch, versorgte seine roten Blutkörperchen mit so viel Sauerstoff wie möglich, und pumpte die Muskeln in seinen Schultern und seiner Brust auf. Er ließ das Fenster herunter.

      »Raus aus dem Wagen, Gringo!«, schrie Dickie.

      Ein dritter Mann stieg aus der Fahrerseite des Civic aus. Er sah aus wie ein Indianer. Ungefähr so breit wie hoch. Sein zurückgekämmtes Haar hatte die Farbe von Coca-Cola. Auch er trug eine MP5K. Hinter ihm war Antonia wenige Schritte vor dem Charger über ein paar Steine gestolpert. Bleichgesicht half ihr auf und betatschte als Gegenleistung erneut ihre Titten.

      Dickie auf drei Uhr, dachte Bald. Bleichgesicht zehn Yards auf sechs. Der dritte Kerl zwölf Yards auf zwölf Uhr.

      Fünf Schuss. Mach das Beste draus.

      Er ließ seinen rechten Arm aus dem Fenster herausschnellen, packte Dickie am offenen Kragen seines verschwitzten Hemds und zog ihn zu sich heran. Gleichzeitig zog er mit der Linken die 637er aus seiner Jeans und richtete sie auf Dickies faltigen Hals. Bevor der Cop reagieren konnte, drückte Bald den Abzug vollständig durch. Ein Druck von fast 300 Gramm spannte den Hahn, ließ ihn zurückschnellen und katapultierte die Kugel aus ihrer Messingummantelung. Die Kugel schoss durch den Lauf und durchbohrte den Hautlappen direkt unter Dickies Kinn. Sein kürbisförmiger Kopf sackte leblos auf den Rahmen des offenen Fensters hinab. Blut quoll aus seinem Schädel und verklebte den Innenraum des Nissan.

      Bald trat die Tür auf und stieß dabei Dickies Leiche nach hinten um. Er warf sich aus dem Wagen und ging hinter der Wagentür, die im rechten Winkel zum Chassis offen stand, in Deckung. Die Tür bot nur wenig Schutz gegen Kugeln, und die MP5Ks waren mit 9mm-Vollmantelgeschossen geladen, die alles durchschlagen konnten und die Metallverkleidung damit nutzlos machten. Aber eine beschissene Deckung war immer noch besser als ins Gras zu beißen.

      Bleichgesicht schleppte Antonia hinter den Kofferraum des Charger, aber Bald konnte nicht zu ihr. Nicht, bevor er sich zuerst um die anderen Gegner gekümmert hatte.

      Der Fahrer des Civic hielt seine MP5K beidhändig umklammert, seine rechte Hand am Abzug, die linke Hand an der Unterseite des Laufs, zur Stabilisierung. Er hob die Waffe und richtete sie auf Bald. Der Laserzielsucher der Maschinenpistole glitt über den Nissan. Bald konnte den kleinen roten Punkt auf der Windschutzscheibe sehen.

      Drei laute Schüsse peitschten durch die Luft. Die Windschutzscheibe splitterte an zwei Stellen. Die dritte Kugel prallte von der Motorhaube ab.

      Bald lehnte sich rechts an der Autotür vorbei aus seiner Deckung und zielte auf den Fahrer, der seine eigene Deckung völlig vernachlässigt hatte. Er nahm den Kopf des Typen ins Visier, genau über dem Korn seines Revolvers. Er entspannte seine Schultern. Blendete den Rest der Welt aus.

      Der Revolver bellte los. Mündungsfeuer schoß aus dem Lauf. Durch den Körper des Fahrers ging ein Zucken. Die erste Kugel schlug ihm ins Knie. Er war nur zwölf Yards entfernt, aber Bald hatte nicht gut genug gezielt. Er geriet nicht in Panik deswegen, sondern zielte einfach erneut und drückte ab. Dieses Mal traf er ins Schwarze. Die .38er Special schlug ein zwei-Zentimeter-breites Loch in seine Brust. Der Fahrer ließ erst seine MP5K fallen, dann fiel er selbst um.

      Noch zwei Kugeln übrig.

      Bald raffte sich auf und hielt auf den Civic zu. Warf einen weiteren Blick zurück. Bleichgesicht zog Antonia auf das Maisfeld zu. Der dumpfe Schlag einer Autotür lenkte Balds Aufmerksamkeit aber wieder auf den Civic. Der vierte Kerl war aus der Beifahrerseite ausgestiegen und versuchte fieberhaft, seine Pistole aus dem Holster zu bekommen. Eine Glock 17 Halbautomatik. Eine gute Waffe. Bald hob die 638er auf Schulterhöhe. Als der Mann die Glock hervorgezogen hatte, gab Bald seinen vierten Schuss ab. Die Kugel riss den Oberkörper des Mannes beinahe in zwei Hälften. Rotes Zeug spritze auf die Erde. Er prallte gegen die Motorhaube des Civic und versuchte, seine Eingeweide in seinen zerrissenen Körper zurückzustopfen. Es würde keine zwei Minuten brauchen, dachte Bald, bevor dieser Wichser sich seinen zwei Kumpeln auf der Reise auf die andere Seite anschließen würde.

      Dann schnitt ein Schrei wie eine Rasierklinge durch die Luft.

      »Hilfe!«

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