Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel 1. Bettina von Weerth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bettina von Weerth
Издательство: Bookwire
Серия: Ein Fall für Gräfin Leonie Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740940898
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immer beiseite geschafft.

      Es sei denn, er war sich seiner Sache absolut sicher und überschätzte sich, oder aber, er wollte gefasst werden.

      Dahinter würde Leonie gleich kommen. Bewaffnet mit der Schreibmaschine begab sie sich in Melanies Suite, wo sie sie zum Glück auch antraf.

      »Was willst du? Verschwinde …, und was soll das?« Sie deutete auf die Schreibmaschine.

      Die stellte Leonie auf dem Tisch ab.

      »Die haben Florian und ich gefunden, und es finden sich ein paar wunderbare Fingerabdrücke drauf, dann die von der Nachricht …, der Profilerin wird das Herz vor Freude hüpfen, weil sie vermutlich noch nie einen Fall so schnell gelöst hat wie diesen.«

      Melanie war hochrot im Gesicht, sie wirkte nervös und fahrig, kurzum wie das personifizierte schlechte Gewissen. Es war gut, dass sie nicht so abgebrüht war. Leonie war sich sicher, dass sie ein Geständnis ablegen würde.

      »Melanie, alles spricht dafür, dass du für die Fälschung verantwortlich bist, dass du den Brief geschrieben und Sandra Brinkhoff belastet hast …, warum?«

      Melanie schwieg.

      Leonie versuchte es noch einmal.

      »Melanie, Graf Anton will die Angelegenheit regeln, ohne die Polizei einzuschalten. Du solltest deine Chance jetzt ergreifen, mir sagen, warum du das gemacht hast. Und dann solltest du dich entschuldigen und ganz schnell deine Koffer packen …, am besten reist du für eine Weile zu deinen Verwandten nach Südamerika und bleibst dort, bis Gras über die Sache gewachsen ist …, vielleicht bleibst du ja auch für immer fort …, auf Ahndorf kannst du dich nicht mehr blicken lassen, und ansonsten … Ich will keine Mutmaßungen anstellen, ich darf mich da auch nicht einmischen. Es ist dein Leben … Und jetzt rede bitte, oder aber du kannst alles Graf Anton oder Gräfin Regina erzählen.«

      Sie tat so, als wolle sie gehen.

      »Bleib«, rief Melanie, »ich red mit dir, und du …, du kannst diese Profilerin abbestellen.«

      Da es vermutlich eine längere Geschichte werden würde, setzte Leonie sich vorsichtshalber. Sie hätte jetzt triumphieren können, weil sie von Anfang an auf der richtigen Spur gewesen war, weil sie nicht nur die Fälschung entdeckt hatte, sondern auch hinter Florians Geheimnis gekommen war. Und jetzt saß die Täterin ihr gegenüber und tat ihr leid. Ja, Melanie tat ihr leid, denn sie hatte ihr Leben zerstört, sich ins Abseits gestellt.

      Melanie begann ein wenig ausschweifend zu berichten, wie sie schon immer hinter Florian her gewesen war, weil sie unbedingt Gräfin Ahndorf hatte werden wollen.

      Sie erzählte Leonie, dass sie zufällig hinter Florians Geheimnis gekommen war. Und das hatte sie wütend gemacht.

      Genau da hatte jemand sie angesprochen und ihr ein Vermögen versprochen, wenn sie mithelfen würde, die Flusslandschaft von van Veere zu stehlen. Als sie sich geweigert hatte, hatte ihr Ansprechpartner seinen Plan geändert und sie gebeten, dann dafür zu sorgen, dass man das Original unbemerkt gegen eine gute Fälschung austauschen konnte. Er hatte die Belohnung erhöht, da war sie schwach geworden.

      »Aber wie war das möglich?«, wollte Leonie wissen.

      »Ich war oftmals allein im Schloss, wenn Anton und Regina verreist waren …, von Florian war dann auch nichts zu sehen, der war bei seiner Geliebten und seinem Kind. Ich war dann praktisch die Hausherrin und konnte das Personal entsprechend manipulieren, damit mir niemand in die Quere kam.«

      Sie erzählte, dass sie mehr als nur einmal drauf und dran gewesen war, den Plan fallen zu lassen.

      Dass sie auch überlegt hatte, Florian an seine Eltern zu verraten, dass sie sich dann allerdings bei ihm um alle Chancen gebracht hätte. Vor Ort habe sie die besseren Karten gehabt, sie habe darauf gehofft, Florian könne von seinen Eltern gezwungen werden, standesgemäß zu heiraten, und dann sei sie zur Stelle gewesen. Und wenn nicht, dann habe sie als verarmte Adlige mit einer halben Million ein sicheres Polster.

      »Ich stand kurz vor der Übergabe. Mein Auftraggeber hatte mir schon signalisiert, das Geld zu haben …, und dann kamst du und entdecktest die Fälschung … Der beste Fälscher Europas hat die Flusslandschaften kopiert …, ganz großartig, nichts unterschied sich vom Original, niemand hatte es bemerkt. Warum ist ihm diese verflixte Sumpfdotterblume nicht aufgefallen?«

      »Weil sich Verbrechen nicht lohnt, es früher oder später aufgedeckt wird …, was hat dich letztlich davon abgehalten, das Original weiterzugeben, das Geld zu kassieren und dich abzusetzen? Warum hast du es Sandra Brinkhoff untergejubelt?«

      Sie zuckte die Achseln.

      »Weil ich auf einmal Angst bekam, panisch wurde … Ich dachte, wenn man das Bild dort findet, kommt sie in Misskredit, wird von Florian fallen gelassen, und der Weg für mich ist frei, Gräfin von Ahndorf zu werden ist mehr als eine halbe Million … Es war alles unüberlegt …, und es hätte vielleicht sogar gut gehen können, wenn du nicht aufgetaucht wärst … Weißt du, Leonie, ich konnte dich nie besonders gut leiden, weil ich in dir immer eine Konkurrentin gesehen habe. Aber deine kriminalistischen Fähigkeiten … Hut ab. Auch wenn du mir dadurch alles vermasselt hast.«

      Leonie schüttelte den Kopf. »Nein, Melanie, du hast es dir selbst vermasselt. Du warst gierig, und das hat dich zu einer Kriminellen werden lassen, auch wenn du die Kopie nicht selbst angefertigt, das Gemälde selbst nicht ausgetauscht und den Einbruch in der Galerie nicht begangen hast. Du hast es darauf angelegt, die unschuldige Sandra mit hineinzuziehen. Nach allem, was die Ahndorfs für dich getan haben …, schämst du dich nicht?«

      Die weiche Welle war vorüber.

      Melanie wusste, dass sie verloren hatte, dass hier für sie nichts mehr zu holen war.

      Anstatt nun dankbar zu sein, dass niemand sie anzeigte, erkundigte sie sich frech: »Das Original ist wieder da …, eigentlich steht mir doch jetzt eine Belohnung zu.«

      Leonie stand auf.

      Das war jetzt mehr als man ertragen konnte.

      »Ich werde Graf Anton informieren, und du solltest jetzt schon mal deine Koffer packen, damit du deine Plünnen mitnehmen kannst, ehe er dich aus dem Schloss jagt.«

      »Wenn du glaubst, jetzt bei Florian freie Bahn zu haben, dann irrst du dich …, du wirst ihn niemals bekommen. Du passt überhaupt nicht in sein Beuteschema.«

      Kurz vor der Tür drehte Leonie sich noch einmal um.

      »Ich habe Florian bereits. Ich habe ihn seit meiner frühesten Kindheit …, als meinen allerbesten Freund, als jemanden, der wie ein Bruder für mich ist …, mehr möchte ich nicht. Das macht mich glücklich, weil das nämlich ein ganz kostbares Geschenk ist.«

      Dann ging sie.

      Melanie würde das nicht verstehen. Für sie waren ganz andere Dinge wichtig.

      Jetzt auch noch eine Belohnung haben zu wollen …

      Leonie schüttelte sich.

      Das schlug wirklich dem Fass den Boden aus.

      Da musste man erst mal drauf kommen.

      Leonie machte sich auf die Suche nach Graf Anton. Sie konnte weder ihn noch die Gräfin finden, und auch Tante Klara war nicht da.

      Hatten die drei sich kurzfristig entschlossen, einen kleinen Ausflug zu machen?

      Merkwürdig, dass niemand etwas gesagt hatte.

      Sie suchte Florian auf, erzählte ihm die ganze Geschichte, war sich jedoch nicht sicher, ob er ihr überhaupt zuhörte.

      Er schien sehr besorgt zu sein, und warum das so war, sollte Leonie sehr schnell erfahren.

      »Leonie …, Papa ist nach Eigenstadt gefahren, um sich in der Galerie den van Veere abzuholen.«

      »Oh …«

      Mehr fiel Leonie auch nicht dazu ein.

      *

      Als