PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221257
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etwas sagten. Dabei langte er wacker zu; und als er sich das fünfte Kuchenstück nahm, erhob sich Pommerle hastig und lief davon.

      Sie suchte die Tante auf.

      »Tante, der Herbert ißt so viel Kuchen. – Muß ich immer noch gerne geben?«

      »Wenn es ihm schmeckt, Kleines.«

      »Dann ißt er doch meinen ganzen Kuchen auf. Das Wohltun kann doch auch 'mal aufhören.«

      »Ich will mit hinauskommen, Pommerle, und achtgeben, daß alle Kinder zulangen.«

      An der Hand der Tante ging das kleine Mädchen wieder zu seinen Gästen zurück. Die Kinder hatten jedoch die Abwesenheit Pommerles benutzt, rasch noch ein Stück Kuchen zu nehmen.

      »Oh,« stieß Pommerle entrüstet hervor; als es aber den mahnenden Blick der Tante sah, verstummte es.

      »Wenn ihr satt seid, liebe Kinder,« sagte Frau Bender freundlich, »wollen wir zusammen spielen.«

      »Sie müssen mitspielen, Frau Pommerle,« meinte Herbert endlich.

      Hanna schaute die Tante erstaunt an. »Heißt du auch Pommerle?«

      »Nein, mein Liebling, du weißt doch, daß ich Bender heiße. Aber wer von euch weiß ein recht hübsches Spiel?«

      »Eins, zwei, drei, das letzte Paar vorbei,« schlug Elli vor.

      »Ich möchte zuerst den Pfau sehen,« bettelte Grete Bauer, »von dem du gesagt hast, daß der Onkel so viele hat.«

      Lebhaftes Hin und Her entstand, weil Frau Bender nicht wußte, was es für ein Pfau sei.

      Pommerle schmiegte sich an die Tante. »Von dem Pfau in dem großen Buch mit dem Gold, – wo der Onkel drüber schreibt. Und von dem hübschen Mädchen, das Flora heißt.«

      Da lachte Frau Bender belustigt auf. Sie hatte begriffen. – Freilich, die Kinder konnten unmöglich wissen, was der Titel des Buches: »Die Fauna und Flora des Riesengebirges« zu bedeuten hatte.

      »Ihr habt wohl gar keine Pfauen?« fragte Herbert vorlaut.

      Frau Professor Bender sagte lächelnd:

      »Nein, Pfauen haben wir freilich nicht – –«

      »Aetsch – dann hat sie gelogen!«

      »Nein, Herbert, mein Pommerle hat nicht gelogen. Pommerle lügt überhaupt nicht, ihr wißt doch, die Eltern können jede Lüge des Kindes aus dem Gesicht ablesen.«

      »Nee, –« lachte Herbert, »das können sie nicht!«

      »Doch, doch, mein Junge, wenn ein Kind lügt, bekommt es ganz von selbst an die Stirn ein Zeichen, und das sehen die Eltern.«

      »Nee, nee,« rief Herbert, »ich lüge jeden Tag hundertmal, und auf meiner Stirn ist gar kein Zeichen.«

      »Ich will hoffen, Herbert, daß deine Worte nicht wahr sind. Du wärst ein schlechter Junge, wenn du so viele Unwahrheiten sagtest. Deine Eltern werden es schon wissen, wenn du lügst. Das Zeichen an der Stirn ist immer da; nur sieht es nicht jeder.«

      »Aber wenn man ganz schlimm gelogen hat,« flüsterte Pommerle, »dann sieht es wohl jeder?«

      »Wenn man eine große Lüge gesagt hat, freilich. – Nun aber wollen wir ans Spielen gehen.«

      »Und es ist gar kein Pfau da?« fragte Grete Bauer aufs neue.

      »Hört einmal zu, liebe Kinder, der Onkel hat ein Buch über die Blumen des Gebirges und auch über die Tierwelt geschrieben. Ihr habt doch alle schon Naturgeschichte.«

      »Na, dicke,« rief Herbert dazwischen.

      »Nun also, dann mußt du doch wissen, mein Junge, daß man die Pflanzenwelt die Flora nennt und die Tierwelt unter dem Wort Fauna zusammenfaßt.«

      »Weil der Pfau das schönste Tier ist?« fragte Grete aufmerksam.

      »Nein, Gretel, es kommt aus ganz früher Zeit her. Man hat das Wort Fauna nach dem Waldgott Faunus genannt.«

      Wieder lachte Herbert ungezogen. »Es gibt doch nur 'ne Waldhexe und keinen Waldgott.«

      »Die alten Römer glaubten an verschiedene Götter, und ihre Blumengöttin hieß Flora.«

      »Hahaha, das soll man nu glauben! Ich kenn doch 'ne Flora, das ist keine Göttin, die ist immer schmutzig und hat zerrissene Strümpfe an.«

      Frau Bender sah ein, daß sie bei dem dreisten Knaben nichts erreichte.

      »Du wirst auch noch einmal gern Pflanzen sammeln, es gibt nichts Schöneres für einen Knaben, als mit der Botanisiertrommel durch die Wälder zu streifen und Kräuter und Blumen zu sammeln. Das wird euch der Lehrer auch noch sagen. Ich bin selbst gern mit solch einer Trommel umhergegangen, als ich ein Kind war, und habe mich herzlich gefreut, wenn ich sie öffnen durfte, um etwas hineinzustecken.«

      »Mein kleiner Bruder hat Schläge bekommen, als er die Trommel aufgerissen hat,« flüsterte Grete Bauer scheu. »Hast du denn keine Schläge bekommen?«

      »Wenn ich mit meiner Trommel losgehe, schimpfen alle,« sagte Herbert, »weil ich dann mächtigen Krach mache.«

      »Eine Botanisiertrommel ist ganz etwas anderes. Aber das werdet ihr später lernen. Nun kommt, Kinder, jetzt wollen wir zusammen spielen.«

      Aber Frau Bender verschwand sehr bald, denn sie merkte, daß ihre Anwesenheit die Kinder verlegen machte. Nur von Zeit zu Zeit erschien sie, wenn es draußen gar zu lebhaft wurde.

      Erst als es gegen sechs Uhr eine schöne Speise gab, waren die Kinder wieder ein Weilchen ruhig.

      »Ich passe auf, liebe Tante,« flüsterte Pommerle Frau Bender zu, »ob der Herbert jetzt wieder soviel stopft.«

      »Laß ihn nur ruhig essen, mein Kind, man muß sich freuen, wenn es den Gästen gut schmeckt.«

      »Wenn man sich aber nicht richtig darüber freuen kann, Tante?«

      »Dann muß man es eben noch lernen, kleines Pommerle, wie man ja überhaupt als kleines Mädchen noch viel zu lernen hat.«

      Damit gab sich das Kind zufrieden.

      Pommerle begegnet der Waldhexe

       Inhaltsverzeichnis

      »Darf ich wirklich, liebe Tante?«

      Pommerle lehnte in den Armen von Frau Bender und schaute mit strahlendem Gesicht zu ihr auf.

      »Freilich, du darfst! Wenn Käte und Elli mitgehen, und wenn auch noch andere Kinder mit dabei sind, schicke ich dich ruhig in den Wald, damit du Blaubeeren pflücken kannst. Aber ihr dürft nicht zu weit gehen. Es gibt auch vorn eine ganze Menge Beeren. Zum Kaffeetrinken bist du wieder zurück.«

      Pommerle stieß laute Rufe des Entzückens aus. So manchesmal war das Kind schon im Walde gewesen und hatte mit Tante Berta oder dem Vater Blaubeeren gesammelt. Nun durfte sie heute wieder dieses große Vergnügen haben; sie wollte für den Onkel und die Tante Blaubeeren suchen, bekam einen kleinen, blitzenden Eimer, – ach, war das eine Freude!

      Draußen standen Käte und Elli, beide hatten große Gefäße, denn sie suchten Beeren für die Badegäste. Da sich auch noch mehrere andere Kinder angeschlossen hatten, hegten Benders keine Bedenken, ihr Pommerle für eine Stunde mit in den Wald zu schicken.

      »Du bist schon ein großes Mädchen, Käte,« sagte Frau Bender zu der Zwölfjährigen, »du wirst achtgeben, daß ihr nicht zu tief in den Wald hineingeht. Ich kann mich doch auf dich verlassen?«

      »Ich passe schon auf, Frau Pommerle.«

      Herr und Frau Professor Bender hießen bei den Kindern nur noch Herr und Frau Pommerle, denn für sie war es gar zu rätselhaft, warum Hanna Ströde plötzlich einen anderen Namen bekommen