PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221257
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reißt auch die Lauen mit fort. So prächtige deutsche Mädel können wir heute gut brauchen. Auf der Jugend ruht unsere Hoffnung.«

      Die Augen des Kindes strahlten. Noch fühlte es sich dumm und klein, trotzdem erwachte in seinem Herzen die Empfindung, daß es schon im Kindesalter wertvolle Arbeit leisten könne. Es wußte zwar nicht recht, wie alles anzufassen sei, aber die Eltern und die Bekannten würden ihm den Weg zeigen. Schloß sich doch die Jugend immer fester zusammen, und immer öfter ertönte die ernste Aufforderung: Jeder helfe, auch der Jüngste darf nicht zur Seite stehen.

      »Wenn ich erst groß und alt bin, Onkel Glove, helfe ich noch toller mit.«

      »Wenn du groß und alt geworden bist, mein liebes Pommerle, haben wir die schweren Zeiten, in denen wir heute leben, gewiß längst überwunden. Dann scheint wieder helle Sonne über unserem deutschen Vaterland; doch bis dahin kostet es noch viel Arbeit und Kampf, Mühe und Not. Ihr seid die Hoffnung des Vaterlandes, auf euch bauen wir. Ihr sollt euch den Platz an der Sonne erringen und erkämpfen, das ist eure Pflicht und euer Recht. Daß ihr aber erst tüchtig an euch selbst arbeiten müßt, das vergeht zu keiner Stunde. Wer sich nicht selbst beherrschen kann, der darf auch nicht herrschen, wer nicht selbst arbeiten lernte, ist auch nicht wert, über Arbeitende zu gebieten, und der, der im guten Rock einherspaziert, darf niemals verächtlich auf jene schauen, die geflickte oder zerrissene Kleider haben.«

      Die blauen Augen Pommerles blickten ernst auf den Bürgermeister.

      »Wenn du hoffst, daß wir, die wir noch klein sind, alles gut und schön machen sollen, dann muß ich immer sehr artig sein.«

      »Ja, mein Kind, du mußt dich auch redlich bemühen, deinen Mitschülerinnen mit gutem Beispiel voranzugehen.«

      In diesem Augenblick betrat Frau Glove das Zimmer, in der Hand eine Mandoline.

      Mit einem Freudenschrei eilte Pommerle auf sie zu, nahm das Instrument und drückte es an sich. »Wie wird sich die Ida freuen! – Kann ich es haben? Ich bringe auch meinen Sonntagsgroschen!«

      Es waren für Pommerle noch recht aufregende Minuten, denn erst mußten neue Saiten besorgt werden. Die Kleine mußte also warten. Als dann endlich alles in Ordnung war, konnte Pommerle nicht schnell genug das Haus des Bürgermeisters verlassen.

      Die Mandoline in der Hand eilte Pommerle durch die Straßen Hirschbergs, jedem Bekannten erfreut zurufend, daß nun endlich die Ida eine Mandoline bekäme. Mit erhitztem Gesicht kam die Kleine daheim an und rannte in ihrer Freude heftig gegen die Mutter.

      »Guck, da habe ich wieder mal was erbettelt! – Mutti, wird sich die Ida freuen!«

      Die Ida war allerdings sprachlos vor Glück. Tränen der Freude liefen über ihre Wangen, sie drückte Pommerle an sich. Beschämt sagte sie:

      »Soviel Schlimmes habe ich dir angetan, nun schenkst du mir sogar dieses Instrument.«

      »Dann flieht alles Böse aus dem Hause, und du wirst auch ein leuchtendes Beispiel. – Weißt du, Ida, man braucht uns nämlich jetzt, uns alle miteinander. Auf uns, die Jugend, warten alle! Und wenn wir erst groß sind, dann ist überall Glück, weil wir es dahin gebracht haben. Aber es klappt eben nur, wenn wir selber sehr gute Menschen werden. Darum mußt du viel Musik machen.«

      Von nun an saß Ida mit verklärtem Gesicht im Krankenstuhl und übte auf ihrer Laute. Sabine gab ihr wertvolle Anleitungen, und bald konnte das Kind das erste einfache Volkslied spielen. Jule schlug vor Vergnügen Purzelbäume und wollte durchaus, daß Ida das Lied vom Räuberhauptmann lerne.

      »Nein, lieber ein kleines leichtes Wanderliedchen«, meinte Sabine. »Wenn du später mit deinen Freundinnen hinausziehst in Gottes herrliche Natur, die du hier so liebgewonnen hast, geht es mit Musik.«

      Und wieder begann das Üben. Es dauerte nicht lange, so saßen die drei vergnügt zusammen, und unter den begleitenden Klängen der Mandoline hörte man die fröhliche Weise:

      »Wenn wir schreiten Seit' an Seit',

       Und die alten Lieder singen – – –«

      In Idas Augen stand eine ganz neue Sehnsucht. Die Natur hatte sich ihren Augen erschlossen, die Musik kam hinzu und gab ihrem Leben einen neuen Inhalt. Wie hell würde es daheim im dunklen Stübchen werden, wenn sie alles erzählte, was sie in den Ferien erlebt hatte, wie froh würde es machen, die kleineren Geschwister zum Guten anzuleiten.

      Endlich war es so weit, daß Ida sich wieder frei bewegen konnte. Der Fuß war sehr gut geheilt, und auch die Gehirnerschütterung hatte keine schlimmen Folgen hinterlassen. Während Pommerle einstens den Tag von Idas Abreise ersehnt hatte, tat ihm heute das Herzchen weh, wenn es daran dachte, daß Ida nun bald scheiden mußte.

      »Sie muß wiederkommen«, meinte der Jule, »oder ich setze mich auf mein Rad und fahre sie besuchen. Dann muß sie mir etwas vorspielen, denn sie spielt besser als die Sabine.«

      Das war freilich nicht der Fall, aber Jule behauptete es.

      An einem der letzten Tage vor Idas Abreise führte Pommerle in Begleitung von Sabine die neue Freundin durch die Wiesen, hinaus nach dem kleinen Hause des Harfenkarle.

      »Das ist ein ganz alter Mann mit schneeweißem Haare, wohl bald hundert Jahre alt, der spielt auf einer großen Harfe und singt wunderschöne Lieder. Er ist auch ein armer Mann, aber er singt uns davon, daß das gar nicht schlimm ist. Wenn man gesund und wohlgemut ist, hat man das größte Gut. Den mußt du hören, Ida, er hat mich so froh gemacht, mich und auch die Sabine. Wenn du dann später wieder allein sitzest, wirst du immer voller Freude an den Harfenkarle denken. Er weiß auch gewiß ein schönes Lied für dich. – Und dort drüben, siehst du es, das ist sein Haus.«

      Seit jenem ersten Besuch, den Pommerle dem Harfenkarle gemacht hatte, war die Kleine öfters mit den Eltern bei dem alten Harfner gewesen. Er empfing auch heute die drei Besucherinnen mit einem freundlichen Lächeln.

      »Harfenkarle, ich bringe dir Besuch. Das ist die kleine Ida aus der Kellerwohnung in Breslau. Sie hatte sich das Bein gebrochen und den Kopf zerschlagen, aber nun ist sie wieder gesund, nun fährt sie zurück nach Breslau und möchte gern auch solch schönes Lied von dir hören, daß sie sich noch lange darüber freuen kann. – Harfenkarle, singst du uns eines?«

      Der alte Mann, dem das weiße Haar in dünnen Strähnen auf die Schultern fiel, streckte Pommerle die runzlige Rechte hin.

      »Da ist ja auch das Fräulein Sabine. – So, und nun setzt euch nieder und erzählt mir etwas.«

      »Aber dann spielst du uns eins, nicht wahr, Harfenkarle?«

      Sie saßen in dem einfachen Zimmer um den Alten. Ida verlor langsam die Scheu vor dem weißhaarigen Mann. Gar lustig plapperten die Kinder.

      »Bist wohl auch solch liebes, freundliches Mädchen wie mein Pommerle?« sagte der Alte und strich Ida über das Haar. Sie wurde rot, blickte auf Pommerle.

      »Ja«, meinte Pommerle, »sie ist jetzt sehr gut, aber früher habe ich sie nicht leiden können. Jetzt mag ich sie gar gern.«

      »Warum hast du sie denn nicht leiden können, Pommerle?«

      »Weil ich böse war, weil ich gelogen habe«, sagte Ida, »weil ich Pommerle alles nahm, sogar den Stein vom Rübezahl.«

      Interessiert horchte der Alte auf. Er fragte nach dem Stein, und schuldbewußt berichtete Ida von dem Stein, den sie genommen hatte, um Pommerle zu kränken.

      »Es war ja nicht so schlimm«, meinte Pommerle, »es ist doch nur ein oller Stein, der doch nicht zu Gold wird.«

      »Ich glaube doch, daß er zu Gold geworden ist, kleines Pommerle«, sagte der Harfenkarle, »den Stein könntest du der Ida schenken, er wird ihr immer eine liebe Erinnerung sein.«

      »Ob er wohl zu Gold geworden ist, Harfenkarle? – Ich glaube nicht.«

      »Hört einmal zu, Kinder, und paßt recht gut auf, was ich euch jetzt sage. Wäre der Stein nicht gewesen, nach dem die Ida griff, so wäre sie zum Ferienschluß heimgefahren, ohne innere Freude, ohne daß es hell