Ich habe diese kurzen Erläuterungen hier gegeben, damit der Leser sich ein Bild von der Eislandschaft machen kann, durch die wir über Hunderte von Meilen unseren Weg bahnten. Ein anderer Punkt, der vielleicht einer Erklärung bedarf, ist die vom Wind verursachte Hemmung, der wir im Packeis ausgesetzt waren. Bei starkem Wind oder leichtem Sturm konnte das Schiff nur neues Eis bis zu einer Dicke von etwa zwei Fuß mit Sicherheit durchbrechen. Da solches Eis sich nie weiter als über ungefähr eine Meile erstreckte, mussten wir bei einem Sturm immer beidrehen. Das Schiff maß am Heck etwa drei Fuß und drei Zoll, was die Schiffsschraube und das Ruder zwar einigermaßen schützte, die Endurance im dichten Packeis aber praktisch unmanövrierbar machte, sobald der Wind eine Stärke von sechs Meilen die Stunde erreichte, da die Luftströme eine solch große Angriffsfläche besaßen. Der Winddruck auf Bug und Fockmast würden das Bug herumdrehen, sodass man das Schiff nicht durch die engen Fahrrinnen steuern könnte. Das Abfallen des Bugs würde zudem das Heck gegen das Eis drücken und uns zwingen, die Maschinen zu stoppen, um die Schiffsschraube nicht zu gefährden. Dann ließe sich das Schiff nicht weiter manövrieren und würde abtreiben, möglicherweise auch rückwärts, und dabei Steuerruder und Schiffsschraube beschädigen, die Achillesferse des Schiffs im Packeis.
Während wir auf Wetterbesserung und Lücken im Eis warteten, ließ ich die Lucas-Lotmaschine27 auf dem Ruderkasten anbringen und ortete eine Tiefe von 2810 Faden. Die Bodenprobe ging verloren, weil die Leine 60 Faden vom Ende abgerissen ist. Am Nachmittag kamen über eine Eisscholle drei Adeliepinguine nah ans Schiff, als Hussey seinem Banjo liebliche Musik entlockte. Die kleinen Vögel setzten eine feierliche Miene auf und schienen »It’s a Long Way to Tipperary« zu mögen, aber sie ergriffen voller Schrecken die Flucht, als Hussey ihnen eine Kostprobe schottischen Liedguts servierte. Die Lachsalven vom Schiff verdrossen sie noch mehr, sodass sie sich so schnell davonmachten, wie ihre kurzen Beine es erlaubten. Um 18:15 Uhr öffnete sich das Packeis ein wenig, und wir fuhren drei Stunden durch die Fahrrinnen, bis wir gezwungen waren, für die Nacht an einer Eisscholle vor Anker zu gehen. An diesem Tag schossen wir mit einer Hjort Markierungs-Harpune Nr. 171 auf einen Blauwal. Das Wetter besserte sich den ganzen 19. Dezember nicht. Ein frischer bis starker Wind aus Nord brachte Nebel und Schnee, und nach zwei Stunden Fahrt wurde die Endurance wieder von schweren Eisschollen gestoppt. Es war unmöglich, das Schiff zu manövrieren, weil der starke Wind die Eisschollen in Bewegung hielt und die Fahrrinnen sich in gefährlichem Tempo öffneten und schlossen. Die mittägliche Positionsbestimmung ergab, dass wir in den vergangenen vierundzwanzig Stunden sechs Meilen Richtung Süden zurückgelegt hatten. Alle Mann waren den ganzen Tag damit beschäftigt, Triebe von unseren Kartoffeln zu schrubben, die einfach zu keimen begonnen hatten. Wir blieben den ganzen nächsten Tag an einer Eisscholle festgemacht, da der Wind sich nicht legte, ja, er entwickelte sich am Nachmittag sogar zu einem leichten Sturm. Die Expeditionsteilnehmer und die Besatzung nutzten die Pause für ein heiß umkämpftes Fußballspiel auf der glatten Oberfläche der Eisscholle neben dem Schiff. Zu der Zeit waren zwölf Eisberge in Sicht. Unsere Mittagsposition war 62° 42' S und 17° 54' W und besagte, dass wir etwa sechs Meilen Richtung Nordost getrieben waren.
Am Montag, dem 21. Dezember, herrschte bei einer leichten Brise aus Westnordwest sehr schönes Wetter. Um 3 Uhr nachts machten wir uns auf den Weg südwestlich durch das Packeis. Bis zum Mittag waren wir sieben Meilen fast genau nach Osten versetzt worden, wobei das Packeis weiter nach Norden trieb und das Schiff sich scheinbar nach Süden bewegte. Es gab Scharen von verschiedenen Sturmvögeln, Pinguinen und Robben, und wir sichteten vier kleine Blauwale. Gegen Mittag bogen wir in eine lange Wasserrinne Richtung Süden und fuhren an neun imposanten Eisbergen vorbei. Ein mächtiges Exemplar war wie der Felsen von Gibraltar geformt, nur mit steileren Klippen, ein anderer besaß ein natürliches Hafenbecken, in dem die Aquitania28 Platz gefunden hätte. Ein Eisbrocken versperrte jedoch die Einfahrt zu diesem großen blauen Becken. Hurley holte seine Kamera hervor, um die Eisberge zu filmen. Den ganzen Nachmittag fanden sich immer wieder passierbare lange Wasserrinnen Richtung Ost und Südost durch die Eisberge hindurch, aber um Mitternacht wurde das Schiff von kleinen, schweren Eisschollen aufgehalten, die dicht gedrängt vor einer geschlossenen Eisfläche lagen. Der Ausblick vom Masttop war wenig ermutigend. Die enorme Eisscholle war mindestens fünfzehn Meilen lang und zehn Meilen breit. An der breitesten Stelle waren die Ränder nicht auszumachen, und die Gesamtfläche muss mehr als 150 Quadratmeilen betragen haben. Sie schien aus einem Jahr altem Eis gebildet zu sein, nicht allzu dick und nur wenig zerklüftet. Vermutlich war sie auf offener See bei ruhigem Wetter entstanden und aus Südost hierher getrieben. Im Rossmeer hatte ich noch nie eine geschlossene Eisfläche von diesen Ausmaßen gesehen.
Wir warteten mit gedrosselten Maschinen darauf, dass der starke Ostwind abflaute oder das Packeis aufbräche. Morgens um 6:30 Uhr öffneten sich einige Rinnen und wir konnten wieder Richtung Süden fahren. Am folgenden Morgen arbeiteten wir uns langsam durchs Packeis vor, und die mittägliche Positionsbestimmung ergab für die letzten siebzehneinhalb Stunden unter Dampf einen Fortschritt von 19 Meilen S 41° W. Wir sichteten etliche ältere Adelies, drei Krabbenfresser, sechs Seeleoparden, einen Weddell- und zwei Blauwale. Die Lufttemperatur, die am 21. Dezember – 3,8° Celsius betragen hatte, stieg auf 1,1° Celsius. Während wir durch die Wasserrinnen südwärts fuhren, zählten wir fünfzehn Eisberge. Drei davon waren Tafelberge, einer war über siebzig Fuß hoch und fünf Meilen lang. Er stammte offensichtlich von der Außenkante eines Eisfeldes. Das Eis wurde dicker, aber ein wenig offener, sodass wir eine ruhige Nacht lang in gut schiffbaren Wasserrinnen fuhren. Die See war so ruhig, dass sich in den Rinnen neues Eis bildete. Am Mittag des 24. Dezember hatten wir bei einer Position von 64° 32' S und 17° 17' W siebzig Meilen zurückgelegt.
Von den Hunden hatten bis auf acht alle Namen erhalten. Ich weiß nicht, wer dafür im Einzelnen verantwortlich war, doch verrieten sie eine große Bandbreite an Einfallsreichtum. Sie lauteten Rugby, Upton Bristol, Millhill, Sandy, Mack, Mercury, Wolf, Amundsen, Hercules, Hackenschmidt, Samson, Sammy, Skipper, Caruso, Sub, Ulysses, Spotty, Bosun, Slobbers, Sadie, Sue, Sally, Jasper, Tim, Sweep, Martin, Splitlip, Luke, Saint, Satan, Chips, Stumps, Snapper, Painful, Bob, Snowball, Jerry, Judge, Sooty, Rufus, Sidelights, Simeon, Swanker, Chirgwin, Steamer, Peter, Fluffy, Steward, Slippery, Elliott, Roy, Noel, Shakespeare, Jamie, Bummer, Smuts, Lupoid, Spider und Sailor. Einige der Namen, so wird man bemerken, sind beschreibender Natur.
Am 25. Dezember, dem ersten Weihnachtstag, hielten schwere Eisschollen das Schiff von Mitternacht bis 6 Uhr morgens fest. Dann öffneten sie sich ein wenig, und wir kamen bis 11:30 Uhr voran, als sich die Rinnen wieder schlossen. In der ersten Nachthälfte hatten wir passable Wasser- und Eisverhältnisse, und die Positionsbestimmung am Mittag ergab, dass wir seit unserem Eintritt in das Packeis zwei Wochen zuvor die meisten Meilen innerhalb von vierundzwanzig Stunden geschafft hatten, nämlich einundsiebzig Meilen S 4° W. Das Eis hielt uns bis zum Abend auf, dann konnten wir ein paar Stunden lang einige Rinnen passieren, bevor dichte gedrängte Eisschollen und der zunehmende Wind uns zum Halten zwangen.
Darüber haben wir natürlich nicht die Weihnachtsfeier vergessen. Um Mitternacht wurde allen an Deck Grog ausgeschenkt. Zum Frühstück gab es wieder Grog, damit auch jene, die um Mitternacht in ihren Kojen gelegen hatten, in seinen Genuss kamen. Lees hatte die Offiziersmesse mit Wimpeln geschmückt und überreichte jedem von uns ein kleines Weihnachtsgeschenk. Einige hatten auch Geschenke von zu Hause, die sie nun auspackten. Später gab es ein vorzügliches Festmahl mit Schildkrötensuppe, Weißfisch, Hasenpfeffer, Plumpudding, Weihnachtsgebäck, Datteln, Feigen und kandierten Früchten, zu trinken gab es Rum und Stout. Abends fanden sich alle zu einem gemeinsamen Singen ein. Hussey hatte sich eine einsaitige Geige gebastelt, auf der er, in den Worten Worsleys, »einigermaßen schmerzfrei« spielte. Unterdessen war der Wind zu einem leichten Sturm aus Südost aufgefrischt, sodass keine Weiterfahrt möglich war und wir uns ganz unseren Vergnügungen widmen konnten.
Am 26. und 27. Dezember war noch immer schlechtes Wetter, und die Endurance blieb an einer Eisscholle vor Anker. Die Mittagsposition des 26. lautete 65° 43' S und 17° 36' W. Wir nahmen eine weitere Messung mit der Lucas-Lotmaschine