Die Frau in Weiss. Уилки Коллинз. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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und daß ich kein Unheil damit angerichtet habe?«

      »O nein, Nichts Böses. Kommen Sie, Mr. Hartright, wir werden Hanna im Wege sein, wenn wir sie noch länger bei der Arbeit stören.«

      Sowie wir wieder allein waren, standen wir stille und sahen einander an.

      »Zweifeln Sie jetzt, Miß Halcombe?«

      »Sir Percival Glyde soll meinen Zweifel entweder beseitigen, – oder Laura Fairlie niemals seine Frau werden.«

      XIV

      Als wir zur Vorderseite des Hauses herum gingen, kam uns ein Fiaker von der Eisenbahnstation auf dem Fahrwege entgegen. Miß Halcombe wartete an der Hausthür, bis der Fiaker vor derselben hielt, und trat dann vor, um einen alten Herrn, der gewandt herausgesprungen, sowie der Tritt herabgelassen war, die Hand zu geben. Mr. Gilmore war angelangt.

      Ich betrachtete ihn, als wir einander vorgestellt wurden, mit einem Interesse und einer Neugierde, die ich kaum verbergen konnte. Dieser alte Mann sollte in Limmeridge House bleiben, nachdem ich es verlassen hatte; er sollte Sir Percival Glyde’s Erklärung hören und Miß Halcombe’s Urtheil mit seiner Erfahrung zu Hilfe kommen; er sollte bleiben, bis die Heiratsfrage bestimmt sei, und seine Hand sollte, falls diese Bestimmung bejahend ausfiele, den Contract aufsetzen, der Miß Fairlie unwiderruflich an die von ihr eingegangene Verpflichtung band. Selbst damals schon, wo ich doch im Vergleiche zu dem, was ich jetzt weiß, erst sehr wenig wußte, betrachtete ich den Advocaten der Familie mit einem Interesse, wie ich es nie zuvor irgend einem Manne gegenüber gefühlt hatte, der mir so völlig fremd war.

      Dem Aeußern nach war Mr. Gilmore gerade das Gegentheil von der conventionellen Idee, die man sich von einem alten Advocaten macht. Seine Gesichtsfarbe war blühend; sein weißes Haar ziemlich lang und sorgfältig gebürstet; sein schwarzer Rock, Weste und Beinkleid saßen ihm vortrefflich; sein weißes Halstuch war sorgfältig geknüpft, und seine lavendelfarbenen Handschuhe hätte ein Mode-Prediger tragen können – ohne Furcht und ohne Tadel. Sein Benehmen zeichnete sich angenehm durch die förmliche Anmuth und Feinheit der alten Schule der Höflichkeit aus, belebt durch die wohlthuende Schärfe und Leichtigkeit eines Mannes, den seine Geschäfte nöthigen, alle seine Fähigkeiten im Gange zu erhalten. Eine sanguinische Constitution und gute Aussichten bei seinem Eintritte in’s Leben; eine lange Carrière in rühmlichem und angenehmem Wohlstande; ein frohes, fleißiges, allgemein geachtetes Alter –: dies waren die allgemeinen Eindrücke, die er, als wir einander zuerst vorgestellt wurden, auf mich machte, und ich lasse ihm nur Gerechtigkeit widerfahren, wenn ich hinzufüge, daß meine spätere und längere Bekanntschaft nur dazu diente, sie zu bestätigen.

      Ich ließ den alten Herrn allein mit Miß Halcombe in’s Haus gehen, damit sie sich, ungestört durch den Zwang der Gegenwart eines Fremden, von Familienangelegenheiten unterhalten könnten; mein Antheil an den Nachforschungen, welche der anonyme Brief gemacht hatte, war zu Ende.

      Es konnte Niemandem als mir selbst ein Leid daraus erwachsen, wenn ich mein Herz während der kurzen Zeit, die mir noch blieb, von dem kalten, grausamen Zwange befreite, welchen die Nothwendigkeit mich gelehrt hatte, ihm aufzulegen, und von den Stellen Abschied nahm, die mit der kurzen Traumzeit meines Glückes und meiner Liebe in Beziehung gestanden hatten.

      Ich wandte instinctmäßig meine Schritte nach dem Wege unter dem Fenster meines Ateliers, auf dem ich Laura Abends vorher mit ihrem kleinen Hunde hatte gehen sehen, und folgte dem Pfade, den ihre lieben Füße so oft betreten, bis ich an das kleine Pförtchen kam, das in den Rosengarten führte. Der kahle Winter lag jetzt kalt darüber ausgebreitet. Die Blumen, deren Namen sie mich gelehrt, die Blumen, die ich sie zeichnen gelehrt hatte – waren fort und die schmalen weißen Pfade, die sich von einem Beete zum anderen zogen, waren bereits feucht und grün. Ich wanderte nach der großen Baumallee, wo wir zusammen den warmen Duft der Augustabende geathmet; wo wir die Myriaden Combinationen von Schatten und Sonnenlicht, die den Boden zu unseren Füßen sprenkelten, miteinander bewundert hatten. Die Blätter stoben um mich her aus den ächzenden Zweigen, und der erdige Modergeruch in der Atmosphäre drang mir bis in’s Mark. Ein wenig weiter und ich hatte den Garten verlassen und folgte dem Pfade, der sich allmälig nach den nächsten Hügeln hinaufwand. Der alte Baumstumpf, auf dem wir ausgeruht hatten, war wasserhart von Regen, und der Busch von Farnkraut und Gräsern am Fuße der rohen Steinmauer vor uns, den ich für sie gezeichnet hatte, war, von einer fauligen Lache umgeben, eine im Kothe schwimmende Unkrautinsel geworden. Ich erreichte den Gipfel des Hügels und schaute auf die Aussicht, die wir in glücklichen Zeiten so oft bewundert hatten. Dieselbe war kalt und kahl – es war nicht mehr dieselbe Aussicht. Der Sonnenschein ihrer Gegenwart war fern; der Reiz ihrer Stimme liebkoste nicht mehr mein Ohr. Auf der Stelle, an der ich jetzt stand, hatte sie mir von ihrem Vater erzählt, der von ihren Eltern zuletzt gestorben war; wie sie einander so lieb gehabt und wie sehr er ihr noch immer fehle, wenn sie gewisse Zimmer des Hauses betrete und vergessene Beschäftigungen und Unterhaltungen wieder aufnehme, die sie an ihn erinnerten, war die Aussicht, auf die ich geschaut, als ich jenen Worten lauschte, dieselbe, die ich jetzt erblickte, wo ich allein auf der Höhe stand? Ich wandte mich ab und verließ sie; ich nahm meinen Weg zurück über die Haide um die Sandhügel herum nach dem Strande hinunter. Da war die weiße Wuth der Brandung, da war die ewig wechselnde Pracht der tanzenden Wellen; wo aber war die Stelle, wo sie einst scherzend mit ihrem Sonnenschirme Figuren in den Sand gezeichnet hatte; die Stelle, wo wir nebeneinander gesessen, während sie von mir selbst und von meiner Heimat zu mir sprach und mich mit der genauen Beobachtung der Frauen über meine Mutter und Schwester befragte und sich in unschuldsvollen Muthmaßungen erging, ob ich je meine einsame Junggesellenwohnung verlassen und eine Frau und ein eigenes Haus haben werde? Wind und Wellen hatten längst die Spur verwischt, welche in jenen Zeichen im Sande von ihr zurückblieb. Ich schaute auf die weite Einförmigkeit des Meeres hinaus, und die Stelle, an der wir Beide so glückliche, müßige, sonnige Stunden zugebracht hatten, war mir so verloren, als ob ich sie nie gekannt, so fremd, als stände ich schon an einem fernen Gestade. –

      Die leere Stille am Meeresufer fiel kalt auf mein Herz. Ich kehrte zum Hause und Garten zurück, wo an jeder Stelle Spuren waren, die mir von ihr sprachen.

      Auf dem westlichen Terrassengange begegnete mir Mr. Gilmore. Er hatte mich offenbar gesucht, denn er beschleunigte seine Schritte, als wir einander ansichtig wurden. Mein Gemüthszustand eignete sich nicht sehr für die Gesellschaft eines Fremden. Aber das Zusammentreffen war unvermeidlich, und ich ergab mich darein.

      »Sie sind gerade Derjenige, den ich zu sehen wünschte,« sagte der alte Herr; »ich habe ein paar Worte mit Ihnen zu sprechen, mein lieber Herr, und wenn Sie Nichts dawider haben, will ich diese Gelegenheit dazu benützen. Um offen zu sein: Miß Halcombe und ich haben über Familienangelegenheiten verhandelt, um deretwillen ich hier bin, und im Verlaufe unserer Unterhaltung erwähnte sie natürlich diese unangenehme Geschichte von dem anonymen Briefe und des Antheils, den Sie bisher auf so lobenswerthe und paßliche Weise an den Nachforschungen genommen. Dieser Antheil läßt Sie, wie ich vollkommen begreife, ein Interesse daran nehmen – wie dies sonst wohl nicht der Fall gewesen wäre – zu wissen, daß die künftige Leitung der Nachforschungen, welche Sie begonnen haben, sicheren Händen übergeben werden soll. Seien Sie über diesen Punkt ohne alle Sorge, mein lieber Herr, dieselbe ist in meinen Händen.«

      »Sie sind in jeder Hinsicht ein besserer Rathgeber und Beistand in der Sache, als ich bin, Mr. Gilmore. Wäre es eine Unbescheidenheit von mir, wenn ich Sie fragte, ob Sie Ihren Plan des Verfahrens bereits festgestellt haben?«

      »Soweit es mir möglich ist, darüber zu bestimmen, Mr. Hartright, habe ich darüber bestimmt. Ich beabsichtige, eine Abschrift des Briefes mit einer Angabe der Umstände an Sir Percival Glyde’s Rechtsanwalt in London, mit dem ich ziemlich bekannt bin, einzusenden. Den Brief selbst werde ich hier behalten, um ihn Sir Percival zu zeigen, sowie er ankommt. Das Aufsuchen der beiden Frauenzimmer habe ich bereits besorgt, indem ich einen Diener Mr. Fairlie’s, der ein zuverlässiger Mensch ist, nach der Eisenbahnstation abgeschickt, um Erkundigungen einzuziehen. Der Mann hat Geld und Instructionen erhalten und wird den Frauen folgen, falls er ihre Spur findet. Das ist Alles, was wir thun können, bis Sir Percival selbst am Montag anlangt. Ich für meine Person hege keinen Zweifel, daß er uns bereitwillig jede Aufklärung geben wird, die man von einem Gentleman,