Ingénue. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Viervers gemacht hatte:

      Il est trois partes à, cel antre:

      L'espoir, l'infamie et la mort;

      C'est par la premiere qu'on entre,

      C'est par les deux autres qu'on sort!14

      113 gegenüber war das Cafe Foy, der gewöhnliche Zusammenkunftsort aller Motionäre; im Mittelpunkte dieses Dreiecks endlich erhob sich der Circus, von dem wir schon gesprochen, der Circus, der das Lesecabinet von Herrn Girardin, das Theater Gaukler und den Socialclubb enthielt, welcher für diesen Abend in den Americanischen Clubb verwandelt worden war.

      Schon bei ihrem Ausgange aus der Rue du Paon, – einer zu jener Zeit wie heute ziemlich abgelegenen Straße, – gewahrten Danton und Marat Merkmale der Aufregung, welche das Herannahen einer Krise verkündigten. Das Gerücht von der Entlassung von Herrn von Brienne und der Zurückberufung von Herrn Necker fing in der That an sich zu verbreiten, und die Bevölkerung kam allmälig ganz bewegt aus den Häusern heraus, um Gruppen in den Straßen, auf den Plätzen und auf den Kreuzwegen zu bilden; überall hörte man die Namen der zwei Antagonisten aussprechen: den von Brienne mit der Befriedigung des triumphirenden Hasses, den von Necker mit dem Ausdrucke der Dankbarkeit und der Freude. Mitten unter Allem dem wurden dem König große Lobeserhebungen gespendet; denn im Jahre 1783 war mit der Feder in der Hand oder mit dem Worte im Munde noch Jedermann Monarchist.

      Marat und Danton durchschritten diese Gruppen, ohne sich darunter zu mischen; auf dem Pont-Neuf waren sie so zahlreich, daß die Wagen im Schritte fahren mußten; was übrigens allen diesen Gruppen einen fast bedrohlichen Charakter gab, war der Umstand, daß die Nachricht, die sich am Tage verbreitet, noch zweifelhaft schien, und daß die Hoffnung, die man einen Augenblick gefaßt hatte, wenn man sich getäuscht, eine Flamme wurde, welche, wenn auch ephemer, doch lange genug gedauert hatte, um die Leidenschaften kochen zu machen.

      Näherte man sich dem Palais-Royal, so war es noch schlimmer; man glaubte sich einem Bienenstocke zu nähern. Vor Allem waren die Gemächer des Herzogs von Orleans glänzend erleuchtet, und die vielen Schatten, die man durch die Gazevorhänge im Rahmen der Fenster sich bewegen sah, deuteten an, daß an diesem Abend großer Empfang bei Seiner Hoheit stattfand; überdies stationierte das Volk auf dem Platze wie in den andern Straßen, und das ewige Hin- und Hergehen der Schaaren, die in das Palais-Royal vordrangen und aus diesem Palaste herauskamen, gab der Menge jene Bewegung von Ebbe und Fluth, welche die Wellen am Gestade des Meeres haben.

      Marat und Danton waren zwei kräftige Schwimmer in diesem Ocean; sie hatten sich auch bald durch die Cour des Fontaines gearbeitet und das Palais-Royal auf der Seite der entgegengesetzt erreicht, welche ihnen am Morgen Durchgang gewährt.

      Als sie am Ende der doppelten Gallerie angelangt waren, die man damals, wie gesagt, das Lager der Tartaren nannte, blieb Danton, trotz des sichtbaren Widerwillens seines Gefährten, einen Augenblick stehen. Sie boten in der That ein seltsames Schauspiel, von dem wir Männer aus dem Anfange dieses Jahrhunderts das Ende gesehen haben, diese angemalten Frauen mit Juwelen und Federn beladen, bis an den Gürtel entblößt, bis an die Kniee aufgeschürzt, Jeden, der vorüberging, durch eine lascive Geberde rufend, oder ihn mit spöttischen Scherzen verfolgend, Einige neben einander gehend, Freundinnen ähnlich, Andere sich begegnend und, wie der Funke, der aus dem Zusammenstoße des Kieselsteins hervorspringt, eine Schmähung in der Weise der Hallen wechselnd, welche immer die Zuschauer beben machte, da sie sich nicht daran gewöhnen konnten, eine solche Sündfluth von obscönen Worten aus dem Munde dieser schönen Geschöpfe kommen zu hören, die sich in der Tournure und im Anzuge durch Nichts von den vornehmen Damen jener Zeit unterschieden, als daß sie falsche Juwelen trugen und nicht für sich das Sprichwort: »Stiehlt wie eine Herzogin,« annehmen wollten.

      Danton schaute also. Dieser Mann mit der mächtigen Organisation war, wo er auch sein mochte und in welcher Lage er sich befand, immer entweder zum Vergnügen oder zu dem Metalle, welches dasselbe gibt, hingezogen: bei der Thüre eines Wechslers blieb er vor dem Goldschüsselchen stehen, wie er beim Eingange des Palais-Royal vor den Freudenmädchen stehen blieb.

      Marat zog ihn zu sich, und er folgte Marat, jedoch unwillkürlich den Kopf nach dem unreinen Winkel umdrehend.

      Kaum aber befanden sie sich unter der steinernen Gallerie, da war es etwas Anderes: auf die physische Versuchung folgte die moralische. Die obscönen Bücher waren damals äußerst beliebt. Menschen, die man an ihren Mänteln erkannte, – denn diese Menschen trugen Mäntel, obgleich man mitten im August war, – boten solche Bücher den Vorübergehenden an. Sie zogen um die Wette Marat und Danton am Rockflügel: »Mein Herr, wollen Sie den Libertin de qualité vom Herrn Grafen von Mirabeau? Ein reizender Roman!« »Mein Herr, wollen Sie Félicia ou Mes fredaines, von Herrn von Nerciat, mit Kupferstichen?« »Mein Herr, wollen Sie den Compére Mathieu vom Abbé Dulaurens?« Das nannte man zu jener Zeit Bücher unter dem Mantel verkaufen.

      Um sich von diesen Infamiemäklern zu befreien, – gegen welche, wir müssen es gestehen, Danton nicht denselben Widerwillen hegte, wie Marat, ein strenger Bewunderer von Jean Jacques, – eilten Beide in den Garten, wo sich die Duenen kreuzten, deren Geschäft es war, für das Domicil zu rekrutiren; doch an diesem Abend waren die ehrwürdigen Matronen ein wenig verscheucht durch den Lärmen, der im Garten herrschte, wo sich vielleicht über zweitausend Neuigkeiten suchende Personen zusammengeschaart fanden, mit denen sich nichts machen ließ, da die Neugierde alle andere Gefühle erstickt hatte.

      Nicht ohne Mühe kamen Marat und Danton zu dem Abhange, auf welchem man zum Circus hinabstieg; hier angelangt brauchte man sich nur noch gehen zu lassen, und war man Besitzer einer Karte, so hinderte nichts, daß man zur Zahl der Auserwählten zugelassen wurde.

      Danton hatte zwei Karten; es wurde also bei der Thüre keine Schwierigkeit gemacht; Danton und Marat wurden im Gegentheile von den Commissären, Leuten von Lebensart, auf das Freundlichste begrüßt, und Beide traten in den Saal ein.

      Der Anblick war in der That blendend. Wohl zweitausend Kerzen beleuchteten die aristokratische Versammlung. Die Fahnen von America, verschlungen mit denen von Frankreich, beschatteten mit ihren Falten Kartuschen, worauf die von beiden Heeren errungenen Siege geschrieben standen; drei mit Lorbeeren bekränzte Büsten zogen die Augen nach der Tiefe des Saales; diese Büsten waren in den beiden Ecken die von Lafayette und von Franklin, in der Mitte die von Washington.

      Theodor Lameth, der Aeltere von den zwei Brüdern dieses Namens, hatte den Präsidentenstuhl inne; Laclos, der Verfasser der Liaisons dangereuses, versah den Dienst des Schriftführers.

      Die Gallerien und die Tribunen waren voll von Frauen, Gönnerinnen der americanischen Unabhängigkeit. Man bemerkte darunter Frau von Genlis, bekleidet mit einer Polonaise von gestreiftem Tastet und frisirt à l'insurgente; die Marquise von Villette, die schöne und gute Protegee von Voltaire in einer Circassicnne mit Blonden und einem getigerten Bande garnirt, und eine mit einer Barriére verzierte Haube auf dem Kopfe; Theresa Cabarrus, welche später Madame Tallien wurde und damals nur die Marquise von Fontenay war: immer schön, doch an diesem Tage noch schöner unter einer Therese in schwarzem Gazeschleier, durch welche, wie zwei Sterne in der Nacht, ihre spanischen Augen funkelten; die Marquise von Beauharnais, Josephine Tascher de la Pagerie, eine anbetungswürdige Creolin, voll Indolenz, belebt in diesem Augenblicke durch eine Prophezeiung von Mademoiselle Lenormand, der Zauberin des Faubourg Saint-Germain, die ihr verkündigt hatte, sie werde eines Tags Königin oder Kaiserin von Frankreich werden: welche von Beiden? die Zauberin wußte es nicht; doch nach dem Orakel der Karten mußte sie unfehlbar die Eine oder die Andere werden; – die bekannte Olympia von Gouges, geboren in Montpellier von einer Mutter, welche Putztrödlerin war, aber von einem Vater, dessen Haupt, wie Leonard Bourdon sagt, eine königliche Binde umschloß, wie Olympia von Gouges sagt, ein einfacher Lorbeerzweig bekränzte: eine seltsame Schriftstellerin mit einem Vermögen, das ihr zweimal hunderttausend Livres Einkünfte gab, eine Frau, welche weder lesen, noch schreiben konnte und ihren Secretärcn Romane und Stücke dictirte, die sie nicht wiederzulesen vermochte. Ihr Eintritt, der mit dem von Marat und Danton zusammentraf, war mit einer dreifachen Salve von Beifallklatschen begrüßt worden; sie hatte gerade im Théatre-Francais, nach fünf Jahren der Erwartung, der Bemühungen und der Geschenke, ihr Stück: die Sklaverei der Schwarzen,


<p>14</p>

Es sind drei Thüren an dieser Höhle:

die Hoffnung, die Schande, der Tod;

durch die erste tritt man ein,

durch die zwei andern geht man hinaus.