Scepter und Hammer. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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welchem Wege?«

      »Auf dem gewöhnlichen. Geht an Euren Platz! Man kommt.«

      Die beiden Männer verschwanden hinter dem Gemäuer. Dem Brunnen entstiegen nach und nach die elf Übrigen. Der Letzte von ihnen löste das Seil vom Felsen und nahm es zu sich.

      »Der Herr behüte unseren Ausgang und Eingang!« grüßte der Rentier.

      »Jetzt und in Ewigkeit, Amen!« antworteten die Anderen, worauf sie sich entfernten.

      Ein Einziger war geblieben. Der Rentier hatte ihm die Hand auf den Arm gelegt.

      »Bruder Ambrosius, ich habe noch mit Dir zu sprechen!«

      Der Angeredete hatte schon wie die Übrigen im Begriffe gestanden, zu gehen. Er wandte sich wieder zurück.

      »Trotz des Verdachtes, welcher heut gegen Dich ausgesprochen wurde,« meinte der Rentier, »besitzest Du mein vollständiges Vertrauen. Ich habe Dich dem Pater Provinzial empfohlen und einen Auftrag für Dich bekommen, welcher Dir beweisen wird, wie sehr ich in schwierigen Fällen auf Deine Befähigung rechne. Bist Du bereit, ihn zu hören?«

      »Ich werde hören und gehorchen.«

      »So komm! Ich werde Dich einweihen in das tiefste Geheimniß, welches die Erde trägt, und ich bin überzeugt, daß kein Wort davon über Deine Lippen kommen wird.«

      Er entfernte sich mit ihm in derselben Richtung, welche die beiden Anderen eingeschlagen hatten.

      Max hatte jedes Wort vernommen. Dem Manne drohte jedenfalls eine Gefahr. Welcher Art konnte dieselbe sein? War er der Hülfe würdig? Und wie sollte diese Hilfe geleistet werden, da Max die Art und Weise der Gefahr nicht kannte? Er mußte sich sagen, daß er die dringendste Veranlassung habe, seine Anwesenheit nicht zu verrathen, und beschloß, sich ruhig abwartend zu verhalten.

      Nach einer Weile war es ihm, als vernehme er einen leisen, unterdrückten Ruf. War es ein Hülferuf? Er lauschte eine Weile in die stille Nacht hinein, doch blieb jetzt alles ruhig. Erst nach fehlte.

      »Ihm ist sein Recht geschehen,« meinte er salbungsvoll. »Möge seine Seele durch das Fegefeuer gereinigt werden, obgleich ihm die heiligen Sterbesakramente entgangen sind!«

      »Es ist schwer zu beklagen, daß selbst der gebenedeiete Leib Jesu solche Glieder hat,« ließ sich einer seiner Begleiter vernehmen.

      »Darum befolgt die Gesellschaft Jesu die Lehre des Erlösers: Ärgert Dich Deine rechte Hand, so haue sie ab und wirf sie von Dir! Er ist bereits der Zweite, den die gerechte Hand der Strafe ereilt. Möge er der Letzte sein! Geht jetzt und empfangt meinen Segen, Ihr frommen und gehorsamen Kinder des Herrn!«

      Er erhob seine Arme; sie verneigten sich ehrerbietig und entfernten sich dann. Er wartete, bis das Geräusch ihrer Schritte vollständig verschollen war, und folgte ihnen dann langsam nach. Die frommen Brüder Jesu verfolgten die Taktik, den Ort ihrer nächtlichen Zusammenkunft einzeln zu verlassen, um die Erregung jeden Verdachtes zu vermeiden.

      Jetzt trat der Doktor hinter seinem Verstecke hervor.

      »Sie haben ihn gemordet. Ich muß sehen, auf welche Weise!«

      Er verließ die Ruine in derselben Richtung, welche sie vorhin eingehalten hatten, und untersuchte das ganze Plateau des Berges, ohne auf die geringste Spur irgend eines gewaltthätigen Ereignisses zu treffen.

      »Die Finsterniß ist schuld. Ich werde am Tage zurückkehren und dann sicher finden, was ich suche.«

      Seine vergebliche Nachforschung hatte eine ziemliche Zeit in Anspruch genommen, so daß er annahm, daß sich keiner der geheimnißvollen Männer mehr in der Nähe befinde. Daher durfte er es wagen, den Ort auf dem gewöhnlichen Wege zu verlassen, und schritt nach einem ebenso aufregenden wie ereignißvollen Abende der Residenz wieder zu. – — —

      Viertes Kapitel: Im Hause der Irren

      Als Max nach Hause kam, war schon längst Alles zur Ruhe gegangen. Auf seinem Zimmer angelangt, machte er Licht und nahm das Schreiben vor, welches ihm Emery übergeben hatte. Es war ein mit Datum, Anrede und Unterschrift versehener Brief, wie er aus der ganzen Anordnung sah, aber leider nicht mit gewöhnlicher Schrift, sondern in Ziffern, getrennten Buchstaben und räthselhaften Charakteren geschrieben.

      Er machte es sich bequem und setzte sich an den Schreibtisch, um den Versuch zu machen, das Schreiben zu dechiffriren. Die Erlebnisse des heutigen Abends hatten seine Nerven so in Spannung versetzt, daß es ihm unmöglich war, an Ruhe und Schlaf zu denken, und so kam ihm diese Beschäftigung, der er sich mit dem größten Eifer hingab, nicht ungelegen.

      Er mußte dabei unwillkürlich an den Schlüssel denken, welchen er sich in der Bibliothek des Herzogs abgeschrieben hatte. Er zog daher sein Notizbuch hervor, fand aber, daß er es hier mit einer Schrift zu thun habe, deren Schlüssel ein vollständig anderer war.

      Es war nicht das erste Mal, daß er sich eine ähnliche Aufgabe stellte, und es war ihm stets gelungen, sie zu lösen, heut aber wollte ihm das nicht gelingen. Er gab sich die möglichste Mühe – vergebens. Da kam ihm der Gedanke, ob das Hinderniß nicht in einer Umstellung der Silben oder der Einschaltung eines Lautes bestehe. Er hatte als Knabe mit seinen Mitschülern oft eine ähnliche Spielerei gepflogen und sich mit ihnen in der B-, F- oder U-Sprache unterhalten. Er zog sich die am meisten vorkommenden Ziffern, Buchstaben und Zeichen heraus und sah bald seine Bemühung von Erfolg begleitet. Die Vokale und Diphthonge waren durch verschieden gestellte Punkte, die Konsonanten durch Ziffern bezeichnet und die Ziffern in der Weise umgestellt, daß sie mit einem regelmäßig wiederkehrenden U verbunden wurden. Er hatte es also mit der U-Sprache in Charakteren zu thun.

      Der Morgen graute bereits, als er den Schlüssel gewonnen hatte und nun den kurzen Brief zu lesen vermochte. Dieser lautete:

      »Helmberg, den 2. Juli.

      Lieber Bruder in Jesu!

      Deiner Aufforderung zu Folge erhältst Du heut im Passiren diese Zeilen. Das mir von Dir übertragene Werk schreitet rüstig fort und verspricht ein gutes Gelingen unserer Intentionen. Meine Agenten erweisen sich als tüchtig; alle Minen sind in Thätigkeit, denken.

      Für heute habe ich eine Versammlung meiner Untergebenen anberaumt und bin leider also verhindert, mich zu dem von Dir befohlenen Rendez-vous einzufinden, doch werde ich sicher bei dem nächsten am Siebenbrüdertag erscheinen und Dir ausführlich Bericht erstatten.

      Bis dahin, verehrter Bruder, sei im Herrn gegrüßt von Deinem eifrigen und getreuen H. de M.

      I. de la Robe.«

      Er sprang überrascht vom Stuhle auf.

      »Ein Jesuit de la Robe! Er ist von Adel, und zwar von französischem, wie es scheint! Ich habe es hier jedenfalls mit einer weitverzweigten Verbindung zu thun, welche den Zweck hat, durch eine Umstürzung der gegenwärtigen Verhältnisse, mit anderen Worten durch eine Revolution, den Jesuiten den Eingang in das Land zu erzwingen und sie, was die Folge davon sein würde, an das Ruder zu bringen. Emery hat Recht; dieser Rentier Aloys Penentrier ist ein hervorragendes Mitglied des Ordens und ein ebenso schlauer als kühner Mensch. Die Sache ist von unendlicher Wichtigkeit. Ich werde sofort wieder hinaus nach der Ruine gehen, um meine Untersuchung von Neuem aufzunehmen.«

      Er kleidete sich sofort wieder an, versah sich mit einem Stricke von der Länge dessen, den er am Brunnen in der Hand gehabt hatte, steckte eine Blendlaterne, Hammer, Zange und sonstiges Geräthe zu sich, dessen er bedürftig sein konnte, und machte sich dann auf den Weg.

      Als er die Treppe hinabstieg, vernahm er unten in der Werkstatt ein lautes, geräuschvolles Gähnen.

      »Uu-aah! Uu-aah! Thomas Schupert, was pist Du dumm und alpern! Erst drei Uhr, höchstens halp Viere; konntest noch peinahe zwei Stunden im Pette pleipen! Aper die Zigeunerin, die Hexe, hat mir keine Ruhe gelassen. Sie ist mir im Traum erschienen, hat mich gehetzt und gejagt wie ein pöser Geist und mir das Gesicht zerkratzt und zerpissen. Es ist nur gut, daß es blos im Traum passirt ist, denn sonst könnte ich mich vor der Parpara Seidenmüller zehn Wochen lang nicht sehen lassen.«

      Max mußte lächeln bei diesem lauten Monologe, der an den Liebesgedanken des