Песнь о Нибелунгах / Das Nibelungenlied. Старонемецкий эпос. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Старонемецкий эпос
Издательство: Издательство АСТ
Серия: Bilingua подарочная: иллюстрированная книга на языке оригинала с переводом
Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 978-5-17-152387-9
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Mägdelein.

      388 Die goldrothen Schilde trug man an den Strand

      Und schaffte zu dem Schiffe all ihr Rüstgewand;

      Ihre Rosse ließ man bringen: sie wollten nun hindann.

      Wie da von schönen Frauen so großes Weinen begann!

      389 Da stellte sich ins Fenster manch minnigliches Kind.

      Das Schiff mit seinem Segel ergriff ein hoher Wind.

      Die stolzen Heergesellen saßen auf dem Rhein;

      Da sprach der König Gunther: „Wer soll nun

      Schiffmeister sein?“

      390 „Das will ich,“ sprach Siegfried: „ich kann euch

      auf der Flut

      Wohl von hinnen führen, das wißt, Helden gut;

      Die rechten Wasserstraßen sind mir wohl bekannt.“

      So schieden sie mit Freuden aus der Burgunden Land.

      391 Eine Ruderstange Siegfried ergriff;

      Vom Gestade schob er kräftig das Schiff.

      Gunther der kühne ein Ruder selber nahm.

      Da huben sich vom Lande die schnellen Ritter lobesam.

      392 Sie führten reichlich Speise, dazu guten Wein,

      Den besten, den sie finden mochten um den Rhein.

      Ihre Rosse standen still in guter Ruh;

      Das Schiff gieng so eben, kein Ungemach stieß ihnen zu.

      393 Ihre starken Segelseile streckte die Luft mit Macht;

      Sie fuhren zwanzig Meilen, eh niedersank die Nacht,

      Mit günstigem Winde nieder nach der See;

      Ihr starkes Arbeiten that noch schönen Frauen weh.

      394 An dem zwölften Morgen, wie wir hören sagen,

      Da hatten sie die Winde weit hinweggetragen

      Nach Isenstein der Veste in Brunhildens Land,

      Das ihrer Keinem außer Siegfried bekannt.

      395 Als der König Gunther so viel der Burgen sah

      Und auch der weiten Marken, wie bald sprach er da:

      „Nun sagt mir, Freund Siegfried, ist euch das bekannt?

      Wem sind diese Burgen und wem das herrliche Land?

      396 "Ich hab all mein Leben, das muß ich wohl gestehn,

      So wohlgebauter Burgen nie so viel gesehn

      Irgend in den Landen, als wir hier ersahn;

      Der sie erbauen konnte, war wohl ein mächtiger Mann."

      397 Zur Antwort gab ihm Siegfried: "Das ist mir

      wohlbekannt;

      Brunhilden sind sie, die Burgen wie das Land

      Und Isenstein die Veste, glaubt mir fürwahr:

      Da mögt ihr heute schauen schöner Frauen große Schar.

      398 "Ich will euch Helden rathen: seid all von einem Muth

      Und sprecht in gleichem Sinne, so dünkt es mich gut.

      Denn wenn wir heute vor Brunhilden gehn,

      So müßen wir in Sorgen vor der Königstochter stehn.

      399 "Wenn wir die Minnigliche bei ihren Leuten sehn,

      Sollt ihr erlauchte Helden nur Einer Rede stehn:

      Gunther sei mein Lehnsherr und ich ihm unterthan;

      So wird ihm sein Verlangen nach seinem Wunsche

      gethan."

      400 Sie waren all willfährig zu thun, wie er sie hieß:

      In seinem Uebermuthe es auch nicht Einer ließ.

      Sie sprachen, wie er wollte; wohl frommt’ es ihnen da,

      Als der König Gunther die schöne Brunhild ersah.

      401 "Wohl thu ichs nicht so gerne dir zu lieb allein,

      Als um deine Schwester, das schöne Mägdelein.

      Die ist mir wie die Seele und wie mein eigner Leib;

      Ich will es gern verdienen, daß sie werde mein Weib."

      Abenteuer 7

      Wie Gunther Brunhilden gewann

      402 Ihr Schifflein unterdessen war auf dem Meer

      Zur Burg heran gefloßen: da sah der König hehr

      Oben in den Fenstern manche schöne Maid.

      Daß er sie nicht erkannte, das war in Wahrheit ihm leid.

      403 Er fragte Siegfrieden, den Gesellen sein:

      "Hättet ihr wohl Kunde um diese Mägdelein,

      Die dort hernieder schauen nach uns auf die Flut?

      Wie ihr Herr auch heiße, so tragen sie hohen Muth."

      404 Da sprach der kühne Siegfried: "Nun sollt ihr heimlich

      spähn

      Nach den Jungfrauen und sollt mir dann gestehn,

      Welche ihr nehmen wolltet, wär euch die Wahl verliehn."

      "Das will ich," sprach Gunther, dieser Ritter schnell

      und kühn.

      405 "So schau ich ihrer Eine in jenem Fenster an,

      Im schneeweißen Kleide, die ist so wohlgethan:

      Die wählen meine Augen, so schön ist sie von Leib.

      Wenn ich gebieten dürfte, sie müste werden mein Weib."

      406 "Dir hat recht erkoren deiner Augen Schein:

      Es ist die edle Brunhild, das schöne Mägdelein,

      Nach der das Herz dir ringet, der Sinn und auch der Muth."

      All ihr Gebaren dauchte König Gunthern gut.

      407 Da hieß die Königstochter von den Fenstern gehn

      Die minniglichen Maide: sie sollten da nicht stehn

      Zum Anblick für die Fremden; sie folgten unverwandt.

      Was da die Frauen thaten, das ist uns auch wohl bekannt.

      408 Sie zierten sich entgegen den unkunden Herrn,

      Wie es immer thaten schöne Frauen gern.

      Dann an die engen Fenster traten sie heran,

      Wo sie die Helden sahen: das ward aus Neugier gethan.

      409 Nur ihrer Viere waren, die kamen in das Land.

      Siegfried der kühne ein Ross zog auf den Strand.

      Das sahen durch die Fenster die schönen Frauen an:

      Große Ehre dauchte sich König Gunther gethan.

      410 Er hielt ihm bei dem Zaume das zierliche Ross,

      Das war gut und stattlich, stark dazu und groß,

      Bis der König Gunther fest im Sattel saß.

      Also dient’ ihm Siegfried, was er hernach doch ganz

      vergaß.

      411 Dann zog er auch das seine aus dem Schiff heran:

      Er