Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis. Rolf Michael. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Michael
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Год издания: 0
isbn: 9783956179044
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Blick wirkte erschöpft, die Augen glänzten fiebrig.

      Sie hob den Kopf.

      „Vielleicht gibt es in dieser Welt weder einen Sonnenaufgang, noch einen Tag“, befürchtete sie.

      „Das wäre doch absurd.“

      „Nicht absurder, als alles andere, was hier geschieht.“

      *

      Irgendwann schimmerte dann wieder das Mondlicht durch die grauen Nebelschwaden. Zumindest glaubten Brenda und Robert zunächst, dass es sich um das Mondlicht handelte.

      Aber schon bald waren sie sich da gar nicht mehr so sicher, denn plötzlich tauchten mehrere derartige Lichtflecke in verschiedenen Richtungen auf.

      Robert blieb stehen. „Das gibt es doch nicht!“, stieß er hervor.

      Brenda wurde durch das Auftauchen dieser zusätzlichen Lichter aus ihrer Apathie gerissen.

      „Das müssen Irrlichter sein!“, war sie überzeugt.

      „Irrlichter, die nur den Sinn haben, uns zu verwirren.“

      „Meinst du wirklich?“

      „Auf jeden Fall irgendeine Teufelei!“

      „Fragt sich nur, nach welchem dieser Lichter wir uns jetzt richten sollen.“

      „Spielt das noch eine Rolle?“

      Sie entschieden sich für eines der Lichter, aber schon nach kurzer Zeit tauchten weitere Lichter aus dem Nebel auf.

      Manche bewegten sich, als würde jemand eine Fackel schwenken.

      Andere verschmolzen scheinbar miteinander oder teilten sich aus unerfindlichen Gründen.

      Jedenfalls verloren Robert und Brenda schon nach kurzer Zeit den letzten Rest ihrer Orientierung.

      Bald hatten sie sich vollkommen verlaufen.

      „Gib’s zu, wir könnten jetzt schon stundenlang im Kreis laufen und würden es nicht merken!“, erklärte Brenda irgendwann.

      Das Heulen eines Wolfes ließ sie beide plötzlich aufhorchen.

      „Das kam ganz aus der Nähe!“, glaubte Robert.

      Er hielt die Armbrust mit beiden Händen, konnte im Nebel nichts erkennen. Äste knickten. Dann war erst einmal nichts mehr zu hören.

      „Ich weiß nicht, ob eine Armbrust mit Holzpflöcken wirklich gegen alle Schattenkreaturen das richtige Mittel ist, Robert.“

      Er zuckte die Schultern. „Schon möglich, dass die verschiedenen Waffen auf unterschiedliche Gegner auch eine verschieden starke Wirkung haben. Und so wie es aussieht, werden wir wohl Gelegenheit bekommen, das genau auszuprobieren. Schließlich müssen wir ja den Endgegner des letzten Levels erreichen.“

      „Ich glaube das nicht, Robert.“

      „Nein?“

      „Ich denke, dieser Gnom…“

      „Dienstbarer Dämon nannte er sich!“

      „Wie auch immer. Dieser kleine Teufel wollte uns doch nur auf eine bestimmte Bahn bringen. Wir sollten uns nicht darauf einlassen.“

      „Leider haben wir doch keine andere Wahl! Dass wir den Schlossherrn töten müssen, um in ein höheres Level zu gelangen, gehört doch zu den wenigen Hinweisen, die wir besitzen!“

      Brenda wollte sich auf der knorrigen, vereisten Wurzel eines besonders großen und breiten Baumes niedersetzen.

      Mindestens zwei Dutzend Männer wären nötig gewesen, um diesen Baumriesen einmal mit ausgestreckten Armen zu umfassen.

      „Wir müssen in Bewegung bleiben Brenda, sonst ist es aus.“ Sie wusste, dass er Recht hatte. Und doch war die Versuchung inzwischen sehr groß geworden, sich einfach niederzulegen und die Augen zu schließen, um anschließend auf den Angriff der ausschwärmenden Nachtkreaturen zu warten.

      Auf diesen Moment warteten die Schattenwesen im Schloss doch nur! , sagte sich Robert. Und er war wild entschlossen, ihnen diesen Gefallen nicht zu tun.

      „Ja…“, murmelte sie.

      „Wenn wir reden, ist das auch ein Mittel gegen die Müdigkeit. Also lass es nicht still werden.“ Erneut knackten Äste. Etwas Dunkles kam aus dem Nebel heraus. Es war ein riesiger Wolf mit struppigen weißem Fell und roten Augen. Ein Albino. Er hechelte und musterte Brenda und Robert.

      Die beiden erstarrten förmlich.

      Robert hob langsam die Armbrust. Er ahnte, dass dieses Tier ein gewaltiges Sprungvermögen hatte und innerhalb von Sekundenbruchteilen bei ihm sein und seine Kehle zerfleischen konnte. Der Wolf knurrte leicht und entblößte dabei sein Gebiss.

      Ein durchdringender Pfiff ertönte. Das Tier drehte um und verschwand wenig später im Nebel.

      Etwas später war nach einmal aus weiter Ferne das Heulen des Wolfs zu hören.

      Ein Chor seiner Artgenossen antwortete ihm aus verschiedenen Richtungen.

      *

      Robert und Brenda wankten halb erfroren vorwärts, bis sie schließlich einen Singsang hörten. Es war eine helle Frauenstimme, die in einer unbekannten Sprache ein Lied vor sich hin sang.

      Ein flackerndes Licht schimmerte durch den Nebel. Es wirkte wärmer, als die fahlen Irrlichter, von denen eines der Mond sein mochte.

      Als Robert und Brenda sich weiter näherten, mischten sich knisternde Laute in den Gesang der Frau hinein.

      Hin und wieder waren auch die Wölfe zu hören, die überall im Umkreis zu finden waren. Es gab also keine Möglichkeit, vor ihnen auszuweichen. Sie haben uns längst eingekreist! , dachte Robert.

      „Ein Feuer!“, stieß Brenda hervor. „Das muss ein Feuer sein!“

      Ein Ruck ging durch ihren Körper, der auf einmal von neuer Kraft erfüllt war. Sie ging schneller.

      „Warte! Wir sollten vorsichtig bleiben!“, gab Robert zu bedenken. „Es könnte sich um eine Falle handeln – oder um eine Aufgabe, die wir erfüllen müssen, um zum Schloss zu gelangen.“

      „Ja“, murmelte sie. Einen kurzen Moment nur die Wärme dieses Feuers spüren! , ging es ihr durch den Kopf. Was würde ich dafür jetzt alles geben…

      Eine rußige Wolke aus schwarzem Qualm wehte ihnen entgegen. Sie vermischte sich mit dem grauen Nebel.

      Aus dem Nichts tauchten ein gutes Dutzend der riesigen weißen Albino-Wölfe auf. Sie umringten Robert und Brenda knurrend, hielten aber gehörigen Abstand.

      Brenda legte sicherheitshalber einen Pfeil in den Bogen ein, obwohl sie bezweifelte, dass ihr dies im Ernstfall helfen konnte. Selbst wenn sie es schafften, die ersten Angreifer zu stoppen, waren immer genug dieser Bestien vorhanden, um sie schon im nächsten Moment bei lebendigem Leib zu zerfleischen.

      Der Speichel troff den Albino-Wölfen aus dem Maul, während sie die Ankömmlinge interessiert musterten und ihre Witterung aufnahmen.

      „Am besten, wir unterlassen jede überflüssige Bewegung“, schlug Robert vor.

      Brenda senkte den Bogen. „Ich frage mich, was sie davon abhält, uns einfach anzufallen?“

      „Gute Erziehung, würde ich sagen. Sie gehorchen irgendjemandem.“

      „Der Frau, die da singt?“

      „Keine Ahnung, aber wir sollten uns keinen Illusionen darüber hingeben, dass sie sofort zuschlagen, wenn ihr Herr und Meister es ihnen befiehlt. Fragt sich nur, wer das ist.“

      „Dieser Schlossherr mit seinen Schattenkreaturen scheidet ja wohl aus, würde ich sagen“, äußerte Brenda ihre Ansicht.

      „Sonst