Zauberer und Höllentore: Acht Fantasy Krimis. Rolf Michael. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rolf Michael
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Год издания: 0
isbn: 9783956179044
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zu, der aus seltsam verwachsenen Bäumen bestand. Dazwischen war dichtes Unterholz. Hier da fanden sich auch Nadelbäume, von denen Eiszapfen hingen.

      Der Schnee wurde hier allerdings plötzlich tiefer. Bis zu den Knien sanken sie ein und kamen kaum noch vorwärts.

      So leicht macht ihr es uns? Welch ein Enttäuschung!, nahmen sie beide die Gedankenstimme eines ihrer Verfolger wahr. Ein Chor aus kreischendem Gelächter erscholl.

      Robert spürte, wie ihn etwas im Rücken berührte und einen Schlag versetzte, der ihn in den Schnee taumeln ließ.

      Er drehte sich am Boden um die eigene Achse, riss das Rapier heraus, aber sein Handgelenk wurde von der Klauenhand der Nachtkreatur gepackt und zur Seite gebogen. Ein Griff wie ein Schraubstock, gegen den Robert nichts tun konnte.

      Eine namenlose, unfassbare Kälte ging von dieser Berührung aus. Die Kälte dieser Winterlandschaft war nichts dagegen.

      Eine zweite Klauenhand griff nach Roberts Hals.

      Das tierhafte Maul des Monstrums öffnete sich und ein fauliger, übel riechender Atem betäubte Roberts Sinne. Das dämonische Leuchten hypnotisierte ihn. Er spürt, wie sein Willem zum Widerstand erlahmte und ihm langsam, aber sicher alles gleichgültig wurde.

      Der bleiche, an einen Halbaffen erinnernde Kopf senkte sich nieder und schon berührten die spitzen Reißzähne Roberts Haut.

      Die triumphierende Äußerung der Gedankenstimme erreichte ihn noch.

      Schwächling! Es war schnell zu Ende mit dir!

      Kapitel 4: Kreaturen der Finsternis

      Irgendwo hatte Robert mal gelesen, dass man das eigene Leben wie einen Film innerhalb von Sekunden vor sich ablaufen sah, wenn man seine letzten Momente erlebte.

      Er hatte sich das nie richtig vorstellen können und deshalb für Unsinn gehalten. Aber jetzt geschah genau das! Er sah Szenen aus seinem bisherigen Leben vor sich. Wie Zeitrafferaufnahmen wirkte das. Aber es lief immer wieder auf dasselbe hinaus. Der Typ an der DeKalb Station… Verdammt, ich hätte mich nie von ihm anquatschen lassen sollen…

      Aber für diese Erkenntnis war es jetzt zu spät.

      Das Fledermausmonster, das sich über ihn beugte, stieß jetzt einen tiefen, grollenden Laut aus, der ein paar ausgesprochen schrille Obertöne hatte, die Robert fast das Gehör raubten.

      Blut! , dachte das Wesen.

      Plötzlich surrte etwas durch die Luft.

      Ein Pfeil!

      Brenda musste ihn abgeschossen haben. Er fuhr dem Monstrum in die Schulter. Die Nachtkreatur brüllte laut auf.

      Ein weiterer Pfeil fuhr ihr in den Oberkörper und durchbohrte ihn.

      Nein!

      Der Schrei der Gedankenstimme fuhr wie ein schmerzhafter Stich durch Roberts Hirn. Das Wesen zerfiel zu übel riechendem Staub, der auf Robert herabrieselte und ihm schier den Atem nehmen drohte.

      Nichts blieb von dem Ungeheuer. Nicht einmal die Knochen.

      Der beinahe hypnotische Bann der dämonischen Augen war gebrochen. Robert drehte auf dem Boden herum.

      Dort, wir er gerade noch gelegen hatte, stürzte sich eine andere Nachtkreatur mit geöffnetem Maul zu Boden, um das Werk seines Vorgängers zu vollenden.

      Auch dieses Wesen wurde von Brendas Pfeil getroffen und zerfiel zu Staub. Robert richtete sich auf. Im nächsten Moment stand er wieder auf den Beinen als bereits die dritte Kreatur herannahte.

      Diesmal griff Robert zum Schwertgriff. Er zog die zweischneidige Klinge aus dem Futteral auf seinem Rücken und hielt sie mit beiden Händen. Das Wesen stürzte sich auf ihn.

      Der Schrei, der dabei ausgestoßen wurde, war so schrill, dass er kaum zu ertragen war und einen allein schon in den Wahnsinn treiben konnte.

      Robert hieb der Kreatur den Kopf ab.

      Auch sie zerfiel zu Staub, der grau über den weißen Schnee gestreut wurde.

      Drei Angreifer waren noch übrig, doch die waren jetzt vorsichtiger geworden. Sie zogen Kreise über den Köpfen von Brenda und Robert.

      „Danke übrigens!“, sagte Robert keuchend. „Das war ziemlich knapp eben!“

      „Schon gut. Aber sag nie wieder, dass das alles nur ein Spiel ist!“

      „Das wirst du nicht mehr von mir hören, Brenda!“, versprach Robert.

      Sie legte einen weiteren Pfeil ein und schoss ihn ab, aber er ging daneben.

      „Wir dürfen unsere Waffe nur benutzen, wenn wir absolut sicher sind, damit auch einen Erfolg zu erzielen“, sagte Robert.

      „Du meinst, dieser nicht gerade sehr zuvorkommende Diener-Dämon gibt uns keine weiteren Pfeile?“

      „Sehr hilfsbereit schien er mir jedenfalls nicht.“ Sie gingen Schritt für Schritt weiter in den Wald. Robert schlug das gefrorene Geäst des Unterholzes aus dem Weg. Hier, zwischen den knorrigen, eigenartig verwachsenen Bäumen und dem größtenteils blattlosen und von einer Eisschicht überzogenen Geäst der Sträucher, war es für die Fledermaus-Monster sehr viel schwerer, ihre Beute am Boden anzugreifen.

      Zahllose gefrorene Äste behinderten sie dabei.

      Mochten diese Schattenwesen auch über eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit nach Verletzungen verfügen, so stand nach Roberts Beobachtungen allerdings fest, dass auch sie es vorzogen, nicht verletzt zu werden.

      Aber wenn sie nicht in dem Gewirr aus gefrorenen Ästen hängen bleiben wollten, dann mussten sie sich schon auf den Boden begeben.

      Aber dort waren sie leichter zu stellen und zu vernichten.

      Für einige Momente schienen die Kreaturen etwas ratlos zu sein. Mit aufgeregtem Flügelschlag zogen sie ihre Runden über den beiden Flüchtenden, die immer weiter in den Wald vorstießen.

      Brenda lehnte sich schließlich völlig außer Atem gegen einen Baum. Ihr Kopf war hochrot. Sie glühte förmlich.

      Robert nahm die Armbrust von der Schulter und legte einen der Holzpflöcke ein. Man musste ziemlich viel Kraft aufwenden, um die Waffe zu spannen. Aber schließlich gelang es ihm.

      „Robert, die beobachten uns und warten nur darauf, zuschlagen zu können!“

      „Ich weiß. Gehen wir tiefer in den Wald. Es wird dort immer schwieriger für sie, uns zu erreichen.“ Brenda zuckte plötzlich zusammen, als von oben etwas auf sie herabstürzte.

      Ein Eiszapfen hatte sich von einem der oberen Äste des Baumes, an die sich gerade anlehnte, gelöst.

      Wie die Klinge eines riesigen Dolchs fuhr dieser mehr als ein Meter lange Zapfen mit seiner Spitze in den Boden.

      Brenda schluckte. „Ganz ungefährlich ist es hier aber auch nicht“, stieß sie hervor.

      „Jedenfalls wissen wir inzwischen, dass für diese Monstren das meiste zu gelten scheint, was in klassischen Vampirgeschichten über die Blutsauger bekannt ist.“

      „Du meinst, man kann sie pfählen! Wie tröstlich!“

      „Und man tötet sie auch, wenn man ihnen den Kopf abschlägt. Aber es wäre ja auch möglich, dass sie auf das Sonnenlicht reagieren. Dann hätten wir zumindest am Tag zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang Ruhe vor ihnen.“ Sie stapften weiter durch den Schnee und hatten dabei immer wieder ängstlich den Blick empor gerichtet. Einerseits, um nicht von einem der zahllosen Eiszapfen erschlagen zu werden, die von den Bäumen herabhingen und andererseits um die drei Nachtkreaturen im Auge zu behalten, die ihre Jagd offenbar noch lägst nicht aufgegeben hatten.

      So schnell werdet ihr uns nicht los! , meldete sich die Gedankenstimme.

      Sie