Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Rehfeld
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783956179129
Скачать книгу
.. ich habe versucht, Resool zu Hilfe zu kommen, aber es war bereits zu spät", erklärte Quarron. Seine Augen glänzten feucht, und seine Stimme klang krächzend, immer wieder wurde sie von mühsam unterdrückten Schluchzern erschüttert. Die Worte quollen zähflüssig aus seinem Mund wie Blut aus einer Wunde, und sicherlich erschienen sie ihm ebenso schmerzhaft. "Alles dauerte nur wenige Minuten. Sein Drache stürzte ab, noch bevor ich ihn erreichte. Es gab nichts, was ich noch für ihn tun konnte, stattdessen geriet ich selbst in Gefahr. Ich konnte nur versuchen, mich und meinen Drachen in Sicherheit zu bringen, als diese Bestien sich plötzlich auch auf uns stürzten. Ich floh, aber viele von ihnen verfolgten mich. Einige konnte ich mit meiner Armbrust abwehren, als sie nah genug heran waren, doch da es ja nur ein Aufklärungsflug sein sollte, hatte ich nicht allzu viele Pfeile dabei. Auch der Drache hat viele dieser Ungeheuer getötet, aber sie waren wie rasend. Selbst wenn sie schwer verletzt waren, kämpften sie noch weiter. Mit ihren dolchartigen Reißzähnen und ihren rasiermesserscharfen Krallen durchdrangen sie sogar seinen Schuppenpanzer. Diese verdammten Ungeheuer fügten ihm schreckliche Verletzungen zu, und ich glaube, wir wären ebenfalls verloren gewesen, wenn es nur ein paar mehr von ihnen gewesen wären. So aber konnten wir uns mit knapper Not retten." Er schloss für einen Moment die Augen. "Da der Flügel meines Drachen jedoch schwer verletzt war, konnten wir längst nicht so schnell wie normal fliegen und haben so lange für die Rückkehr gebraucht. Ich ... ich bin froh, dass es uns überhaupt gelungen ist. Ein paarmal zwischendurch habe ich schon gedacht, der Drache schafft es nicht mehr weiter."

      Betroffenes Schweigen folgte seinen Worten. Erst nach einigen Sekunden ergriff Borrus wieder das Wort und stellte einige weitere Detailfragen an den Drachenreiter, doch Maziroc hörte kaum noch zu. Ihn beschäftigte in Gedanken etwas ganz anderes. Er hatte selbst gesehen, wie schwer verletzt der Drache gewesen war, und auch ihm war klar gewesen, dass das Tier nicht mehr allzu schnell geflogen sein konnte, doch erst die letzte Bemerkung des Zwerges hatte ihn mit der Nase geradezu auf das Problem gestoßen.

      Er wandte sich an eine der Wachen und ließ eine Karte bringen, auf der Miirn und die Nordermark bis hinunter zu den Barbarenländern eingezeichnet waren. Mit Einverständnis der Könige wandte er sich an den Drachenreiter und ließ sich von ihm zeigen, wo er die Damonen entdeckt hatte. Ohne zu zögern deutete der Zwerg auf einen Punkt der Karte. Maziroc sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

      "Seid Ihr ganz sicher?", hakte er zur Sicherheit nach, obwohl er es längst wusste. Anhand der geschätzten Geschwindigkeit des verletzten Drachen hatte er bereits eine grobe Schätzung vorgenommen hatte, wie weit entfernt der Kampf ungefähr stattgefunden haben musste, doch diese Schätzung erwies sich gegenüber der Wahrheit sogar noch als zu optimistisch.

      Der Drachenreiter nickte energisch mit dem Kopf. "Natürlich bin ich mir sicher. Es war ganz in der Nähe dieser Bucht am Ufer des großen Binnenmeeres. Nur ein paar Kilometer von der Grenze entfernt."

      "Und in welche Richtung drangen die Damonen vor?", fragte Borrus.

      "Sie bewegten sich nach Nordosten, direkt auf Miirn zu. Mittlerweile dürften sie die Grenze bereits überquert haben."

      "Das heißt, sie rücken direkt auf die Todessümpfe vor", stieß Farin erschrocken hervor. "Und damit auch auf Ravenhorst."

      Hektisches Getuschel folgte ihren Worten, bis Borrus ein paarmal mit der Faust auf den Tisch schlug und mit energischer Stimme Ruhe verlangte.

      "Das ist die ganz normale Route, wenn sie beabsichtigen, nach Miirn und von dort in die östlichen Länder einzufallen", erklärte er. "Ich bin davon überzeugt, dass sie am Rande der Sümpfe vorbeiziehen werden. Nicht einmal diese Damonen können so verrückt sein, einen offenen Angriff auf Ravenhorst zu unternehmen. Und wenn doch, dann dürfte sich diese Bedrohung Arcanas damit dann von selbst erledigen, denn dann wird es schon bald keine Damonen mehr geben. Wir würden sie vom Angesicht der Welt hinwegfegen, sobald sie sich in die Todessümpfe vorwagen sollten. Ihr könnt völlig unbesorgt sein."

      "Aber du hast gehört, dass sie bereits einen Drachen getötet haben", wandte Farin ein.

      "Sicher." Borrus nickte. Durch seine Haltung, sein Gesicht und seine Art zu sprechen versuchte er Ruhe und Gelassenheit zu vermitteln, doch Maziroc bemerkte anhand seiner kleinen, ruckartigen Gesten und seinem immer wieder unstet umherhuschenden Blick, dass auch der Kriegerkönig selbst unsicher war. "Einige dieser Ungeheuer können fliegen, wie wir jetzt wissen, und in einer hundertfachen Überzahl mögen sie sogar einem einzelnen Drachen gewachsen sein, aber sie können es niemals mit unserer gesamten Drachenarmee aufnehmen. Wie wir gehört haben, bilden diese Flugdamonen ohnehin die Ausnahme im Heer der Ungeheuer. Alle anderen bewegen sich auf dem Boden. Sollten sie tatsächlich so überheblich sein, in die Sümpfe vorzudringen, dann wird die Hälfte von ihnen bereits im Moor versunken sein, noch bevor sie den Ashran überhaupt erreichen. Die übrigen werden wir beim Besteigen des Berges bekämpfen, wie wir es bei jedem anderen Gegner auch tun würden. Egal, wie viele es auch sein mögen, mit kochendem Wasser und siedendem Pech, mit Gerölllawinen, mit der Hilfe unserer Drachen und schließlich mit den Pfeilen unserer Armbrüste werden wir sie zurücktreiben, bis ihre Kadaver sich am Fuße des Berges aufzutürmen beginnen."

      Borrus lächelte und blickte die rechts und links von ihm sitzenden Zwerge nacheinander an.

      "Aber das ist ohnehin nur Spekulation", fügte er nach einer kurzen Pause hinzu. "Jeder weiß, dass Ravenhorst eine uneinnehmbare Festung ist. Diese Damonen werden nicht hierherkommen, wenn sie auch nur einen Funken Verstand haben. Und falls sie doch einen entsprechenden Versuch wagen, werden sie schon bald erkennen, wie sinnlos ein solcher Angriff ist." Er straffte sich. "Viel mehr Sorgen mache ich mir um das übrige Miirn. Das Land ist zwar nur dünn besiedelt, aber wenn sie nicht durch irgendwelche Flüchtlinge gewarnt wurden, dürften die Menschen in den Städten, Dörfer und auf den Gehöften noch völlig ahnungslos sein, in welcher Gefahr sie schweben. Ich werde Boten aussenden, um sie zu warnen."

      "Und auch ihr Leben in Gefahr bringen, nur um das von primitiven Menschen zu schützen? Was geht es uns an, was aus ihnen wird?", ereiferte sich Shira.

      "Selbst wenn wir keine engeren Kontakte zu ihnen wünschen, können wir sie angesichts einer solchen Gefahr nicht einfach ihrem Schicksal überlassen", widersprach Farin heftig. Sie wirkte erschrocken über die Verachtung und fast fanatische Ablehnung, mit der Shira über die Menschen sprach.

      "Außerdem wird es noch mehrere Tage dauern, bis die Damonen die ersten Ausläufer der Todessümpfe erreichen. Da unsere Boten ihnen nicht entgegenfliegen müssen, besteht also keine Gefahr für sie", stimmte Garwin ihr zu.

      "Ich schätze die Menschen nicht sonderlich, aber auch ich bin dafür, sie zu warnen", schloss sich Naxon an. "Allerdings habe ich dafür neben Mitleid auch ganz handfeste Gründe. Wenn die Damonen ihre Städte allzu leicht überrennen und niemand ihnen wirksam Widerstand entgegensetzt, dann steigt damit die Gefahr, dass sie sich irgendwann wirklich auch gegen Ravenhorst wenden. Je erfolgreicher die Menschen im Kampf gegen die Damonen sind, desto sicherer können auch wir uns fühlen."

      Mit wachsendem Missmut lauschte Maziroc der Diskussion, die mittlerweile einen völlig anderen Verlauf nahm, als er es erhofft hatte.

      "Verzeiht, wenn ich mich einfach einmische", platzte er schließlich heraus. "Während ihr darüber beratet, ob die Menschen in Miirn es wert sind, von Euch gewarnt zu werden, solltet Ihr nicht vergessen, dass auch Ihr noch nichts von der Gefahr wüsstet, wenn ich nicht gekommen wäre, um Euch zu warnen. Ich denke, die gleiche Gefälligkeit, die ich Euch damit erwiesen habe, schuldet Ihr auch anderen. Aber das war nur der eine Grund für mein Kommen." Er blickte Borrus scharf an. "Hauptsächlich kam ich her, um Euch um Hilfe zu bitten. Ich hatte die Hoffnung, auch die Zwerge würden sich zusammen mit allen anderen Völkern in eine Allianz einreihen, um den Damonen vereinten, erfolgreichen Widerstand entgegensetzen zu können. Aber wenn Euch schon die Entscheidung so schwer fällt, ob Ihr auch nur Boten mit einer Warnung zu den Menschen schicken sollt, dann ist es wohl müßig, Euch noch einmal zu fragen, ob Ihr bereit seid, aktiv am Kampf gegen die Damonen teilzunehmen. Offenbar verschwende ich hier nur meine Zeit."

      Er fuhr herum und ging mit weit ausgreifenden Schritten auf den Ausgang zu, doch ein Zuruf