Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Rehfeld
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Год издания: 0
isbn: 9783956179129
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Euren Besuch wirklich so wichtig ist, werdet Ihr sicherlich auch umgehend eine Audienz bei unseren Königen erhalten. Dieser Mensch dort jedoch muss umkehren. Ihr wisst, dass wir keine Fremden in Ravenhorst dulden."

      "Ich weiß, dass Ihr es nur ungern tut, aber ich weiß auch, dass es kein Gesetz, sondern nur eine Regel ist, von der Ihr auch durchaus bereit seid, in dringenden Fällen einmal abzuweichen", entgegnete Maziroc unbeirrt. "Auch als ich selbst vor vielen Jahren zum ersten Mal herkam, war ich nur ein Fremder."

      "Das war etwas anderes", widersprach Kari. "Ihr wart damals schon ein äußerst angesehener Magier, und außerdem hattet Ihr einen der unseren bei Euch, der ohne Eure Hilfe gestorben wäre."

      "Und diesmal habe ich einen Freund bei mir, ohne dessen Hilfe ich den Weg hierher vermutlich nicht lebend überstanden hätte." Maziroc verzog das Gesicht und machte eine unwillige Geste. "In Valens Namen, der Grund meines Kommens ist viel zu ernst, als dass wir es uns leisten können, Zeit mit solchem Unfug zu vergeuden. Ich verbürge mich dafür, dass Pollus die Stadt unverzüglich wieder verlässt, falls Eure Könige es wünschen sollten, und ich werde mit ihm gehen. Aber jetzt bringt uns endlich hin."

      Kari zögerte noch ein paar Sekunden, dann nickte sie. "Also gut", erklärte sie, dann wandte sie sich zu Pollus um. "Dein Schwert!", verlangte sie herrisch. Mit einer Handbewegung bedeutete Maziroc dem Soldaten, der Aufforderung nachzukommen, woraufhin dieser sein Schwert zog und es der Zwergin gab, wenn auch nur widerstrebend und sichtlich ungern. Kari nickte zufrieden, betrachtete es einen Augenblick lang und schob es dann achtlos in ihren Gürtel. "Folgt mir", sagte sie.

      Der Verrat

      Zu ihrer Enttäuschung bekam Miranya den Drachen der Zwerge nicht einmal zu sehen, dabei wäre sie ohne zu zögern bereit gewesen, einen Arm oder ein beliebiges anderes Körperteil dafür zu opfern. Maziroc verabschiedete sich lediglich am nächsten Morgen von ihnen und ging dann mit Barkon fort. Nach knapp einer halben Stunde kehrte der Zwerg allein mit ernstem Gesicht zurück. Er teilte ihnen nur kurz angebunden mit, dass es mit dem Drachen keine Schwierigkeiten gegeben hätte und Maziroc nun zur Zitadelle Kenran'Dels unterwegs wäre, dann sonderte er sich demonstrativ ein paar Schritte von ihnen ab, um allein seinen Gedanken nachhängen zu können. Möglicherweise bedauerte er seinen in der vergangenen Nacht gefällten Entschluss bereits, zumindest machte ihm seine unter Umständen äußerst folgenschwere Entscheidung sichtlich zu schaffen.

      Statt in direkter Richtung auf das östlich gelegene Therion zu zu reiten, wandten sie sich nach ihrem Aufbruch zunächst nach Südosten. Hier wurde die Landschaft flacher, und als das Hügelland von Skant nach zehn Tagen hinter ihnen lag, ließ nicht nur die grimmige Kälte nach, sondern es lag hier auch bedeutend weniger Schnee, sodass sie bequemer und schneller vorankamen.

      Außerdem nahm hier auch die Gefahr, einer weiteren Patrouille der Hornmänner zu begegnen, immer mehr ab, je weiter sie sich von deren weiter nördlich gelegenen Clansburgen entfernten. Dies war allerdings eine Gefahr, die Miranya ohnehin nicht mehr allzu sehr fürchtete, seit sie sich in Begleitung der Zwerge befand. Selbst die Hornmänner würden es sich gründlich überlegen, eine zahlenmäßig so große Gruppe Zwergenkrieger anzugreifen, zumal die Aussicht auf nur geringe Beute in keinem Verhältnis zum Risiko und den zu erwartenden Verlusten an Kriegern stand.

      Immer wieder glitten Miranyas Gedanken zu Maziroc. Auf dem Drachen hatte er sein Ziel, die geheimnisvolle Zitadelle im Ödland von Sharolan, wahrscheinlich bereits am gleichen Tag erreicht, an dem er aufgebrochen war, spätestens am darauffolgenden. Das verschaffte ihm einen enormen Zeitvorsprung gegenüber der ursprünglichen Planung. Insofern hatten der Schneesturm und der Überfall durch die Hornmänner sogar noch etwas Gutes bewirkt.

      Dennoch war Miranya nicht gerade glücklich darüber. Zu gerne hätte sie diese Zitadelle persönlich gesehen. Zwar hatte Maziroc nur vage Andeutungen darüber gemacht, welche Wunder dort verborgen liegen und einer Entdeckung harren mochten, doch freilich war ihre Neugier dadurch erst recht geweckt worden. Dass sie diesen mysteriösen Ort nun gar nicht erst erreichen würde, erfüllte sie mit noch tieferem Bedauern, als bei dem Drachen, den sie auch nicht zu Gesicht bekommen hatte, denn schließlich hatte sie sich dieser Expedition hauptsächlich aus genau diesem Grund angeschlossen. Wegen dieser Denkweise war sie von Maziroc so scharf angefahren worden, sicherlich nicht zu Unrecht, doch in einem überzogenen Tonfall. Sicherlich zählte in erster Linie der Erfolg ihrer Reise, doch schließlich schloss das eine das andere in keiner Form aus.

      Aber wenn sie schon nicht zur Zitadelle gelangte, dann würde sie zumindest deren Besitzer kennenlernen, diesen Kenran'Del, der kaum weniger mysteriös und interessant zu sein schien - vorausgesetzt, es gelang Maziroc, ihn aus seinem tausendjährigen Schlaf zu erwecken, und es kam nicht auch dabei noch etwas dazwischen. Womöglich gab es den magischen Schlaf in Wahrheit gar nicht, und Kenran'Del war schon seit einem Jahrtausend tot, doch darüber wollte sie erst gar nicht weiter nachdenken.

      Die Zwerge erwiesen sich während der Reise als äußerst schweigsam. Mehrfach versuchte sie, Barkon in ein Gespräch zu verwickeln, und nachdem es ihr bei ihm nicht gelang, unternahm sie bei einigen der anderen Zwerge entsprechende Versuche, doch ihre sämtlichen Bemühungen blieben erfolglos. Sie waren ihr als Vingala gegenüber nicht ganz so verschlossen, wie sie es gegenüber einem normalen Menschen gewesen wären, im Grund waren sie sogar nicht einmal unfreundlich. Sie beantworteten ihre Fragen, zumindest die meisten, vermieden jedoch jedes darüber hinausgehende Wort, wodurch es gar nicht erst zu einem richtigen Gespräch kam.

      Wollte sie die restliche Reise nicht schweigend und allein verbringen, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich an Scruul oder den Gardesoldaten zu halten, einen älteren Veteranen, der ebenfalls ziemlich wortkarg war und sich als ausgesprochener Langeweiler entpuppte.

      Scruul hingegen hatte nicht nur gegen häufigere Gespräche mit ihr nichts einzuwenden, er kam sogar von sich aus mehrfach auf sie zu. Er verstand es, charmant zu plaudern, spannend über irgendwelche Erlebnisse zu erzählen, interessierte sich für das, was sie zu sagen hatte, und wenn sie über ihre Erfahrungen mit Magie oder über sonst irgendwelche Themen diskutierten, hatte das, was er dazu beisteuerte, meistens Hand und Fuß.

      Aber dennoch fühlte Miranya sich in seiner Nähe auch weiterhin meist unwohl und hielt es nie lange in seiner Gegenwart aus. Wie sie es schon von Anfang an gespürt hatte, hatte er etwas an sich, das sie abstieß. Dieser Eindruck änderte sich auch dadurch nicht, dass sie ihn besser kennenlernte. Sie konnte nicht sagen, was es war, doch manchmal jagte es ihr sogar eine eisige Gänsehaut über den Rücken.

      Schon früh hatte sie die Erfahrung gemacht, dass es oftmals gar nichts mit Sympathie zu tun hatte, wie gut sie mit irgendjemandem auskam. Sie konnte Menschen durchaus sympathisch und interessant finden, fand jedoch dennoch keinen rechten Draht zu ihnen und wusste schon nach kurzer Zeit nicht mehr, worüber sie sich mit ihnen unterhalten sollte. Gerade bei Männern war ihr das schon mehrfach so ergangen, am stärksten, wenn sie sich zudem auch noch ein wenig in sie verliebt hatte.

      Bei Scruul jedoch war es anders. Sie fand ihn als Person nicht unsympathisch und konnte sich darüber hinaus auch noch gut mit ihm unterhalten, aber dennoch löste seine Gegenwart nach kurzer Zeit etwas wie einen automatischen Fluchtimpuls bei ihr aus.

      Auch weiterhin hatte sie den Eindruck, als wäre er einst mit etwas abgrundtief Finsterem in Kontakt gekommen, von dem etwas an ihm haften geblieben war und immer noch an ihm klebte. Möglicherweise hatte es nicht einmal etwas mit ihm selbst zu tun, doch wann immer Miranya mit ihm sprach und in seine Augen